14.11

Abgeordnete Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Hie und da frage ich mich, was meine Kinder wohl einmal werden. Werden sie Tischler, werden sie Ärzte, Unterneh­mer? Oder werden sie einen Beruf ergreifen, den es heute noch gar nicht gibt? Es ist jedenfalls klar, dass sie rechnen, schreiben und lesen können müssen. Sie werden mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Englisch können müssen, und sie werden auch die di­gitalen Grundkompetenzen beherrschen müssen.

Ich bin relativ viel in Unternehmen, und dort höre ich immer, dass ihnen die Fachkräfte fehlen, vor allem im IT-Bereich, und dass das der größte Limitator unseres Wirtschafts­wachstums ist. Das gibt mir schon zu denken und zeigt mir, dass wir unsere Schule ins 21. Jahrhundert heben müssen.

Letzte Woche durfte ich einen Schulbesuch machen und war begeistert. Es war beein­druckend, wie die Schule in der Koppstraße digitale Materien in den Unterricht inte­griert. Ich habe dort gesehen, wie die Schüler dort die Mathematikaufgabe auf Tablets bekommen, die Aufgabe dann im Heft lösen und am Tablet die Antwort eingeben. In Sekundenschnelle haben sie dann ein Feedback, ob die Antwort richtig oder falsch ist, und dieses unmittelbare Feedback erhöht natürlich die Motivation. Der Lehrer hat sich dann nicht mehr mit der Korrektur zu beschäftigen, sondern kann zum Tutor werden. Er unterrichtet nicht mehr Standardwissen, sondern eigentlich Schüler. Er kann indivi­duell auf Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler eingehen, und das ist beein­druckend.

Was habe ich dort noch gesehen? – Die Schüler mussten aus Plastilin eine mathema­tische Formel legen und ein Video darüber drehen. Natürlich konnten sie am Ende die Formel aus dem Effeff. Wenn ich sie um halb zwei in der Nacht geweckt hätte, hätten sie sie auch gekonnt. Diese Art des Unterrichts erfordert sehr viel Eigeninitiative der Lehrenden, und an dieser Stelle möchte ich diesen einen großen Dank aussprechen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie des Abg. Vogl.)

Abgesehen von der Verwendung von digitalen Werkzeugen im Unterricht müssen wir aber natürlich auch über die Vermittlung von digitalen Grundkompetenzen sprechen. Mit der Einführung des Faches Digitale Grundbildung ab der Sekundarstufe I wurde ja seitens des Bildungsministeriums schon der erste Schritt gesetzt. Es ist sehr gut, dass das Bildungsministerium nun die Kompetenz vom Kindergarten bis zur Universität hat, denn natürlich müssen wir mit der Vermittlung von digitalen Grundkompetenzen schon viel früher beginnen – und das natürlich spielerisch. Um jedem Vorurteil gleich vorzu­greifen: Das bedeutet nicht ein stundenlanges Spiel auf dem Handy. Das ist ein Vorur­teil, das so nicht stimmt. Es gibt andere tolle Spiele, die dazu beitragen, dass Schüler logisch denken lernen, durch die ihnen gemeinsam das Coden beigebracht wird.

Meine Damen und Herren, in unserem Parlamentsklub bin ich für das Thema Digitali­sierung zuständig, aber auch als Mutter und Unternehmerin werde ich nicht müde, die Notwendigkeit eines Updates unseres Bildungssystems im Bereich Digitalisierung zu betonen. Was wir jetzt dafür brauchen, ist ein Plan, wie wir weiter vorgehen. Dieser soll auf dem Projekt Schule 4.0 aufbauen, aber auch die Stärken und Schwächen der letz­ten eineinhalb Jahre berücksichtigen. Dazu brauchen wir eine aktuelle IKT-Erhebung, denn die letzten Zahlen sind aus dem Jahr 2015, und das ist im IT-Bereich Steinzeit.

Wir brauchen auch eine transparente Kosten-Nutzen-Analyse des Einsatzes digitaler Medien. Wir brauchen auch eine bessere Ausbildung im digitalen Bereich, um die Pä­dagogInnen zu unterstützen und ihnen vor allem den Respekt vor dem Thema zu neh­men. Wir dürfen von ihnen aber auch verlangen, dass sie diese Angebote der Weiter­bildung im digitalen Bereich nutzen. Natürlich brauchen wir auch eine Analyse, welche Standardlerninhalte eventuell verringert werden können, damit Platz für Neues wie für digitale Inhalte ist. Wir werden auch Geld brauchen. Das ist eine Investition in die Zu­kunft. Hier werden wir mehr budgetäre Mittel brauchen, die übrigens in der Vergangen­heit für die Schule 4.0 nie budgetiert waren.

Ich freue mich sehr, dass unser Bildungsminister bis Ende des Jahres einen Bericht zu seinen Vorhaben im Bereich Digitalisierung in der Bildung vorlegen wird. Herr Bundes­minister, wir haben es in der Hand, unser Bildungssystem in das 21. Jahrhundert zu führen, und ich wünsche uns allen dabei eine gute Reise. – Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

14.15

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächste ist Frau Abgeordnete Gamon zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.