14.23

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (PILZ): Frau Präsidentin! Ein neuerliches Hallo an den Herrn Minister! Hallo auch meinen Kolleginnen und Kollegen und den Damen und Herren auf der Galerie! Heute haben wir einige Themen abzuarbeiten, und wir sind bei einem meiner Lieblingsthemen angekommen, das wir schon im Ausschuss des Öfteren diskutiert haben.

Ich habe schon im Zuge meiner Angelobung und in vielen Ausschüssen, in vielen Ge­sprächen über die Digitalisierung im Bildungsbereich gesprochen. Ich merke immer wieder: Man spricht oft von Äpfeln und Birnen. In der Diskussion habe ich häufig be­merkt, dass Menschen das Gefühl hatten, wenn ich Digitalisierung im Bildungsbereich anspreche, spreche ich zum Beispiel davon, Kinder in der Klasse sitzen zu haben, die in die Smartphones hineinstarren – nein, das ist es nicht, wovon ich spreche! –, oder davon, dass wir Lehrer durch Computer ersetzen wollen – das ist es auch nicht, wovon ich spreche.

Es sind Elemente dabei, denn es geht auch um Smartphones und Computer, aber es ist nicht das, was gemeint ist, sondern es geht um die Frage, wie digitale Werkzeuge im Unterricht eingesetzt werden können, um Wissen zu vermitteln, und darum, wie man Kinder und Jugendliche auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorbereiten kann. Mit der Digitalisierung kommen auch Möglichkeiten, die in der analogen Welt nicht gegeben sind und die – auf der anderen Seite – dort nur mit sehr viel Aufwand oder gar nicht realisiert werden können.

Gerade in der digitalen Welt sind individualisiertes Lernen und mehr Gleichheit im Bil­dungsbereich möglich. Da individualisiertes Lernen möglich ist, spielt die Herkunft der Menschen, der Kinder und Jugendlichen, nicht mehr so eine große Rolle, weil man auch auf das Individuum eingehen kann.

Es geht nicht darum, den Wissenserwerb effizienter zu machen – das ist auch etwas, das man oft hört –, es geht nicht darum, alles schneller, größer und noch effizienter zu machen, sondern darum, das Individuum zu fördern, technologische Werkzeuge zu verwenden, mit denen man die Fähigkeiten der Kinder noch mehr herausheben und fördern kann. Digitale Werkzeuge können das.

Dann wird es auch so sein, dass Menschen, die einen bestimmten familiären Hinter­grund haben und eine gewisse Bildung nicht genießen können, auch einen Vorteil ha­ben können.

Ein Beispiel dafür ist Studi.se, eine schwedische Plattform, bei der es darum geht, dass Kinder und Jugendliche, die nicht mit Schwedisch als Muttersprache aufgewachsen sind, sondern eine andere Muttersprache haben, durch Videos und andere Werkzeuge zuerst den Inhalt in ihrer Sprache hören. Das heißt, sie bereiten sich beispielsweise zu Hause vor, kommen in die Klasse und haben dann mit der Lehrerin die Konversation in Schwedisch, haben sich aber in ihrer Sprache bereits vorbereitet. Sprachwissenschaft­lerInnen geben uns hier recht. Sie sagen, wenn man in der eigenen Sprache sattelfest ist, wenn man die Muttersprache beherrscht, tut man sich leichter, eine zweite Sprache zu erlernen. Plattformen wie Studi.se werden mittlerweile auch in anderen Ländern wie Deutschland für Menschen mit Migrationshintergrund angewendet. So etwas könnten wir in Österreich auch brauchen.

Das ist nur ein Beispiel, wie man dabei helfen kann, solche Werkzeuge im Unterricht einzusetzen, und den Unterricht individualisiert gestalten kann. Da geht es um die Indi­vidualisierung. Es braucht viel mehr Möglichkeiten, wie man vom Frontalunterricht weg­gehen und auch die LehrerInnen entlasten kann. Das ist ebenfalls ein wichtiger Punkt, der im Zusammenhang mit den digitalen Werkzeugen unterschätzt wird. Soft Skills sind aber trotzdem wichtig und richtig, es muss der Kontakt im Klassenraum trotzdem ge­geben sein.

Darüber hinaus gilt es, einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu haben. Wenn man es sich anschaut: Jeder dritte Internetnutzer auf der Welt ist ein Kind. Das heißt, es ist wichtig, auch Kindern Medienkompetenz beizubringen.

Um die Digitalisierung im Bildungsbereich aber sinnvoll einsetzen zu können, gibt es zwei Grundvoraussetzungen: gut ausgebildete Lehrer und Infrastruktur. Die Infrastruk­tur wurde schon erwähnt. Wir wissen seit dem Jahr 2016, dass im Pflichtschulbereich 50 Prozent der Klassen kein WLAN in der Klasse haben. Das kann im Jahr 2018 nicht sein. Da müssen wir investieren. Wenn man zum Beispiel über die Grenze schaut: In Deutschland hat man im Koalitionsvertrag beschlossen, 5 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren zu investieren, um den Ausbau der IT-Infrastruktur an Schulen zu fördern. Ich würde mir von unserer Regierung ein Commitment, ein entschlossenes Vorgehen wünschen, wenn es um IT-Infrastruktur geht, und fordere es an dieser Stelle.

Zu den gut ausgebildeten Lehrern: Wir diskutieren hier die Digitalisierungsstrategie Schule 4.0, das heißt, in dem Papier kommen die Infrastruktur, aber auch die gut aus­gebildeten Lehrer vor. Ich glaube, da müssen wir einen Zahn zulegen – wir haben das schon öfter diskutiert und sind dabei. Da muss ich Kollegen Hauser widersprechen: Nur weil man zehn Jahre geschlafen hat, heißt das nicht, dass man die nächsten zehn Jahre auch noch schlafen muss. (Beifall bei der Liste Pilz. – Ruf bei der FPÖ: Das hat er ja gar nicht gesagt! Bitte sinnerfassend zuhören!)

Es geht darum: Wenn wir etwas verschlafen haben – und meiner Meinung nach sollten wir schon viel, viel weiter sein –, ist das keine Ausrede dafür, dass man Dinge jetzt noch weiter hinauszögert.

Wir werden auf jeden Fall zustimmen. Je früher, desto besser – ich hoffe, Sie schaffen die Evaluierung vielleicht noch vor Ende des Jahres, und ich wäre auch sehr interes­siert, zu sehen, was genau dabei herauskommt und welche Schritte dann gesetzt wer­den, denn Evaluierung heißt noch immer nicht Umsetzung. – Nummer eins.

Nummer zwei: Ich würde mir eine Präzisierung wünschen, denn diese Infrastruktur und diese Lehrkräfte, die ich gerade erwähnt habe, sind wichtig, diese Punkte müssen prä­zisiert werden, wenn es um die Umsetzung geht.

Wir müssen einen Zahn zulegen. Ich möchte, dass wir in diesem Bereich Vorreiter sind, und nicht, dass wir nachziehen müssen und in zehn Jahren vielleicht darüber dis­kutieren: Haben wir es verschlafen oder nicht? Ich glaube, es gibt eine Möglichkeit, aber wir müssen echt einen Zahn zulegen. (Beifall bei der Liste Pilz.)

14.30

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Kuss-Bergner. – Bitte schön.