16.36

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Lassen Sie mich eines vorausschicken: Als ausgebildete Religionspädagogin stehe ich dem konfessionellen Religionsunterricht positiv gegenüber und erachte ihn für äußerst wichtig.

Wollen wir die Fragen des Ethik- und Religionsunterrichts diskutieren, müssen wir uns ansehen, wie sich unsere Welt in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat. Wir leben heute in einem Land mit einer Vielfalt an religiösen Gemeinschaften und Kir­chen. Es gibt allein 16 gesetzlich anerkannte religiöse Gemeinschaften und Kirchen und ein halbes Dutzend Bekenntnisgemeinschaften, und es gibt immer mehr Men­schen, die sich keiner Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen. Es ist wichtig, dass un­sere Schulen auf diesen Wandel reagieren können und unsere Kinder auf das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft mit vielen Religionen und Weltanschauungen vorbe­reiten.

In einer parlamentarischen Enquete im Jahr 2011 hat der bekannte Theologe Universi­tätsprofessor DDr. Zulehner die Herausforderung wie folgt definiert: Ziel muss es sein, dass Schüler in Freiheit ihre eigene weltanschauliche und ethische Position überprüfen und klären können. Schließlich trägt eine umfassende Bildung, die das hohe Maß an weltanschaulicher und religiöser Pluralität abbildet, auch zur Sicherung des Friedens bei, wo dem anderen im Dialog und in Toleranz begegnet wird.

Zulehner bezog sich in seinem damaligen Statement ausdrücklich auch auf die Ergeb­nisse der österreichischen Jugendwertestudie von 2006, laut der eine Mehrheit von 57 Prozent der Befragten mehr ethische Bildung in ihrem Religionsunterricht bezie­hungsweise in den Schulen forderte und 66 Prozent angaben, es sei wichtig, dass Kin­der in Österreich Religionsunterricht erhalten.

Welche Optionen gibt es also? – Bei der Enquete im Jahr 2011 wurden drei mögliche Modelle vorgeschlagen: Ethik als eigenständiger zusätzlicher Pflichtgegenstand, Ethik als alternativer Pflichtgegenstand zum Religionsunterricht oder Ethik als Lehrplanbe­standteil eines Pflichtgegenstandes.

Es ist übrigens interessant, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften da oft schon wesentlich weiter und flexibler sind. So gibt es bereits Versuche und Modelle über Vereinbarungen der Kirchen, zur Vertiefung der Ökumene einen gemeinsamen kooperativen beziehungsweise dialogischen Religionsunterricht unter Wahrung der Konfessionalität zu führen. Auch Sie von den Koalitionsparteien haben sich für eine Weiterführung dieser Modelle in Ihrem Regierungsprogramm ausgesprochen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Haben wir den Mut, all diese Wünsche und Forde­rungen gemeinsam zu diskutieren und konstruktiv zu beraten, und zwar intensiv im Dialog mit den Vertretern der Schülerinnen und Schüler, den Lehrern, den Eltern und den Kirchen und Religionsgemeinschaften, etwa in Form eines runden Tisches, denn so können wir eine Lösung im Interesse aller finden! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Doppelbauer.)

Abschließend möchte ich als Lehrerin noch einmal betonen, dass, egal auf welches Modell wir uns einigen sollten, die entsprechende Aus- und Weiterbildung der Lehren­den natürlich ein zentraler Punkt sein muss. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

16.39

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Tasch­ner. – Bitte.