16.39

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Ho­hes Haus! Sehr geehrte Frau Kollegin Feichtinger! Ich kann Ihrer Argumentation fol­gen, trotz alledem trete ich dafür ein, dass der Religionsunterricht nicht parallel geführt wird mit einem Unterrichtsfach Ethik und Religionen, und zwar aus zwei Gründen: Der eine Grund ist ein praktischer: Es gibt laizistische Staaten, in denen der Religionsun­terricht in den Schulen nicht stattfindet, in denen stattdessen ein allgemeiner Weltan­schauungsunterricht eingeführt ist. In diesen laizistischen Staaten geht es mit den Leu­ten, die dann einen Religionsunterricht in irgendwelchen Hinterhöfen erfahren, nicht gut zu. (Abg. Gamon: Was?) – Das gibt es, und Sie können mir glauben, dieser Reli­gionsunterricht ist relativ gefährlich und wir können ihn nicht kontrollieren. Mir kommt es darauf an, dass in diesem Land vom Staat kontrolliert werden kann, wie der Reli­gionsunterricht geführt wird. Das ist wichtig. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Wenn Sie sagen, der Religionsunterricht kann ja weiterhin bestehen und daneben be­steht auch noch das Fach Ethik und Religionen, so ahnen Sie nicht, wie scharf das Skalpell des Ockham’schen Messers ist und wie schnell der Religionsunterricht weg ist.

Der zweite Grund ist ein, wenn Sie so wollen, prinzipieller: Meine sehr verehrten Da­men und Herren, jeder Mensch ist irgendwie gläubig. (Abg. Gamon: Nein!) Jeder Mensch ist irgendwie gläubig. Selbst ein ehemaliger Bürgermeister der Stadt Wien glaubt an den Gott Dionysos und manche glauben an die Vierte Internationale oder manche glauben nur an sich selbst, aber jeder Mensch ist irgendwie gläubig. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Es gibt gewisse Religionsgemeinschaften, die der Staat aus gutem Grund anerkennt, bei denen man sagt, da werden bestimmte Glaubensweisen in einer Gemeinschaft geführt. Andere Glaubensweisen führt man privat, das ist eine ganz andere Angelegen­heit, aber diese Religionsgemeinschaften sind ganz wesentlich und diese sollte man unbedingt kennenlernen.

Jetzt können Sie sagen, ja, das kann man ja in einem Fach machen, das Religionen heißt, aber das Fach Religion besteht darin, dass ich von jemandem unterrichtet wer­de, der diesen Glauben selbst authentisch besitzt, ansonsten ist das eine willkürliche Angelegenheit. (Abg. Drozda: Gilt das für die Philosophie auch, was Sie da sagen?) – Philosophie ist etwas anderes. Wissen Sie, bei der Philosophie gerät man ganz schnell in die Beliebigkeit hinein. Es gibt einen Philosophen, den ich besonders schätze, und wenn man ihn fragt: Woran halten Sie sich persönlich fest?, dann sagt er immer nur: Hegel sagt das, Kierkegaard sagt das und Marx sagt das. – Das sagt dann einfach nichts mehr. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und FPÖ. – Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Es ist wichtig und entscheidend, dass ein Religionsunterricht von jemandem geführt wird, der von sich selbst in seiner existenziellen Weise weiß, was Religion bedeutet. Das ist nicht ein Fach wie Mathematik oder Chemie, das ist ein Fach eigener Art.

Ich möchte haben, dass ein solcher Unterricht geführt wird. Es war eine gute Entschei­dung des Staates Österreich, das immer so zu machen, wobei immer verlangt wird, und das ist das Entscheidende, dass dieser Religionsunterricht nicht missionierend ge­führt wird, sondern im Sinne der Aufklärung als aufklärender Unterricht. Das wollen wir immer haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Die jungen Leute können dann auch entscheiden – ab 14 Jahren kann man das ma­chen –, keinen Religionsunterricht mehr zu bekommen, dann gibt es selbstverständlich ein Kompensationsfach. Das ist auch im Regierungsprogramm so vorgesehen, nämlich als Kompensation dafür, dass man diesen Religionsunterricht nicht besucht.

Ich weiß, dass Religionsunterricht in dieser Weise exzellent geführt werden kann und dass die Religionslehrer, die ihn führen, im Allgemeinen von der Aufklärung beseelt sind und wissen, dass sie die Persönlichkeit jedes der Kinder, der Schülerinnen und Schüler, die sie vor sich haben, auch in ihrer Selbständigkeit ernst nehmen müssen.

Ich glaube, das ist ein gutes Modell, und ich bin nicht überzeugt davon, dass es durch ein besseres ersetzt werden könnte. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

16.44

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Klubob­mann Strolz. – Bitte.