16.44

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Herr Taschner, meine Glaubensanfechtungen haben oft mit Ihren Redebeiträgen zu tun, aber nicht heute. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.)

Heute möchte ich durchaus auf Ihre Argumente eingehen. Diese sind wertig, das ist in Ordnung. Ich glaube, wir haben ebenso wertige, sogar wertigere Argumente, und diese möchte ich vortragen.

Es ist doch so, und das hat uns alle überrascht, dass die Religion in unserer Gesell­schaft in diesen Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das ist allerhand! Vor fünf Jahren, vor zehn Jahren hätte ich jedenfalls nicht darauf gewettet, aber es ist so.

Was ist die Aufgabe der Schule? – Man könnte jetzt eine breite Bildungsdebatte ent­fesseln, jedenfalls aber sind wir uns darüber einig, dass es Aufgabe der Schule ist, die jungen Menschen auf das echte Leben vorzubereiten. Schule ist auch echt, aber wenn wir sagen, das echte Leben, dann meinen wir damit landläufig das, was eben im Alltag relevant ist. Wenn wir sagen, dass Religion relevant ist, dann müssen wir sagen, Reli­gion ist in Österreich aber nicht eindimensional, sondern es gibt 16 anerkannte Reli­gionsgemeinschaften.

Ich wünsche mir für unsere Kinder, dass sie sich mit diesen relevanten Dingen be­schäftigen. Ich wünsche, dass sie sich einander in der Klasse diese Fragen zumuten und sagen: Was ist dir wichtig? Was leitet dein Handeln? Woran glaubst du? Es gibt doch nichts Spannenderes, als vom Sitznachbarn drei Sessel weiter zu erfahren, dass dieser möglicherweise an etwas ganz anderes glaubt als man selbst – wonach wir dann danach ringen müssen, was uns trotzdem verbindet, denn: Wir leben in einem Gemeinwesen, es braucht eine gemeinsame Basis, ein Fundament, auf das wir als Ge­meinwesen aufbauen.

Da sind wir bei den Fragen von Ethik und Religionen, Plural. Diesen Diskurs müssen wir führen, denn wenn wir ihn nicht führen, bereiten wir die jungen Menschen nicht or­dentlich auf das vor, was auch und unter anderem in der Welt, in der sie leben, rele­vant sein wird. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Das ist keine Kampfansage gegen konfessionellen Religionsunterricht. Ich habe auch das Gefühl, dass Kirchenvertreterinnen und -vertreter – meistens -vertreter – in Vierau­gengesprächen oft sehr viel weiter sind, als es möglicherweise die Debatte in konser­vativen Parteien ist. Diese wissen, dass sie mit anderen Religionsgemeinschaften eine Schicksalsgemeinschaft bilden.

Was ich erwarte, ist, dass wir uns dieser Diskussion stellen, sie läuft in mehreren euro­päischen Ländern, und dass wir die österreichischen Schulen auch für den konfessio­nellen Unterricht offen halten. Ich glaube allerdings nicht, dass es die Aufgabe des Bil­dungsministeriums ist, diesen zu organisieren. Ich kann dem aber schon etwas abge­winnen, dass man diesen nicht in die Hinterhöfe verdrängen sollte, sondern dass man sagt: Ja, in Anerkennung der gesellschaftlichen Akteure, die Religionsgemeinschaften auch sind, halten wir die Institutionen der Republik offen dafür, dass sie diese nutzen können.

Ich verstehe also Ihre Gesichtspunkte, ich bin keiner, der da blind eifert, aber ich glau­be, dass wir in den kommenden Jahren zu anderen Antworten kommen werden als in den letzten Jahrzehnten. Ich bin nur nicht zuversichtlich, dass dies unter dieser Re­gierung gelingt (Heiterkeit des Abg. Drozda), so weit bin ich Realist – gläubiger Realist. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

16.48

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ames­bauer. – Bitte.