16.57

Abgeordneter Dipl.-Ing. Christian Schandor (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesmi­nister! Meine Damen und Herren! Die Einführung eines Pflichtfachs namens Ethik und Religion kann kein Ersatz für den konfessionellen Religionsunterricht sein, ich glaube, da sind wir d’accord. Wir haben heute gehört, seit 1997 läuft dieser Schulversuch, er läuft an 214 Schulen. Ich arbeite an so einer Schule der Sekundarstufe II, in der Ethik als Ersatzpflichtgegenstand für jene Schüler geführt wird, die an keinem konfessionel­len Religionsunterricht teilnehmen können oder wollen.

Wir haben in Österreich 16 anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften. Der Re­ligionsunterricht – das ist auch schon von einem Vorredner angesprochen worden – ist darüber hinaus mit einem Konkordat abgesichert.

Ich habe etwas gestöbert, um auch mit Zahlen zu hinterlegen, was es bedeuten würde, einen Pflichtgegenstand Ethik und Religion einzuführen. Sprechen wir dabei von ein oder zwei Wochenstunden, so liegen wir dann bei 53 bis 106 Millionen Euro. Führen wir Ethik für alle, die eben nicht in den Religionsunterricht gehen, verpflichtend ein, so liegen wir bei 44 Millionen Euro. Macht man das integriert in ein anderes Fach wie Phi­losophie, dann ist es etwas günstiger mit 33 Millionen Euro. Man müsste also das Bil­dungsinvestitionsgesetz aufschnüren und sich Gedanken darüber machen, wie man den budgetären Ansatz auflöst.

Beide Regierungsparteien bekennen sich zum bestehenden konfessionellen Religions­unterricht unter Beibehaltung der differenzierten Religionsausrichtungen und zu einem verpflichtenden Ethikunterricht eben für jene, die diesen Religionsunterricht nicht besu­chen, mit dem Ziel, den bisherigen Schulversuch in das Regelschulwesen überzufüh­ren. Da bin ich bei Ihnen, nach über 20 Jahren wäre es höchst an der Zeit.

Dazu ist es aber auch notwendig, dass man in diesen Schulen die Lehrpläne anpasst. Macht man sich beim Ethikunterricht die Mühe und vergleicht den Lehrplan mit jenem des Religionsunterrichts, dann wird man feststellen, dass sehr viele Inhalte ähnlich, ich würde sogar sagen ident sind.

Wir wollen aber auch die Möglichkeit, sich für Religion als Freigegenstand zu entschei­den, für alle Kinder ohne religiöse Bekenntnisse sowie Angehörige eingetragener Be­kenntnisgemeinschaften aufrechterhalten. Auch dazu ein statistischer Exkurs: 1949 waren noch circa 90 Prozent der Bevölkerung katholisch; 2016 waren es nur noch 59 Prozent, 17 Prozent waren ohne Bekenntnis, 8 Prozent waren Muslime, und der Rest teilt sich eben auf die anderen Religionen und Bekenntnisgemeinschaften auf. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Für junge Menschen ist es wichtig, sich mit Werten auseinanderzusetzen, und der Reli­gionsunterricht beziehungsweise eben der Ersatzunterricht Ethik behandelt auch diese Werte. Es ist ganz wichtig, dass sich Schülerinnen und Schüler kritisch mit diesen Wer­ten auseinandersetzen, mit den Werten, die unsere Gesellschaft, die unsere Republik, aber auch Europa auszeichnen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FPÖ und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

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