20.35

Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie Ing. Norbert Hofer: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zunächst, Frau Abgeordnete, darf ich Ihnen meinen Respekt ausdrücken, und zwar nicht deswegen, weil ich mich in die Belange anderer Fraktionen einmischen will, sondern weil mir auffällt, dass Sie eine sehr, sehr engagierte und mutige Frau sind, und weil auch das Thema, das Sie ansprechen, ei­nes ist, das uns allen sehr am Herzen liegen muss.

Ich darf ganz offen sprechen: Der Verfassungsschutz hat mir vorgestern mitgeteilt, dass es eine gute Idee wäre, wenn ich meine Wohnung wegen einer verschärften Si­cherheitslage nicht verlasse. Nun sind wir Burgenländer so, dass wir das Gegenteil von dem sagen, was uns Wiener übermitteln, und ich habe gestern am Abend beschlos­sen, eine große, große Tour mit meinem Streetstepper zu machen, so ungefähr 90 Mi­nuten durch Wien. Es war herrlich, aber mir ist Folgendes aufgefallen: Auf den Rad­wegen, die ich befahren und gesehen habe, war das Problem nicht, dass ich Schwie­rigkeiten mit Autofahrern gehabt hätte, sondern dass es unter den Radfahrern aufgrund der großen Geschwindigkeitsdifferenzen große Probleme gibt. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Also ich fahre ungefähr mit 20 km/h, und andere sind ganz anders unterwegs. Ich mei­ne, dass da gegenseitige Rücksichtnahme von entscheidender Bedeutung ist und dass wir darauf achten müssen, dass die Schwächsten im Straßenverkehr eine Chance ha­ben. Und das sind nicht wir – ich sage jetzt wir, und ich fahre im Jahr geschätzt 3 000 Kilometer mit dem Rad, weil ich nicht mehr laufen kann, aber Rad fahren kann ich –, also das sind nicht wir Radfahrer, sondern das sind die Fußgänger, und auf die müssen wir im gesamten Kontext besonders achten. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Seien Sie versichert, das, was Sie hier vorgetragen haben, findet meinen größten Res­pekt, und ich achte auch darauf, dass es da wirklich besser wird, aber am Ende ist es immer der Fußgänger, die Fußgängerin, auf die wir besonders achten müssen. Das heißt, es ist vor allem im urbanen Bereich nicht ganz einfach, diese Dinge zu berück­sichtigen. Wie gesagt, ich habe gestern selbst erfahren, wie schwierig das ist. Ich möchte Sie wirklich gerne einladen, wenn Sie Zeit haben, dass wir vielleicht einmal gemeinsam eine Tour durch Wien machen – wenn Sie so langsam fahren wollen wie ich – und uns einmal gemeinsam ansehen, wie schwierig es sein kann, wenn wir einen tollen sportlichen Radfahrer haben, der 40 fährt, und einen Menschen wie mich, der halt nur 20 fährt, und einen Fußgänger, der eben zu Fuß unterwegs ist, wo da die gro­ßen Differenzen bestehen.

Da gibt es für uns gemeinsam ganz, ganz viel zu tun. Auch ich bin der Meinung, Rad­fahren ist extrem wichtig, auch im ländlichen Bereich. Wir wissen aus Studien in Deutschland, dass Strecken bis 5 Kilometer für den Fahrradverkehr interessant sind, dass aber in vielen ländlichen Bereichen genau diese Strecken durch eine Bundes­straße oder eine Landesstraße oft so ausgebaut sind, dass dort Fahrradfahrer nicht gerne unterwegs sind.

Das heißt, wir müssen uns auf zwei Bereiche konzentrieren: auf den urbanen Bereich, wo wir mehr machen können, wo aber auch schon unglaublich viel geschehen ist, aber auch auf den ländlichen Raum, damit auch dort Menschen, die gerne mit dem Rad fah­ren, mehr Chancen haben, sicherer unterwegs zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass die wichtigste Maßnahme zur Dekarbonisierung jene ist, dass wir Strecken bis 5 Kilometer mit dem Rad zurücklegen, und daran arbeiten wir gemeinsam. Deswegen auch herzlichen Dank für Ihr Engagement und für Ihre Initiative. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

20.39

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Hafenecker zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.