19.40

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte nun konkret auf die medizinische Pers­pektive von Cannabis und Cannabinoiden eingehen, weil es da einiges gibt, das recht gut gesichert ist, und einiges, das noch in Diskussion ist.

Was ist gesichert? – Bei bestimmten Schmerzerkrankungen – und das betrifft nicht alle 1,5 Millionen Schmerzpatientinnen und -patienten in Österreich, sondern ganz bestimmte Indikationen – sind Cannabinoide und Cannabis als Reservemedikamente manchmal in Ergänzung und manchmal als Ersatz für die übrige Schmerztherapie durchaus hilf­reich.

Ganz konkrete Indikationen sind neuropathische Schmerzen, vor allem aber Schmer­zen im Zusammenhang mit Verkrampfungen, wie sie zum Beispiel bei Multipler Skle­rose auftreten. Es ist aber auch zum Beispiel bei Krebspatienten mit Kachexie durch­aus von schmerzstillender und roborierender – das heißt aufbauender – sowie appetit­anregender Wirkung.

So weit ist das Common Sense. Was noch in Diskussion ist, ist, ob all diese Wirkungen mit den zugelassenen Reinpräparaten gewährleistet sind oder ob die Phytodroge eine bessere Wirkung in ausgewählten Situationen bietet. Es herrscht noch keine Klarheit darüber. Wenn man nämlich solche Phytodrogen verwendet, dann ist die Standardi­sierung außerordentlich schwierig. Das gilt für alle pflanzlichen Präparate. Gerade bei Cannabis gibt es die besondere Verantwortung, das entsprechend richtig zu dosieren und richtig zu standardisieren.

Ich möchte die Diskussion über Cannabis in der Medizin ein wenig aus der weltan­schaulichen Punzierung herausholen. Es geht nämlich nicht um eine Liberalisierung von Cannabis, sondern um ein klares Regelwerk dafür, wie man den Patientinnen und Patienten, die von Cannabinoiden und Cannabis profitieren können, das wirklich gut und mit vertretbarem bürokratischen Aufwand, aber unter entsprechenden Sicherheits­auflagen zukommen lassen kann. (Beifall und Zwischenruf des Abg. Jarolim.) Das ist durchaus in Analogie zu den Opiaten zu sehen, die ja seit Jahrzehnten ein ganz fest­gefügter Baustein in der Schmerztherapie sind.

Aus diesem Grund begrüße ich diese Allparteienübereinkunft im Gesundheitsaus­schuss, die unsere Frau Gesundheitsministerin auffordert, einen wirklich umfassenden Bericht unter Einbeziehung aller Stakeholder – insbesondere auch der Schmerzgesell­schaft – zu erstellen und uns dann bis Anfang Januar vorzulegen, sehr. Ich glaube, dass Österreich in dieser Hinsicht einen wirklich entscheidenden Schritt wird machen müssen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

19.43

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächster: Herr Abgeordneter Loacker. – Bitte, Herr Abgeordneter.