19.59

Abgeordneter Josef A. Riemer (FPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Frau Bundesmi­nister! Die Debatte ist schon sehr weitgreifend gewesen. Ich möchte nur einen Aspekt hinzufügen. Wenn Ärzte sprechen, wenn Apotheker und profunde Kenner der ganzen Materie sprechen, dann möchte ich schon auch zwei, drei Gedanken einbringen. Ers­tens einmal geht es um Ganzheitsmedizin, also Alternativmedizin nicht nur in der Schmuddelecke drinnen, sondern in Verbindung mit der Reparatur- oder Schulmedizin. Da haben wir in Österreich noch einen Grat zu überspringen.

Hanf – sprich: Cannabis –, eine 5 000 bis 8 000 Jahre alte Kulturpflanze, hat eine Funktion. Nachdem ich mir heute die Ärzte, die einzelnen Debattenredner angehört ha­be, was stelle ich da fest? – Ein jeder sitzt in seinem Glashaus und beschuldigt den an­deren, etwas sei nicht richtig oder nicht gut. Da gibt es zum Beispiel die Schmerz­mediziner, die das ablehnen. Die lehnen das insofern ab, als sie die Cannabisblüten nicht haben wollen. Die kennen sich nicht aus! Man muss sagen: Die Ärzte kennen sich damit nicht aus, und wenn ich mich nicht auskenne, dann bin ich dagegen. Es gibt nämlich synthetische und halbsynthetische Mittel. Wenn ich halbsynthetische Mittel nehme, dann kann ich das ja wesentlich besser als Medikament verpacken. Das ist die eine Seite. Dann kommen die anderen, die Leute, die sagen, die Cannabisblüte ist das Richtige.

Was ich damit ausdrücken möchte, ist Folgendes: Die Cannabisblüte hat eine Beson­derheit: Die einen sagen, wir brauchen einen vermischten Zustand, wenn man die Blü­te nimmt, dann hat man 500 Substanzen, 200 Wirkstoffe oder 20 Wirkstoffe, nehmen wir die. – Jetzt stellt sich für mich als Laie und als kleiner Abgeordneter aus der Süd­steiermark die Frage: Wenn Universitätsprofessoren auf der einen Seite reden, Univer­sitätsprofessoren auf der anderen Seite reden, wer hat denn dann recht? Jeder sagt, er ist im Recht.

Dann höre ich heute, jetzt müssen die Stakeholder etwas sagen. – Da bin ich aber neugierig, denn wenn das die Österreichische Schmerzgesellschaft ist, von der man sagt, dass sie von der Pharmaindustrie – Namen möchte ich nicht nennen – unterstützt wird, muss ich fragen: Wie objektiv kann sie dann sein?

Ich gehe davon aus, dass auch die andere Seite mit Geld unterstützt wird. Kollege Ka­niak hat ja schon gesagt, Cannabis ist ein riesiger Weltmarkt. Das heißt, mit diesem grünen Gold kann man Geld verdienen. Ich habe das heute zufällig gesehen (ein Blatt Papier in die Höhe haltend, das eine Werbung für Cannabisaktien zeigt): Cannabis­aktien kann man kaufen. – So weit geht das aber nicht. Wir müssen aufpassen, dass wir eine vermutliche Wunderpflanze nicht fehlinterpretieren.

Die Stakeholder müssen wir uns genau anschauen, denn der Bericht aus Deutschland ist schon hinterfragenswert, nämlich insofern, als man hier ja die Krankenkassen ge­fragt hat, die kein Geld hergeben wollen. Man hat gesagt: Na ja, das und das, Darmer­krankungen und was weiß ich, Aids, dort hilft es nichts. Dann gibt es große Profes­soren in Deutschland, die sagen: Na, bitte, wie können die etwas kommentieren, wo es nicht einmal richtige Untersuchungen gibt?! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir sind also alle aufgefordert, in Bezug auf ein tolles Mittel nicht vorurteilsbehaftet vor­zugehen. Zur Gesundheitsmedizin, Ganzheitsmedizin gehören sowohl die normale Schul­medizin als auch die Alternativmedizin – so wie die Homöopathie in Zukunft noch eine Chance haben wird oder haben sollte. Ich wünsche es mir im Sinne vieler Bürgerinnen und Bürger.

Was habe ich gehört von der Kollegin? – Es gibt 1,9 Millionen Schmerzpatienten. Ich glaube, das kann man nicht so vom Tisch wischen. – Ich danke für die Aufmerksam­keit. (Beifall bei der FPÖ.)

20.02

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesmi­nister Hartinger-Klein. – Bitte.