Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll43. Sitzung, 24. Oktober 2018 / Seite 63

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Ich berichtige tatsächlich (jeweils ein Schriftstück in die Höhe haltend): Die Zahlen sind in Tabellen aus dem Sozialministerium einfach nachzulesen. Die Mangelberufsliste zur Rot-Weiß-Rot-Karte können Sie online abrufen. Dann gibt es auch noch eine Auswer­tung über die Lehrlingssituation – derzeit ganz aktuell: Nationalitäten betreffend Asyl­werber – aus dem Sozialministerium, und es gibt diese Zahlen aus dem Innenministe­rium.

Das wollte ich nur berichtigen. – Danke. (Beifall bei FPÖ und ÖVP. – Abg. Martin Graf: Da muss man ja sinnerfassend lesen können! – Abg. Rosenkranz: Jetzt sollte sich der Herr Schellhorn entschuldigen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

11.32


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Alma Zadić zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete.


11.32.55

Abgeordnete Dr. Alma Zadić, LL.M. (PILZ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ge­schätzte Ministerin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Anhaltende Zwischenrufe.) – Ich würde gerne mit meiner Rede starten.

Es gibt innerhalb Österreichs keine Branche und keinen Ort, die nicht vom Fach­kräftemangel bedroht sind. Der Fachkräftemangel, und ich zitiere eine Studie von Ernst & Young, ist momentan das größte Risiko für Österreichs Wirtschaft. Und was tun Sie dagegen, Frau Ministerin? – Sie reden immer nur davon, dass etwas gesche­hen muss, aber eigentlich tun Sie für die Klein- und Mittelbetriebe in diesem Zusam­menhang nichts.

Es gibt österreichweit 12 500 offene Lehrstellen und nur 10 000 Lehrstellensuchende. Was könnten Sie denn dagegen tun? – Sie könnten die Lehre wesentlich attraktiver gestalten. Sie könnten den Mindestlohn erhöhen. Sie könnten weitere soziale Maßnah­men umsetzen, um nicht nur die Lehre, sondern auch die Mangelberufe attraktiver für die Bevölkerung zu gestalten. Aber es passiert nichts! Unsere Klein- und Mittelbe­triebe brauchen jetzt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht erst irgendwann. (Bei­fall bei der Liste Pilz und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Nun gibt es in Österreich eine Gruppe von Menschen, die arbeiten wollen, die arbeiten können und die arbeiten möchten. Es gibt Menschen in Österreich, die aus ihrer Hei­mat vertrieben wurden, die einen steinigen und gefährlichen Weg gegangen sind, um sich eine neue Existenz aufzubauen, um Schutz anzusuchen. Sie sind Terror und Ver­folgung entkommen und haben überlebt. Es ist eigentlich ein Glück, dass diese Men­schen hier sind, dass sie überlebt haben. Diese jungen Menschen haben hier einen Antrag auf Schutz gestellt, haben einen Antrag auf Asyl gestellt. Einige von ihnen ha­ben die Chance ergriffen, haben alles getan, was zu tun ist: Sie haben die Sprache gelernt, sie haben eine Ausbildung nachgeholt, die sie in Afghanistan nicht machen konnten – viele von ihnen haben in ihrem Leben nichts anderes gesehen als Krieg –, sie haben gelernt, sie haben gearbeitet, sie haben sich doppelt so viel angestrengt wie jeder andere, um hier am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein, um einen Job zu be­kommen. Sie haben Unfassbares geleistet.

Es sind nicht viele, die es geschafft haben. Es sind auch nicht viele, die einen Job be­kommen haben und die eine Lehrstelle bekommen haben. Es handelt sich um rund 1 000 Asylwerber, die hier Fuß fassen konnten und die sich hier derzeit in einer Lehre befinden. Das sind tüchtige, das sind strebsame Menschen, und die werden von unse­ren heimischen Betrieben gebraucht, aber auch geschätzt.

Diese Menschen wollen Sie jetzt abschieben, weil sie einen negativen Asylbescheid haben. Jetzt müsste man sich vor Augen führen: Ja, sie haben einen negativen Asylbe­scheid, aber gleichzeitig erfüllen diese Menschen fast alle Bedingungen, um hier legal


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