Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll51. Sitzung, 22. November 2018 / Seite 122

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Bürgermeister einer vor zwei Jahren selbst betroffenen Gemeinde weiß ich, was es bedeutet, gute Leute zu haben, die in der Lage sind, ein Katastrophengebiet zu verbauen, die darunter liegenden Ortschaften zu schützen. Deshalb: von meiner Seite herzlichen Dank auch an die Mitarbeiter der Wildbach- und Lawinenverbauung! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

14.22


Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Bernhard. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.22.48

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich habe lange über den Grünen Bericht nachgedacht, auch dem Kollegen Strasser sehr genau zugehört und muss sagen: Ja, es ist positiv, dass – man sieht das, wenn man genauer schaut – im Bereich der Viehwirtschaft Einkommenszuwächse verzeichnet werden konnten, weil eben die Marktpreise für Milch und für Schweinefleisch deutlich nach oben gegangen sind. Bei genauerer Betrachtung muss man aber feststellen, dass sich die Landwirtschaft in Österreich nach wie vor in einer deutlichen Bedrohungssituation befindet, und zwar aus einem wesentlichen Grund: aufgrund der Flächenwidmung, Flächenversiegelung.

Jedes Jahr versiegeln wir 50 Quadratkilometer an Flächen – das entspricht dem Ernährungspotenzial von 20 000 Menschen in unserem Land –; es sind hauptsächlich agrarische Flächen, die versiegelt werden. Man kann sich daher ausrechnen, dass sich das nicht dauerhaft ausgehen wird, und zwar für die Einkommenssituation der Landwirte, aber auch für eine regionale Versorgung.

Das ist nicht zentraler Bestandteil des Grünen Berichts, aber die Auswirkungen der Flächenversiegelung werden sich in den künftigen Grünen Berichten widerspiegeln. Und meines Wissens ist weder im Umweltausschuss noch im Landwirtschafts­aus­schuss eine ernsthafte Debatte darüber im Gange, wie wir das Thema lösen können.

Aktuell haben wir eine Versiegelung von 15 Hektar pro Tag. Die Bundesregierung in den frühen Nullerjahren – ich glaube, es war 2004 – hat sich 2,5 Hektar pro Tag zum Ziel gesetzt. Sie sehen, wie weit wir 15 Jahre später davon entfernt sind.

Warum ist das so wichtig? – Es ist wichtig, weil jeder Boden, den wir versiegeln, dann, wenn wir ihn wieder verwenden wollen, 100 bis 200 Jahre pro Zentimeter Humus­aufbau braucht. Das heißt, wenn wir heute etwas verbauen, ist der Boden für viele Hundert Jahre landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar.

Es ist wichtig, weil die Gefährdung der biologischen Vielfalt tatsächlich mit der Versiegelung einhergeht. Wir haben gerade gestern wieder von einer neuen Studie gehört, wonach 70 Prozent der Wirbeltiere in Österreich in den letzten 30 Jahren ver­schwunden sind. Insektensterben ist ein anderes Stichwort. Die Vielfalt hängt tat­sächlich mit der Vitalität unserer landwirtschaftlichen Betriebe zusammen. Wir müssen stärker umdenken, neben der Produktion muss es einen Schutz, eine Form der Beob­achtung, eine Form des Frühwarnsystems, was die biologische Vielfalt betrifft, bei den landwirtschaftlichen Betrieben geben.

Der dritte wesentliche Punkt, der aus heutiger Sicht bei der Flächenversiegelung ebenfalls zentral ist, ist die Frage: Was passiert durch den Klimawandel mit einem Land, das deutlich stärker als zum Beispiel Deutschland oder die Schweiz versiegelt ist? – Wir haben eine höhere Hitzewelle, wir haben ein höheres Hochwasserrisiko, wir haben viele Nachteile für die Bevölkerung und wir haben viele Möglichkeiten, wenn wir die Flächenversiegelung in der Zukunft rasch stoppen. Ich bitte diesbezüglich um


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