17.01

Abgeordneter Dipl.-Ing. Alois Rosenberger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bundesmi­nister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol­legen! Sehr geehrte Zuseher vor den Übertragungsgeräten und hier auf der Galerie! Das Katastrophenszenario, das die NEOS in ihrer Dringlichen Anfrage entworfen ha­ben, kann ich nur fundamentaler Oppositionspolitik und der Tatsache, dass die Bil­dungspolitik das politische Steckenpferd der NEOS ist, zuschreiben.

Ich darf auf Kollegen Schellhorn replizieren: Es gibt die Berufsreifeprüfung für Fach­kräfte, anschließend an den Facharbeiter oder Meister, und ich wüsste nicht, warum je­mand nicht diese Chance ergreifen sollte. Ich möchte der Wirtschaft einen Ratschlag geben, und zwar, dass sie die Gehälter und Löhne der Fachkräfte dem anpasst, was im Verhältnis Akademikern bezahlt wird. Das würde im Sinne von Angebot und Nach­frage die Lehre mit Matura und die Fachausbildung von vornherein äußerst attraktiv machen. Ich denke, darin liegt ein entscheidender Punkt, um genug Fachkräfte zu ha­ben.

Ich darf zum Punkt Ressourcen kommen – die natürlich wichtig sind –: Ein Gutteil der Bildungsdiskussionen endet dort. Natürlich hat das auch damit zu tun, dass Chancen­gerechtigkeit, die vielfach ins Treffen geführt wird, dadurch abgedeckt wird. Es ist eine Verordnung in Planung, dass dort, wo Schwierigkeiten vorhanden sind, wo ein Bedarf an zusätzlichem Lehrpersonal und Ressourcen besteht, diese dort auch hinkommen. Die Verordnung wird nächstes Jahr in Kraft treten.

Ich möchte vier Punkte erwähnen, die für Bildung wichtig sind. Diese sind leicht zu mer­ken, zwei beginnen mit F, zwei mit G.

Erstens: Fördern! Fördern setze ich mit Chancen gleich. Weil immer so getan wird, als hätten wir keine Chancen in unserem Bildungssystem: Sprachförderung im Kindergar­ten wurde implementiert, Deutschförderkurse, Deutschförderklassen – vorübergehende Trennung, Crashkurs, anschließend sofort wieder in der Gruppe und eben integrativ lernen –, das wird zielführend sein, Talentecheck zur Beratung über die weitere Berufs­laufbahn, Kind-Eltern-Lehrer-Gespräch, zum Teil auch verpflichtend implementiert – auch bezeichnend, dass man das machen muss.

Ich sehe auch Förderung und Chancen in dem Bereich, dass die Mittelschule Standard und Standard-AHS anbieten kann. Das müssen keine getrennten Gruppen sein. Es ist genug Autonomie vorhanden, damit man auf die einzelnen Bedürfnisse des Standortes reagieren kann.

Zweites F: Fordern! Ja, zum Fordern bekennen wir uns. Ich möchte die Noten anspre­chen, die hier immer ins Treffen geführt werden: Frau Kollegin Meinl-Reisinger, Sie ha­ben gesagt, dass Leistungen nicht messbar sind. (Abg. Meinl-Reisinger: Nein, das habe ich nicht gesagt! Das ist ein Blödsinn! Hören Sie mir zu!) Wir haben derzeit eine Leistungsbeurteilung aus dem Jahr 1974 – eine Notendefinition von der Volksschule bis zur fünften Klasse einer Mechatronik-HTL –, die eigentlich schon längst von der Bil­dungswissenschaft hätte kritisiert werden müssen. Wir haben derzeit ein Benotungs­system in Planung, bei dem ein Beurteilungsraster mit den Kompetenzen in den ver­schiedenen Stufen Grundlage für die Notenbeurteilung ist, und auch Grundlage für das Kind-Eltern-LehrerInnen-Gespräch. Dieser Beurteilungsraster, dieses Gutachten wird in eine Zahl übersetzt, das ist dann die Note, und die ist etwas vollkommen anderes, verglichen mit 1974. Sie unterstellen dem neuen System diese alte Notendefinition, diese Schätzung – so schwingt das immer mit –, und das ist nicht zulässig, das ist irre­führend. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Wir bekennen uns auch zu Grenzen. Ich würde auch nicht Schulpflichtverletzung, son­dern Schulchance nicht ergriffen sagen. Irgendwann muss das Ende der Fahnenstan­ge erreicht sein, auch da sind entsprechende Maßnahmen ergriffen worden. Hätte man das schon vorher gemacht, wäre das Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ wahr­scheinlich nicht erschienen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: ...! Hö­ren Sie mal Frau Wiesinger zu, anstatt sie zu instrumentalisieren!)

Vierter Punkt ist das zweite G: Gute Lehrerinnen und Lehrer, die die Kinder gernhaben. Die Lehrpersonen, das wissen wir auch seit der Hattie-Studie – wenn sie nicht ins Kon­zept passt, wird diese Studie nicht mehr zitiert –, die handelnden Personen sind die entscheidenden. Wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken, dann sind Ihnen die Lehr­kräfte in Erinnerung, die Sie gefördert haben, gefordert haben, die Ihnen, wenn es not­wendig war, die entsprechenden Grenzen gesetzt haben. Die haben Sie aber auch gerngehabt.

Unsere Bildungspolitik, Herr Bundesminister Faßmann, ermöglicht mit diesen Geset­zen genau diese vier Punkte, und daher gehen wir in diesem Bereich einer guten Zu­kunft entgegen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

17.07

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christian Kovace­vic. – Bitte.