21.27

Abgeordneter Hermann Krist (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Herr Sportminister! Hohes Haus! Ich freue mich wirklich, dass die beiden Regierungsfraktionen mit diesem Antrag an ihre eigenen Minister viele Vorschläge und Forderungen für den Sport wie­derholen, die wir seit vielen Jahren (Abg. Steger: Nicht umgesetzt haben!) auch im Sportausschuss diskutieren – und leider noch nicht umgesetzt haben. Der wiederholte Anlauf entspricht dem Sport, der Kondition und dem Einsatzwillen, dass wir etwas wei­terbringen. Der Minister hat es versprochen, es ist eine gute Initiative, und ich hoffe, dass es gelingt, einiges davon umzusetzen.

Ausreichend Sport und Bewegung an unseren Schulen ist kein Wunsch an das Christ­kindl – könnte meine Tochter auch nicht erfüllen –, sondern eine enorm wichtige Maß­nahme für unsere Kinder zum Wohle ihrer Entwicklung, ihrer Gesundheit, ihrer Lern­fähigkeit beim Start in ihre Zukunft. Deshalb treten wir für die Förderung von klein auf, sprich ab dem Kindergarten, durch qualifiziertes Personal, durch PädagogInnen mit Sportausbildung, durch Kooperation mit Sportverbänden und -vereinen ein. – So weit sind wir alle einer Meinung, das ist allgemeiner Konsens.

Meine Damen und Herren! Die Breitensportverbände in Österreich waren entspre­chend ihren Kapazitäten im Auftrag des Sportministeriums im abgelaufenen Jahr in 612 Kindergärten und in 690 Volksschulen in Österreich (Abg. Haubner: Bravo!) und haben dort insgesamt 43 800 Bewegungseinheiten umgesetzt. Ausgebildete, qualifi­zierte Lehrwarte und Sportwarte animieren mit viel Freude unsere Kleinsten zur Bewe­gung (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ – Abg. Haubner: Bravo!), und da ist noch Luft nach oben. Es gibt ja 3 000 Volksschulen und rund 4 500 Kindergärten in Österreich, also da ist noch einiges zu tun.

Ganz wichtig dabei aus der Sicht des Breitensports und aus den gemachten Erfah­rungen ist in der Volksschule ganz besonders die polysportive Grundausbildung der Kinder.

Für VolksschülerInnen ist einfach alles neu, wenn sie diesen Lebensabschnitt begin­nen. Sie kommen mit vielen anderen, neuen Kindern zusammen, sie lernen jeden Tag etwas Neues, sie lernen sich selber besser kennen, sie haben laufend neue Heraus­forderungen, und sie lernen durch Bewegung und Sport auch ihren eigenen Körper besser kennen. Damit sich Kinder freudvoll und kompetent bewegen können, sind gut entwickelte motorische Fähigkeiten Voraussetzung.

In diesem Zusammenhang möchte ich schon hervorheben, dass frühe sportmotorische Testungen bereits im Volksschulalter ein vielmals diskutiertes Thema sind und uns jedenfalls nicht zielführend erscheinen. Sie bergen Risiken in sich und bringen wenige positive Erkenntnisse und Erlebnisse, jedenfalls in der ersten und zweiten Volksschul­klasse. Wir wollen nicht schon in den ersten Klassen der Volksschule in Sieger und Verlierer einteilen. Im Vordergrund muss die individuelle motorische Entwicklungsför­derung stehen und keine Motorikdiagnose, die mit negativen Konsequenzen oder gar Ängsten verbunden ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Kinder sollen die Chance haben, Bewegung positiv zu erleben. Jedes Kind soll seine Stärken kennenlernen und auch Erfolg haben und sich in Bezug auf Bewegung etwas zutrauen. Demotivation, Angst und frühzeitige einseitige Spezialisierung sollen vermie­den werden. Und das bilden sich nicht die Breitensportverbände ein, sondern meint auch eine anerkannte Expertin. Frau Professor Dr. Annette Worth vom Institut für Be­wegungslehre in Karlsruhe sagt dazu:

„Bedenken in Richtung einer um sich greifenden ,Testomanie‘, einer Untermauerung von Krisenszenarien, einer einseitigen Ausrichtung des Sportunterrichts auf ein ,teaching for the tests‘ sind ernst zu nehmen und auch künftig kritisch und offen zu diskutieren.“ (Abg. Haubner: Die war in keinem Verein!) „Sportmotorische Tests stellen nur dann ein gutes unterrichtsbegleitendes Instrument dar, wenn ihr Einsatz pädagogisch reflek­tiert und sensibel erfolgt.“

Meine Damen und Herren! Mir ist durchaus bewusst, was der erste Satz in den Forde­rungen im Antrag bedeutet, mir ist durchaus klar, welches wirtschaftliche Potenzial hinter diesem Satz steckt, ich bin aber überzeugt davon, dass es der falsche Ansatz ist.

Im Sinne der Kinder und ihrer positiven Entwicklung schlage ich daher vor, darüber nachzudenken, ob nicht von der einen von den Regierungsfraktionen angekündigten Milliarde an Einsparungen im Zuge der Krankenkassenenteignungen ein gewisser Pro­zentsatz zweckgebunden für die Initiative Kinder gesund bewegen in den Kindergärten und in den Volksschulen sichergestellt werden könnte. Herr Minister, du bist immer auf der Suche nach Geld, da hätten wir etwas, ich würde 5 Prozent von dieser Milliarde vorschlagen, und wir wären viele Sorgen los und könnten dieses Projekt flächende­ckend ausrollen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ja, und weil es trotz unseres Ersuchens im Sportausschuss nicht möglich war, nicht gewollt war, was auch immer (Abg. Steger: Wir haben es erklärt!), unseren Bedenken näherzutreten und vielleicht eine andere Formulierung zu wählen, wir aber von unseren Grundsätzen nicht abweichen werden, können wir diesem Antrag nicht zustimmen. Und ich sage ausdrücklich dazu: leider. (Beifall bei der SPÖ.)

21.32

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ste­ger. – Bitte.