14.35

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir leben in einem Land mit einer der höchsten Ärztedichten weltweit, und zum anderen diskutieren wir mit Recht und sehr ernsthaft über ein Verteilungsproblem, mit dem wir im niedergelassenen Bereich zu kämpfen haben.

Wie kommt überhaupt die Besetzung im niedergelassenen, im kassenärztlichen Be­reich zustande? – Da haben wir drei Phasen zu unterscheiden: Die erste Phase ist das Studium, die zweite Phase ist die Ausbildung, die darauf folgt, im Spital, und die dritte Phase ist dann die eigentliche Niederlassung mit den Kassenverträgen.

Schauen wir uns einmal die erste Phase an: Wir bringen in Österreich sehr viele Me­dizinabsolventinnen und -absolventen hervor; auch da sind wir im internationalen Ver­gleich ganz weit vorne. Wir haben eine sehr geringe Drop-out-Rate. Und bitte nicht zu vergessen: Wir haben die Zahl der Studienplätze bis 2022 dank der Medizinischen Fa­kultät Linz um gut 300 erhöht. Wir haben dann über 1 600 Studienplätze für die Hu­manmedizin in Österreich. Das genügt nicht, denn wir müssen den Studierenden, die wir haben, unbedingt auch die Begeisterung für die Allgemeinmedizin einimpfen. Auch da ist viel geschehen: Die Lehrordinationen sind den Lehrkrankenhäusern gleichge­stellt worden. Vonseiten des Wissenschaftsministeriums gibt es den Impetus, an allen vier Standorten Ordinariate, Institute für Allgemeinmedizin einzurichten. Die Allgemein­medizin zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Studium durch; wir in Graz zum Beispiel schicken seit vielen Jahren jede Medizinstudentin, jeden Medizinstudenten in ein vierwöchiges Eins-zu-eins-Praktikum zu Allgemeinmedizinerinnen und Allgemein­medizinern (Beifall bei ÖVP und FPÖ), und da möchte ich ein herzliches Danke sa­gen – ein Danke an unser Netzwerk von mehr als 130 Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern, die unsere Studierenden aufnehmen und praktisch an der Hand führen und ihnen zeigen, welch wunderbare Perspektive dieser Beruf bietet. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Ich komme zur zweiten Phase: die Ausbildung im Spital. Diesbezüglich haben die Län­der in den letzten Jahren ganz große Anstrengungen unternommen, um für eine bes­sere Work-Life-Balance zu sorgen. Und das ist auch wirklich gelungen. Die Reduktion der Arbeitszeit, in Österreich ohnehin relativ spät umgesetzt, ist weitgehend flächende­ckend gelungen. Es wurden die Stellen vermehrt, wie es entsprechend notwendig war, und es wurde auch das Grundgehalt deutlich angehoben, sodass insgesamt die spi­talsärztliche Tätigkeit sehr gewonnen hat.

Dann kommt die dritte Phase, und die muss nun nachziehen: die kassenärztliche Pha­se. In meiner Jugend, als ich ausgebildet worden bin, haben sich alle Kolleginnen und Kollegen, die keine universitäre Laufbahn angestrebt haben, bald nach Ende der Aus­bildung umgeschaut: Wo ist die nächste Kassenstelle? Die nehme ich, dort möchte ich hin. – Heute ist das nicht mehr der Fall, weil man es nicht geschafft hat, dass die Kas­senstellen entsprechend attraktiv sind. Hier gibt es Versäumnisse und hier ist der gro­ße Nachholbedarf.

Es gibt jetzt die gesetzlichen Möglichkeiten für die Primärversorgungsnetzwerke und -zentren, für die Gruppenpraxen, neuerdings auch, dank unserer Regierung, für die An­stellung von Ärztinnen und Ärzten bei Ärztinnen und Ärzten. Nun braucht es die ent­sprechenden vertraglichen Rahmen, dass das auch attraktiv, wirtschaftlich überlebens­fähig gemacht wird, und die gesamte Honorarstruktur – nicht nur die Höhe der Hono­rare für die Allgemeinmediziner, die gesamte Struktur – muss entsprechend überarbei­tet werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in den Studiengängen die rich­tigen Weichen gestellt, wir haben in den Spitälern die richtigen Weichen gestellt und – wir haben die besten Voraussetzungen – wir werden auch im kassenärztlichen Bereich die richtigen Weichen stellen. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

14.39

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Wag­ner. – Bitte.