Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung, 29. Jänner 2019 / Seite 69

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Warum aber hat der Beruf Hausarzt so an Attraktivität bei jungen Medizinerinnen und Medizinern verloren? – Sie wollen nicht mehr als EinzelkämpferInnen hinaus aufs Land und in der Praxis stehen, sie wollen im Team arbeiten. (Abg. Belakowitsch: Sie wollen ein bissel mehr verdienen! Das ist es!) Eine junge Medizinerin hat mir erzählt, dass sie natürlich die Praxis am Land als Hausarzt auch nicht kennen, denn der Großteil ihrer Ausbildung wird im Spital absolviert und nicht im niedergelassenen Bereich. (Abg. Be­lakowitsch: Und weil die Krankenkassen nichts zahlen!) Daher ist ihnen die Praxis fremd. Deshalb haben wir als SPÖ bereits 2012 das Signal der Zeit richtig erkannt und Gruppenpraxen eingeführt. (Beifall bei der SPÖ.)

Ebenso war es uns wichtig, dass die jungen Medizinerinnen und Mediziner in Lehrpra­xen arbeiten können, und wir haben das bereits seit dem Jahr 2015 forciert. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Belakowitsch: Da habt ihr aber auch nichts zusammengebracht!)

Genauso wichtig ist uns natürlich, dass die Menschen gut versorgt werden, das ist uns ein Anliegen. Die Menschen sollen die Möglichkeit haben, an Tagesrandzeiten ihren Arzt, ihre Ärztin aufzusuchen, und die Ärztinnen und Ärzte sollen die notwendige Zeit haben, ihre Patientinnen und Patienten gut behandeln zu können. Daher sind die Pri­märversorgungszentren oder Gesundheitszentren ins Leben gerufen worden (Abg. Be­lakowitsch: Ein echter Erfolg!): damit Ärztinnen und Ärzte im Team arbeiten und mit anderen Gesundheitsberufen gemeinsam arbeiten können. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Belakowitsch: Und dann finden wir keine, gell?)

Das Wesentliche an diesen Zentren ist: Menschen, die krank sind und medizinische Versorgung brauchen, gehen mit der E-Card hinein und mit keiner Rechnung wieder hinaus. Genau diese Art der Versorgung zeichnet nämlich unser Gesundheitssystem aus: Wer krank ist, bekommt die beste Versorgung, die er braucht, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder finanzieller Situation. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie jedoch, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, gefährden das Ge­sundheitssystem der Österreicherinnen und Österreicher. Schon allein durch die Zer­störung der Sozialversicherung stehlen Sie den über sieben Millionen Versicherten der Gebietskrankenkasse über 1 Milliarde Euro. Sie sprechen ja selbst schon lange nicht mehr von der Patientenmilliarde. Ganz im Gegenteil: Sie blähen den Verwaltungsappa­rat derart auf – der kostet 7,2 Millionen Euro extra –, damit Sie Ihre Funktionäre, der FPÖ wahrscheinlich, gut versorgen können. (Abg. Rosenkranz: Man sollte nicht von sich auf andere schließen!) Wir könnten damit, ich möchte es noch einmal betonen, 35 Hausarztstellen finanzieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber, Frau Ministerin, wir wissen ja ohnehin schon länger, dass Ihnen die Gesundheit der Menschen in Österreich egal ist – das hat beim Nichtraucherschutz begonnen. (Abg. Rädler: Das war bei acht Jahre SPÖ so!) Und ich möchte betonen, dass Sie eigentlich gar nichts mit der Anschubfinanzierung in der Steiermark zu tun haben. (Bei­fall bei der SPÖ.)

Sie tun nichts gegen den Ärztemangel, ganz im Gegenteil: Sie unterstützen Wahlärzte und Privatärzte und treiben die Privatisierung des Gesundheitssystems voran. Das hat man bei der letzten Sitzung schon gesehen, in der die Sonderklasse in den Ambulan­zen eingeführt worden ist. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Belakowitsch: Auf Wunsch der Stadt Wien!) Ein weiteres Beispiel hat sich ergeben: Es haben sich bereits Interessen­ten aus der Wirtschaft gemeldet, die die Gesundheitszentren der Wiener Gebietskran­kenkasse kaufen möchten. Das bedeutet, in Zukunft werden nur mehr die Behandlun­gen angeboten, die auch wirtschaftlich rentabel sind. (Abg. Leichtfried: Das ist ja un­erhört! – Abg. Rosenkranz – in Richtung Abg. Leichtfried –: Richtig! Das stimmt, ja, wirklich! Endlich erkannt! – Abg. Belakowitsch: Das ist wirklich unerhört! – Abg. Ro­senkranz: Ich glaube, die Rede ist von Tal Silberstein konzipiert worden, wird aber nicht mit der nötigen Verve vorgetragen!)

 


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