Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung, 29. Jänner 2019 / Seite 91

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

Die Ärzte und Ärztinnen in meinem Freundeskreis haben an einem Tag, an dem es ruhig ist, teilweise 120 Patienten, und wenn sie dann auch noch KollegInnen vertreten, weil die gerade auf Urlaub sind oder die Praxis geschlossen hat, haben sie an einem Tag bis zu 180 Patienten, und das bis 13 Uhr. Dann wird die Ordination geschlossen, und sie müssen Hausbesuche machen, dann müssen sie noch in die Altersheime fah­ren und so weiter. Die sind bis hierher (die flache Hand über die Augenbrauen hebend) mit Arbeit eingedeckt.

Mit Wertschätzung und Dank alleine zahlen sich die Rechnungen und die erforder­lichen Geräte auch nicht. Wir wissen, dass dieses Equipment schweineteuer ist, und gerade für junge Ärzte ist es irrsinnig schwierig, wenn sie eine Praxis übernehmen müssen, wenn nicht schon die Eltern- oder die Großelterngeneration Ärzte waren. Für einen Jungarzt fallen da maximale Kosten an. Es ist schier unbewältigbar.

Eines muss man sich auch vor Augen halten: Warum gehen denn so viele ausgebilde­te Ärzte, wenn sie ihre Ausbildung in Österreich absolviert haben, in das angrenzende Ausland, nach Deutschland, in die Schweiz? – Weil sie dort um ein Viertel mehr ver­dienen! Es ist ja nicht jeder Feind seines eigenen Einkommens, sondern schaut natür­lich, dass er das Beste für sich herausholt. Die Leute um teures Geld in Österreich aus­zubilden und dann teilweise mehr als die Hälfte ans Ausland zu verlieren ist kurz­sichtig.

Wir müssen, so wie das Kollege Dr. Smolle gesagt hat, schon in der Ausbildung an­setzen und die Leute für Österreich begeistern. Das können wir nur schaffen, wenn wir attraktive Rahmenbedingungen haben und wenn es sich auch lohnt, dass man Arzt wird und Arzt bleibt. Ein Arzt am Land verdient durchschnittlich 5 000 Euro brutto, und ich sage Ihnen, als gelernter Installateur verdiene ich, wenn ich mehr als 40 Stunden arbeite, fast das Gleiche. Es kann nicht sein, dass jemand, der jahrelang studiert, der jahrelang in Ausbildung ist, so wenig Geld bekommt; da brauchen wir uns nicht zu wundern, dass dieser Beruf für viele nicht attraktiv und nicht interessant ist.

Das heißt, sehr geehrte Frau Ministerin – lange Rede, kurzer Sinn –, bitte in die Prä­ventionsarbeit viel Energie investieren, weil wir uns dadurch längerfristig sehr viel an Kosten sparen! – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

15.39


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Philip Kucher. – Bitte.


15.39.58

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Gesundheitsministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Ruf bei der ÖVP: Der Schauspieler!) Ich weiß nicht, ob euch der leere Stuhl da aufgefallen ist. Da ist bis vor Kurzem Verkehrsminis­ter Norbert Hofer gesessen. Nach der Rede der Gesundheitsministerin hat er fluchtar­tig den Saal verlassen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. – Abg. Rosenkranz: Uner­hört! Das stimmt nicht!)

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Frau Gesundheitsministerin gesagt hat: Ich bin der Schnellzug der österreichischen Gesundheitspolitik! (Heiterkeit bei der SPÖ.) – Ich weiß nicht, ob Sie der Schnellzug sind, aber ich weiß definitiv, dass Sie ganz oft am falschen Gleis und meistens in die falsche Richtung unterwegs sind. (Beifall bei der SPÖ.) Der Verkehrsminister hat das durchaus als Drohung empfunden und hat sich nur gedacht: Beate, bleib mir weg von den Schienen! Bleib mir weg von den Schienen, es ist schlimm genug, was im Gesundheitssystem passiert! Den Beleg dafür haben die Abgeordneten von ÖVP und FPÖ heute selbst geliefert.

Normalerweise, wenn man ein kritisches Thema diskutiert, stellt man sich hin und sagt: Wir haben die besten Ideen! Was wollt ihr denn? Wir haben die besten Ideen! Wir ha-


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite