Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll60. Sitzung, 30. Jänner 2019 / Seite 250

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

Schutzwaldflächen aber vorrangig ertragsorientiert und erfüllt damit diese gesetzlich verankerte Zielvorgabe nur unzureichend. Wenn nun rund ein Viertel des Betrags, der für Waldwirtschaftsflächen aufgewendet wird, hergenommen wird, um ein bisschen den Schutzwald zu pflegen, dann ist das einfach zu wenig; denn ist ein Schutzwald einmal in einem so schlechten Zustand, dass er nicht mehr schützen kann, dauert eine Sanierung oder Neuaufforstung Jahrzehnte und ist sehr kostspielig.

Ein weiteres Problem sind die durch Wild verursachten Waldschäden, die gesundes Wachstum und eine notwendige Verjüngung des Schutzwaldes hemmen. Wildverbiss kann aber nicht dadurch reduziert werden, dass man das Wild einfach verhungern lässt. Im heurigen Winter haben wir Bilder von geschwächtem, in Schnee ersticktem Wild gesehen, und ich frage mich: Wo bleibt da der Aufschrei der Tierschützer?

Es ist nämlich im Gegenteil so: Wenn man das Wild ordentlich füttert, kann Verbiss deutlich reduziert werden. Auch ein Totalabschuss ist keine Lösung, denn wir wollen in unseren Wäldern Wild sehen. Wald und Wild gehören zusammen und gehören allen Österreichern. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.) Wir wollen keine Zustände wie in Bayern haben.

Der Rechnungshof sieht dringenden Handlungsbedarf, wo der Wald eine mittlere oder hohe Schutzfunktion erfüllt. Die für die Pflege des Schutzwaldes eingesetzten Budget­mittel helfen letztendlich, Katastrophen zu verhindern. Nachhaltiges Handeln und Ver­antwortung für künftige Generationen sind gefragt, deshalb ist dieser Rechnungs­hofbericht so wichtig. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

22.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Zinggl ist zu Wort gemeldet. – Bitte.


22.45.20

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (JETZT): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Warum tut Österreich so wenig im Zusammenhang mit der Pflege der Schutzwälder? Der Vorstand der Bundesforste hat uns im Ausschuss löblicherweise sehr ausführlich berichtet und uns erzählt, dass schon vor 30 Jahren der damalige Landwirtschaftsminister Fischler 1 Milliarde – damals Schilling – zugesagt hat, um den Schutz zu garantieren, den Schutz durch die Wälder vor Lawinengefahren zu sichern. Wäre das Geld damals geflossen, hätten wir heute ein Problem weniger; aber es ist nicht geflossen, und zehn Jahre später, 1999, sind in Galtür 31 Menschen verschüttet worden.

Diese Katastrophe hat nicht etwa dazu gedient, dass man die Bannwälder wieder in Ordnung bringt, sondern wurde als Argument benützt, dass man Hubschrauber im Wert von 210 Millionen Euro kauft. 2005 kommt der Bericht des Landwirtschafts­minis­teriums gemeinsam mit den Bundesforsten heraus, und dieser Studie und den Katas­tern zufolge waren die Wälder in einem kritischen Zustand, und zur präventiven Gefah­renminderung wären um die 250 Millionen Euro notwendig gewesen.

Passiert ist wieder nichts, und im jetzigen Rechnungshofbericht – 2017, ich lasse den von 2010 aus – lesen wir, dass 42 Prozent des Schutzwaldes nicht stabil sind. Das heißt, 42 Prozent der Wälder bieten keinen ausreichenden Schutz vor Lawinen – noch immer nicht! Die Analyse, wenn man es sich genau ansieht, zeigt auch, dass man inzwischen ungefähr 400 Millionen Euro in die Hand nehmen müsste, Verjüngungs­maßnahmen noch gar nicht inklusive.

Diese 400 Millionen Euro müssten zwar nicht auf einmal ausgeschüttet werden, aber die 2,7 Millionen Euro mehr, mit denen sich die Ministerin im Ausschuss brüstet, sind eindeutig zu wenig, die sind eine Lachnummer, denn wenn man sich das ausrechnet,


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite