Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll60. Sitzung, 30. Jänner 2019 / Seite 253

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halten, dass die im Bundesforstegesetz verankerte Zielvorgabe zur Schutzwald­bewirt­schaftung nur sehr unzureichend erfüllt wurde.

Ich möchte jetzt in meinem Redebeitrag noch einmal explizit auf die Jagd eingehen, auf die Jagdstrategie der Österreichischen Bundesforste. Es steht außer Zweifel, dass die durch Wild verursachten Waldschäden ein wesentliches Hemmnis für das Wachs­tum des Waldes und insbesondere für eine ausreichende Verjüngung des Schutz­waldes darstellen. Das Problem ist aber die Strategie, die die Österreichische Bundesforste AG in den letzten Jahren verfolgt hat, nämlich weg von den größeren Jagdrevieren mit oftmals mehrjährigen Pachtverträgen hin zu Teilungen in viele kleine Reviere, oft nur mit kurzen Abschuss- oder Pirschverträgen.

Aus meiner eigenen Erfahrung als Jäger und auch aus Wahrnehmungen in der Obersteiermark, in meiner engeren Heimat, wo ich mit vielen Jägern und Jagdpächtern spreche, kann nur bestätigt werden, was auch im Rechnungshofbericht festgestellt wurde: Das hat nur teilweise zu einer Erhöhung der Abschüsse geführt. Warum? – Weil die Jäger ja auch ihr Revier kennenlernen müssen, das Verhalten des Wildes in ihrem jeweiligen Revier kennenlernen müssen, und da halte ich grundsätzlich größere Einheiten mit mehrjährigen Verträgen für besser als Kleinstreviere mit oft nur kurzfristigen Abschussverträgen. – Das ist das eine. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Das andere ist, dass die Wildreduktion – so notwendig sie auch ist – natürlich ein erhebliches Konfliktpotenzial mit anderen Interessengruppen und mit der Öffentlichkeit birgt. Frau Kollegin Lintl hat ja auch schon das Thema Fütterungen angesprochen. Ich bin kein vehementer Fütterungsverfechter, ich weiß, dass in der Jägerschaft und auch in der Wissenschaft das Thema Wildfütterung sehr ambivalent diskutiert wird. Es ist eine Tatsache, die Bundesforste schreiben das ja auch in ihrer Stellungnahme zur aktuellen Petition „Rotwild in Not“, dass Wild eben Wild ist und kein Haustier und grundsätzlich nicht gefüttert werden soll. – Das stimmt.

Man muss aber auch sehen, dass die Überwinterungsstrategien des Rotwilds, die teilweise jahrhundertelang funktioniert haben, heute oftmals durch die Zersiedelung, durch den Verkehr, durch die Infrastruktur nicht mehr funktionieren. Ich finde es nicht gut, dass in vielen Revieren der Obersteiermark die Bundesforste beinhart eine Fütte­rung nach der anderen zudrehen, den Jägern das Füttern verbieten. Dann kommt es natürlich zu vermehrten Schälschäden, dann werden die Jäger, obwohl sie das oft gar nicht wollen, gezwungen, in der Schonzeit weiterhin Rotwild abzuschießen, und das ist nicht sehr gut, meine Damen und Herren.

Ich denke, dass die Bundesforste grundsätzlich sehr verantwortungsvoll mit den ihnen anvertrauten Waldflächen umgehen. Ich wünsche mir aber auch, dass sich die Führungsfunktionäre der Österreichischen Bundesforste diesen Rechnungshofbericht zu Herzen nehmen und ihre, sagen wir einmal, durchaus etwas seltsame Politik im Bereich der Wildfütterungen, vor allem in Ausnahmewintern, wie wir jetzt einen erlebt haben, überdenken. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

22.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Präsidentin des Rechnungshofes. – Bitte.


22.58.21

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Der Rechnungshof hat bereits im Jahr 2015 einen Bericht zum Thema Schutz- und Bannwälder veröffentlicht und im Juli 2017 den gegenständlichen Prüf­bericht, nämlich jenen betreffend „Schutzwaldbewirtschaftung bei der Österreichischen Bundesforste AG“. Darin haben wir klar ausgesprochen, dass die Pflege und Bewirt-


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