16.36

Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Werte Kollegen! Liebe Zuhörer! Pflege ist ein Thema, das uns eigentlich fast alle irgendwann betrifft oder angeht. Laut einer aktu­ellen Wifo-Studie wird es in der Langzeitpflege in Österreich – ob das jetzt die Hauskrankenpflege, die mobile Pflege oder auch die stationäre Pflege ist – 2030 20 000 und 2050 60 000 Pflegestellen mehr als bisher brauchen und das ist natürlich eine große Herausforderung im personellen Bereich.

Die Entwicklungen im Pflegebedarf sind aber nichts, das erst kürzlich bekannt geworden ist, sondern sie sind schon seit Jahren bekannt. So stelle ich mir die Frage, warum die SPÖ in den letzten Sitzungen immer Dringliche Anfragen und Anträge zu Themen einbringt, für die sie bis vor Kurzem selbst verantwortlich war. (Abg. Leichtfried: Weil jetzt nichts mehr weitergeht! – Zwischenrufe der Abgeordneten Knes, Rendi-Wagner und Vogl.) Ich habe eine Vermutung, dass in den letzten Jahren der Mut gefehlt hat, die dringenden Probleme in diesem Bereich anzugehen.

Die neue Bundesregierung hat es sich eben zum Ziel gesetzt, die Themen Steuer­reform, Digitalisierung und besonders die Pflege in diesem Jahr zu Schwerpunkt­themen zu machen. Gesundheit und Pflege haben oberste Priorität. So wurde, wie wir heute schon gehört haben, im Dezember der Masterplan Pflege beschlossen. Im März, vor einer Woche, ist der Startschuss für den Dialog, für eine großartige Pflegereform gefallen. Der Masterplan Pflege bildet die Grundlage zu diesem Dialog und dieser Dialog sollte zwischen Bund, Land, Gemeinden und allen Betroffenen geführt werden. Ich denke, das ist etwas Wichtiges. Er hat fünf Ziele. Zuerst muss erhoben werden, was wir in welcher Form brauchen und erst dann geht es darum, die Finanzierung dafür zu finden.

Bessere Unterstützung für die pflegenden Angehörigen ist ein wichtiger Punkt, denn die pflegenden Angehörigen sind jene, die unser Sozialsystem günstig gestalten und die auch sehr verlässlich sind. Ich persönlich hatte in meiner Familie in letzter Zeit auch einen Pflegefall und daher weiß ich, welch große Herausforderung das für die Angehörigen bedeutet. Daher gilt meine ganz besondere Wertschätzung allen, die in der Pflege tätig sind, denn das ist eine besondere Herausforderung.

In Österreich sind rund 1,4 Millionen Menschen unmittelbar vom Thema Pflege be­troffen. Der Anteil der häuslichen Pflege ist mit 80 Prozent sehr hoch.

Besonders bei den Bäuerinnen gibt es diesbezüglich einen hohen Anteil, denn sie sind es, die die Pflege noch in einem höheren Maß als andere zu Hause praktizieren. Daher ist es besonders wichtig, dass es eine bessere Unterstützung für die pflegenden Angehörigen gibt, dabei ist auch besonderes Augenmerk auf die Pflege von Demenz­kranken zu legen. Damit können wir gewährleisten, dass die Menschen in ihren eigenen vier Wänden alt werden können, und das auch langfristig absichern. Wir haben es heute schon öfter gehört: ambulant geht vor stationär. Das ist auch christlich-sozial. (Zwischenruf des Abg. Knes.)

Ein wichtiger Punkt ist für mich auch Qualifizierung und Ausbildung. Über die pfle­genden Angehörigen hinaus sind die Hilfsdienste und die Organisationen der Haus­krankenpflege ein wichtiger Eckpfeiler und eine große Stütze, die öffentliche Zuwen­dungen brauchen, um diese in Zukunft abzusichern. Wir brauchen bis 2030 24 000 Kräfte in der Pflege mehr und bis 2050 laut Wifo-Studie doppelt so viele. Daher müs­sen wir jeden Einzelnen, ob jung oder alt, der sich für Pflege interessiert, auch dafür begeistern können, eine Pflegeausbildung zu machen. Besonderes Augenmerk möchte ich da natürlich auch auf die Umsteiger richten, die in die Pflege und die Betreuung einsteigen wollen.

Der Punkt Nutzung von neuen Technologien ist gerade im Zusammenhang mit dem Thema, in den eigenen vier Wänden alt zu werden, eine Chance. Es geht um die Bedürfnisse der Menschen, die im Mittelpunkt stehen sollen. Es soll in diesem Jahr auch darum gehen, dieses Modell mit allen, die daran beteiligt sind, zu diskutieren, um damit ein Pflegemodell für die Zukunft auf die Füße zu stellen, mit dem wir alle glücklich sein können. Es geht darum, zusammenzuarbeiten, um die beste Pflege für jeden Einzelnen gewährleisten zu können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

16.42

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Ragger ist zu Wort gemel­det. – Bitte.