20.53

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (JETZT): Frau Präsidentin! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Mir ist eines tatsächlich sehr wichtig, deshalb werde ich es noch einmal wiederholen – meine Kollegin hat es eingangs schon erwähnt, was in meinem Antrag steht –: Wir sehen sie nicht nur in der Berufswelt, sondern wir kennen die traditionellen und sehr beeinflussten Rollenbilder und die Stereotype bereits aus der frühkindlichen Erziehung. Sie sind ganz tief in der Gesellschaft verankert und beeinflussen dadurch natürlich auch unser Denken und unser Handeln sehr, sehr stark, vor allem dann auch die Berufs- und die Ausbildungswahl der Kinder und Jugendlichen. In weiterer Folge führt das zu ungleichen Einkommen und Karriere­chancen. Wir haben vorhin den Bereich der Naturwissenschaften und Mathematik angesprochen, da sehen wir das auch ganz, ganz stark, da gibt es etliche Studien in diese Richtung.

Die frühkindliche Erziehung ist also sehr wichtig und beeinflusst auch den Lebens- und Berufsweg der Kinder und Jugendlichen sehr stark. Wenn man sich das Umfeld der Kinder ansieht, sprechen wir von den Familien, vom Kindergarten, von den Schulen. Die jungen Menschen werden natürlich auch durch die Werbung beeinflusst. Die gesamte Lebenswelt beeinflusst sehr stark die Geschlechterrollen, mit denen sie konfrontiert sind. Das Ziel muss es da sein, dass jeder Mensch unabhängig von den Geschlechterklischees oder Erwartungen anderer die Wahl treffen kann, welchen Bildungs- und Berufsweg er für sich selber wählen möchte. (Beifall bei JETZT.)

Für dieses Anliegen ist der Kindergarten, also die Elementarpädagogik sehr wichtig. Nicht nur der Ort, sondern natürlich auch die Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort spielen da eine essenzielle Rolle. Da geht es zum Beispiel um Verkleidungen: Es ist ganz wichtig, dass Mädels im Kindergarten Ärztinnen sein dürfen, sich als Mecha­nikerinnen verkleiden dürfen, aber die Burschen andererseits auch Krankenpfleger sein dürfen. Da darf nicht mit den Rollenklischees, die es in der Gesellschaft gibt, gespielt werden, sondern es muss sehr offen darauf zugegangen werden.

Was Bücher im Kindergarten angeht, ist es auch wichtig, dass Mädels und vor allem Frauen in den Büchern Heldinnen sein dürfen, dass wir in den Büchern Männer zeigen, die auch fürsorglich sind und Gefühle haben. Das sollte normal sein und das sollte auch in den Büchern im Kindergarten abgebildet sein. (Beifall bei JETZT.)

Wenn es vielleicht auch sexistische Äußerungen gibt, müssen Pädagogen und Päda­goginnen darauf richtig reagieren und reflektieren können, was das eigentlich bedeutet. In der Praxis könnte ein Beispiel sein, dass sich bei Lukas zu Hause hauptsächlich die Mutter um die Hausarbeit kümmert, und dann im Kindergarten aber Lukas auch in der Puppenküche mit anpackt. Ich glaube, das ist wichtig, weil das dann zu Hause zu Reflexionsprozessen führt, und dafür können der Kindergarten und die Elementar­pädagogik hilfreich sein. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Kommen wir jetzt noch ganz kurz zum Antrag, der schon von meinen Kolleginnen angesprochen wurde! Ich habe drei Vorschläge gebracht, Nummer eins: Es wurde ja im Regierungsprogramm angekündigt, dass es einen neuen BildungsRahmenPlan für elementare Einrichtungen geben soll. Da hätten wir die geschlechtersensible Päda­gogik gerne noch viel stärker verankert gehabt. Sie ist in einem Satz formuliert, das ist sehr wenig. Da würde ich mir eine noch zentralere Rolle wünschen.

Im Unterrichtsausschuss habe ich erfahren, es wird nicht einen neuen BildungsRah­menPlan geben, sondern es gibt quasi konkrete Punkte, die herausgenommen werden. Das ist zum Beispiel die Wertebildung im Kindergarten, „Werte leben, Werte bilden“. Dabei kommt aber geschlechtersensible Pädagogik zu kurz: Da geht es nicht um geschlechtersensible Pädagogik, sondern beispielsweise wird im Zusammenhang mit dem Kopftuch erwähnt, dass es die Gleichwertigkeit der Geschlechter gefährde. Bei der Weiterbildung für den Kindergarten sollte das Thema Geschlechtergleichheit einen höheren Stellenwert bekommen. Es wird angesprochen, aber noch zu wenig. Wir müssen da viel stärkeren Fokus darauf legen, weil das eine sehr wichtige Thematik ist. Wenn es schon keinen neuen BildungsRahmenPlan gibt, dann wünsche ich mir eine stärkere Einbindung.

Nummer zwei betrifft den Leitfaden „Geschlechtssensible Pädagogik“ – der ist noch aus dem Jahr 2009. Ich würde mir da ein Update in Zusammenarbeit mit den ExpertIn­nen aus Wissenschaft und Praxis wünschen.

Nummer drei – und das ist auch noch wichtig, das wurde jetzt von meiner Kollegin nicht in der Form angesprochen – betrifft die Ausbildung der PädagogInnen. Da soll geschlechtersensible Pädagogik nicht nur in den Bafeps, also in den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik verankert werden, sondern es geht uns vor allem um die tertiäre Ausbildung. Da sind die Regelungen ja von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich, da fände ich es sinnvoll, das Thema ähnlich zu behandeln, anzu­schauen, was da eigentlich in den Bundesländern passiert, was gelehrt wird, und das dann auf die gleiche Ebene zu holen. (Beifall bei JETZT.)

Wie Sie sehen, ist da noch immer viel zu tun. Es braucht einen stärkeren Fokus, es braucht den Abbau der Stereotype, der traditionellen Rollenbilder. Das Thema ist nicht umsonst auch im Frauenvolksbegehren ein Punkt gewesen, deswegen haben wir diesen Antrag hier eingebracht. Bei diesem Anliegen reichen nicht nur ein paar Sätze und Versprechungen, sondern da brauchen wir noch viel mehr. Es geht um sehr viel, und deswegen brauchen wir die beste Ausbildung und die beste Vorbereitung für unsere Pädagoginnen und Pädagogen. – Danke schön. (Beifall bei JETZT und bei Abgeordneten der SPÖ.)

20.59

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Mühlberghuber. – Bitte.