22.18

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rech­nungshofes! Um den vorliegenden Einkommensbericht auch richtig einordnen zu kön­nen, möchte ich noch einmal festhalten, dass es in Österreich knapp an die 4,4 Mil­lionen Beschäftigten gibt, wobei die Vollzeitbeschäftigung im Vergleich zum Jahr 2010 bei den Frauen um 3 Prozent zurückgegangen und bei den Männern um fast 7 Prozent gestiegen ist.

Die Einkommen der Männer übersteigen natürlich die der Frauen im Bereich der Voll­zeitbeschäftigung sehr eklatant. Männer verdienen im Durchschnitt 44 140 Euro und Frauen nur 36 796 Euro. Das heißt, bei den Teilzeitbeschäftigten ist es aber umge­kehrt. Das besagt, dass das nicht unbedingt eine Frage der Ausbildung ist. In dem Bericht des Rechnungshofes ist ja auch nachgewiesen, dass die Unterschiede bei allen Bildungsformen sehr ähnlich sind.

Räumlich gesehen gibt es natürlich sehr beträchtliche Unterschiede: Bundesweit hin­ken die Frauen mit 84 Prozent den männlichen Einkommen hinterher, in Wien ist die Situ­ation anders. Dort erhalten die Frauen 93 Prozent dessen ihrer männlichen Kolle­gen – und das ist österreichweit doch die frauenfreundlichste Situation. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Tatsache ist sicherlich einerseits eine Frage der Arbeitsteilung in der Familie, aber vor allem auch die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Da gibt es doch eklatante Unterschiede. Ich glaube, man kann sagen, es gibt in Österreich neun Geschwindigkeiten. Gestern hat mich eine Frau kontaktiert, die umgezogen ist und ihren Sohn in einer Speckgürtelgemeinde von Wien in einem Kindertagesheim unter­gebracht hat. Sie muss jetzt für ihr zweijähriges Kind fast 400 Euro pro Monat bezahlen. (Abg. Belakowitsch: Ah ja! Das war bis vor ein paar Jahren in Wien auch so!) Das ist natürlich für einen Landeskindergarten, der nur bis 15 Uhr offen hat, ein enormer Betrag. Das muss man sich einmal vor Augen halten. In Wien gibt es den Gratiskindergarten – dort sind es 360 Euro. Man kann das nämlich noch aufteilen: 13 Euro Beschäftigungsbeitrag und 20 Mal 3,60 Euro für das Essen. Das ist ein enormer Betrag, den man für die Betreuung der Kinder bis 15 Uhr bezahlen muss.

Jetzt kann man sagen, das ist ein Einzelfall, aber, wenn man sich das anschaut, im Westen sind ja die Standards noch viel schlechter. Insgesamt gibt es 21 Tage, an denen die Kindergärten im Durchschnitt geschlossen haben. In Tirol sind es 34 Tage. Bei den Öffnungszeiten schaut es ganz schlecht aus: Da sind in Vorarlberg 55 Prozent der Einrichtungen nur bis 15 Uhr geöffnet, in Tirol nur 49,7 Prozent und in Ober­öster­reich gar nur 43,8 Prozent. In Wien hingegen können die Eltern darauf vertrauen, dass die Voraussetzungen für eine Vollzeitbeschäftigung am besten sind. Zwei Drittel der Kindertagesheime haben 10 und mehr Stunden geöffnet und haben nur 4,4 Schließ­tage im Jahr.

Zusammengefasst muss man sagen: Es wird endlich Zeit, dass allen Frauen in Öster­reich faire und gleiche Bedingungen zu garantieren sind. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

22.22

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Zanger ist zu Wort gemel­det. – Bitte.