17.26

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (JETZT): Frau Präsidentin! Herr Minister! Frau Kollegin Großbauer, zu dem Sager, dass das, was gratis ist, nichts wert sei: Sie wissen schon, dass beispielsweise die Volksschulen, die Universitäten und alle Schu­len gratis sind und auch etwas wert sind? (Beifall bei JETZT sowie des Abg. Lindner.)

Wissen Sie eigentlich, dass die Museen genauso wie die Schulen Bildungsein­richtun­gen sind? – Das wissen Sie vielleicht nicht, denn Sie haben diese Bildungseinrich­tungen, die Museen, wahrscheinlich eher als touristische Melkkuh im Auge. Tatsächlich glaube ich, dass die Entwicklung leider auch in diese Richtung geht. Selbst wenn man aber die Touristen sozusagen zum Zahlen in den Museen haben möchte, hätten Sie, werte Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsfraktionen, unserem Vorschlag einer Jahreskarte zustimmen können, die entsprechend teuer gewesen wäre, sodass Touristen, die zwei, drei Tage hier sind, sich das nicht leisten, aber Menschen, die gerne in die Museen gehen, sehr wohl – ähnlich der Jahreskarte der Wiener Linien.

Lassen Sie mich zu einem anderen Thema kommen, das ich seit 14 Jahren immer wieder hier im Hohen Haus anspreche und bei dem ich jetzt langsam nicht mehr sicher bin, ob ich gemeinsam mit den Fachleuten draußen auch richtigliege: Es geht um das Thema, dass die kulturhistorischen Archive, die Museen immer mehr zu Gemischt­warenhandlungen werden, weil sie nämlich alle dasselbe sammeln und das Gleiche ausstellen – also irgendetwas. Diese Beliebigkeit, meine Damen und Herren, zeigt sich jedes Jahr von Neuem. Vor Kurzem gab es eine Goya-Ausstellung im Belvedere, im Leopold-Museum und im Kunsthistorischen Museum. In der Albertina waren 2017 die grafischen Werke von Bruegel zu sehen, ein Jahr, bevor es die große Ausstellung im Kunsthistorischen Museum gab.

Wir haben vier Bundesmuseen, die Gegenwartskunst sammeln, dafür fehlt aber ein kulturhistorisches Museum. Dass alle vier dieser Bundesmuseen zur Gegenwartskunst dasselbe sammeln, habe ich aufgrund einer parlamentarischen Anfrage herausgefun­den. Sie sammeln nämlich Werke derselben 63 Kunstschaffenden, und drei von den vieren sammeln Werke derselben 163 Kunstschaffenden. Nicht genug, dass diese vier dasselbe sammeln und ausstellen, auch das Kunsthistorische Museum stellt Gegen­wartskunst aus. In eineinhalb Stunden wird die Ausstellung Maurizio Cattelan im Kunsthistorischen Museum eröffnet. Auch das Naturhistorische Museum hat sich auf diesen Zweig verlegt und auch im Technischen Museum sehen wir gelegentlich Kunst.

Jetzt wird mir niemand Kunstfeindlichkeit vorwerfen. Worauf ich hinauswill, ist Folgen­des: Da wird verwässert, und diese Beliebigkeit führt natürlich zu einer Konkurrenz der Museen untereinander auf gleichem Gebiet. Das ist völlig unnötig. Diese Verwäs­serung wird von Ihnen, Herr Minister, auch noch unterstützt, wenn Sie beispielsweise der Albertina gestatten, dass die Essl-Sammlung integriert wird. Frau Kollegin Großbauer, das verstößt nämlich gegen das Gesetz, das verstößt gegen § 13 der Museumsord­nung. Herr Minister, Ihr Argument, das Sie hier schon einmal und auch im Kultur­ausschuss vorgebracht haben: Was interessiert mich das Gesetz, Hauptsache, die Albertina ist wirtschaftlich, hinsichtlich Besucherzahlen erfolgreich!, finde ich eigentlich ziemlich arg und überheblich. Sie sind darauf vereidigt, das Gesetz zu beachten. Sie übernehmen mit diesem Betreiben auch insofern eine Verantwortung, als die Museumsordnung dann überhaupt zu totem Recht wird und der Freistil fortgesetzt und abgesegnet wird.

Werte Kolleginnen und Kollegen, zuletzt frage ich mich: Wer braucht angesichts dieser Politik, angesichts mangelnder Bereitschaft zu irgendeiner Reform einen zusätzlichen Posten, einen Job auf der höchsten Ebene im Museumsbereich, der weder mit Rechten noch mit Pflichten ausgestattet ist? – Ich weiß nicht, ob das eine schlechte Kulturpolitik ist; ich glaube, es ist gar keine. – Danke. (Beifall bei JETZT.)

17.31

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Nun hat sich der Herr Bundesminister zu Wort ge­meldet. – Bitte schön, Herr Minister.