10.19

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen! Geschätzte Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Zuschau­ergalerie und zu Hause! Artensterben und Klimakrise sind für mich als Agrarsprecher natürlich aus Sicht der Landwirtschaft zu beleuchten.

Zweifellos ist es so, dass wir sehr, sehr viele Kleinstlebewesen – Ungeziefer, Wirbel­tiere – verloren haben, weil sie ausgestorben sind, sie aufgrund verschiedener Ent­wicklungen nicht mehr existent sind. Leider wird da die Schuld sehr oft der Landwirt­schaft gegeben. Gerade deshalb ist es mir wichtig, aufzuzeigen, dass die Ursachen da­für sehr wohl vielfältig sind.

Ich will jetzt niemanden beschuldigen, aber genauso, wie es Kollegin Jeitler-Cincelli ge­sagt hat, glaube ich, dass wir ein bisschen darüber nachdenken sollten, was jeder in seinem eigenen Bereich dazu beitragen kann. Fast jeder von uns verwendet einen Rasenroboter. Früher wurden die Blumen stehen gelassen, diese waren die Lebens­grundlage für Kleinstlebewesen. Jeder düngt seinen Rasen, düngt seine Blumen. Jeder verwendet – leider Gottes – Unkrautsalz, um die befestigten Flächen unkrautfrei zu hal­ten. Da kann jeder seinen Beitrag leisten. Keiner hat mehr einen Komposthaufen, keiner lässt mehr die Laubhaufen in seinem Garten liegen. Auch das wären in vielen, vielen Bereichen Grundlagen für die Kleinstlebewesen. Lichtverschmutzung: Eines der größten Probleme für die Kleinstlebewesen ist das Thema Lichtverschmutzung. Jeder beleuchtet die halbe Nacht lang seine Bäume, seine Sträucher, seine Gärten. (Zwi­schenruf der Abg. Friedl.)

Natürlich, meine Damen und Herren, hat auch die Landwirtschaft viel zu dieser Ent­wicklung beigetragen und mit verursacht. Durch die geänderten Bewirtschaftungsfor­men ist vieles an Artenvielfalt verloren gegangen, aber, meine Damen und Herren, wir Landwirte haben diese veränderte Bewirtschaftungsform nicht aus Jux und Tollerei be­gonnen, das war schlichtweg eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Landwirte haben versucht, das, was wir an Einkommen verloren haben beziehungsweise an Mehrkosten zu leisten haben, mit intensiverer Produktion auszugleichen. Solange der Konsument nicht bereit ist, wirklich mehr für Bioprodukte auszugeben oder überhaupt Bioprodukte zu kaufen, wird es ganz schwierig werden, dies zu ändern. (Abg. Vogl: Wer zahlt denn das? – Zwischenruf der Abg. Erasim.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, trotzdem leistet die Landwirtschaft einen sehr, sehr großen Beitrag zum Thema Artenschutz, Insektenschutz. Die gesamten Land­schaftselemente, Bäume, Sträucher, Hecken entlang der Wiesen, die erhalten bleiben, die gepflegt werden, die ganzen Steinhaufen, die Steinriegel sind heute die wichtigsten Bereiche für Kleinstlebewesen, und ich glaube, da leistet die Landwirtschaft einen sehr großen Beitrag. (Zwischenruf des Abg. Preiner.) Die Biodiversitätsflächen stellen zwar in der Bewirtschaftung für uns einen großen Nachteil dar, sind aber für Kleinstlebe­wesen doch ein wichtiger Lebensbereich. Auch das Verbot von insektenschädlichen Giften ist ein wichtiger Punkt.

Meine Damen und Herren, wir haben es heuer selbst erlebt: Es ist plötzlich ein Drittel der Kartoffelernte des vergangenen Jahres kaputtgegangen, und wir müssen jetzt schon seit zwei Monaten Kartoffel aus Israel, aus Ägypten einführen, von denen keiner weiß, wie sie produziert wurden, und keiner denkt darüber nach, dass diese Tausende Kilometer über die Meere geschifft werden müssen. (Zwischenruf des Abg. Preiner.)

Ein weiteres Thema ist Glyphosat. Ja, die Europäische Kommission hat die Zulassung um fünf Jahre verlängert, und gerade deshalb stehen wir dazu, dass es wichtig wäre, ein starkes Europa, aber noch stärkere Nationalstaaten zu haben, die solche Entschei­dungen im eigenen Land fällen können. Deshalb ist es auch wichtig, bei der EU-Wahl darüber nachzudenken, wem man die Stimme gibt, und wir Freiheitlichen stehen für ei­nen starken Nationalstaat. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Prei­ner und Vogl.)

Ein weiteres Beispiel in diesem Bereich ist die Wildbach- und Lawinenverbauung. Mitt­lerweile wird sehr, sehr viel Geld in die ökologische Begleitung der Bauprojekte in­vestiert. Wir selbst haben in unserer Gemeinde erlebt, wie schnell solch ein Bach wie­der von Kleinstlebewesen bevölkert ist. Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel dafür, dass diese Koalition auch sehr, sehr viel Geld in den ökologischen Ausbau der Pro­jekte investiert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Koalition hat wirklich sehr, sehr viel zum Umweltschutz, zum Artenschutz beigetragen. Wenn sich heute die Liste Pilz hier herausstellt und sagt: Die Regierung betreibt nur Symbolpolitik!, dann erinnere ich Sie daran, dass Sie am 30. Jänner dieses Jahres gegen das Ökostromgesetz gestimmt haben – und das ist Politik zum Schaden der Umwelt und der Natur und nicht Politik für diese! (Beifall bei FPÖ und ÖVP. – Abg. Plessl: Keine Ahnung! Keine Ahnung!)

10.24

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dop­pelbauer. – Bitte.