19.24

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Herr Minister! Frau Präsiden­tin! Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich zitiere: „Vor allem junge Frauen entscheiden sich für den Umzug in die Stadt. [...] Dadurch verliert der ländliche Raum gut gebildete junge Frauen dauerhaft an die Städte. [...] Eine beson­dere Herausforderung im ländlichen Raum ist die Vereinbarkeit von Beruf und Fami­lie [...]. Kinderbetreuungsmöglichkeiten müssen den realen Bedürfnissen entsprechen.“

Werte KollegInnen von der ÖVP! Das sind Zeilen, die Sie eigentlich kennen müssten. Sie kommen aus Ihrem Masterplan ländlicher Raum. Es ist sehr positiv, dass die Ab­wanderung von jungen und hoch qualifizierten Frauen festgestellt worden ist und dass festgestellt worden ist, dass eine bessere Kinderbetreuung notwendig ist. Leider ent­spricht das noch immer nicht der Realität auf dem Land.

Im letzten Bildungsinvestitionsgesetz wurden 115 000 neue Plätze für die Ganztags­schulen beschlossen. Frau Kollegin Kuss-Bergner, nachher wurden sie auf 40 000 ge­kürzt, also war ein Ausbau in diesem Fall nicht zu sehen. Es fehlen uns in den nächs­ten Jahren 75 000 dieser wichtigen Plätze.

Wenn ich jetzt an diese Frauen denke, die auf dem Land leben und sich entscheiden müssen – sie gründen eine Familie, sie wollen auf dem Land bleiben, wollen aber ihre Jobs genauso behalten und Familie und Job vereinen –, dann wird es ziemlich schwie­rig, weil das Angebot fehlt. (Abg. Kuss-Bergner: Es sind drei Länder, die Aufholbedarf haben!) Die Ganztagsschulen fehlen. Was wichtig ist: Es braucht die Wahlmöglichkeit. Jeder sollte das selbst entscheiden können, aber diese Wahlmöglichkeit gibt es bei uns auf dem Land gar nicht in der Form und in der Menge wie in der Stadt. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Kuss-Bergner: Die gibt es! Die gibt es!) Im Endeffekt ist den Frauen nur noch die Halbtagsarbeit möglich, Vollzeit wird de facto auf dem Land nicht mehr um­setzbar sein.

Liebe ÖVP-Kolleginnen und -Kollegen! Ich würde mir wünschen, dass nicht nur da­rüber gesprochen und geschrieben wird, sondern dass Sie handeln! Investieren Sie einfach in die Ganztagsschulen! Das wäre ein ganz großes und positives Zeichen für die Kinder in unserem Land.

Gewalt und Mobbing in den Schulen – in den letzten Wochen war das großes Thema in den Medien. Die Regierung beschäftigt sich damit. Das Thema sind Time-out-Klas­sen, man spricht darüber und schaut, dass man sie eventuell installiert. Für mich per­sönlich sollte das der letzte Ausweg sein. Man sollte wesentlich früher eingreifen. (Zwi­schenruf des Abg. Mölzer.) Gewaltausbrüche von Kindern kommen nicht von heute auf morgen, da ist das Umfeld ein Thema und viele, viele Dinge mehr, die dahinterstehen. SchulpsychologInnen und SchulsozialarbeiterInnen sind sehr, sehr wichtig. Meines Er­achtens wurde da der Sparstift angesetzt.

Wenn man über die Grenzen hinausschaut: In Schweden gibt es für jede Schule einen fixen Platz für einen Schulsozialarbeiter, in Österreich sind es hingegen insgesamt 200 Plätze. Da spürt man auch, dass das einfach viel zu wenige sind. Ich würde Sie daher bitten, Herr Minister, sich dafür einzusetzen, dass unsere Lehrerinnen und Leh­rer in dieser Form unterstützt werden.

Auffällige Kinder und Jugendliche sollten nicht aus den Klassen genommen werden. Ich finde, das ist keine Lösung. Man sollte im Sinne der Kinder denken und schauen, dass man die Pädagoginnen und Pädagogen unterstützt, in Kooperation mit den Schul­psychologInnen und natürlich mit den SchulsozialarbeiterInnen. Das führt zu einem gu­ten Klassenklima, und im Endeffekt wäre das der richtige Weg. (Beifall bei der SPÖ.)

19.27

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schandor. – Bitte, Herr Abgeordneter.