14.27

Abgeordnete Mag. Dr. Sonja Hammerschmid (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen auf der Galerie und vor den Fernsehschirmen! Wir verhandeln jetzt drei Petitionen – die Frau Präsidentin hat die Titel ja bereits erwähnt und vorgestellt –, jeweils eine für ein wolfsfreies Tirol beziehungsweise ein wolfsfreies Salzburg und eine weitere für eine Ausnahmeregelung. Es ist eine schwierige Diskussion, keine Frage, sie ist sehr emotional aufgeladen, und natürlich gilt es, hier auch eine sehr schwierige Abwägung zwischen dem Artenschutz, dem strengen Artenschutz für Wölfe auf der einen Seite und natürlich den Interessen der Bauern und der Touristiker auf der anderen Seite zu treffen.

Ich würde jetzt gerne mit Fakten und Daten zu einer qualifizierten Diskussion beit­ragen. Aus gutem Grunde wurde bereits 1997 die länderübergreifende Koordinierungs­stelle für Braunbär, Luchs und Wolf geschaffen; eine Koordinierungsstelle, der Ver­treter aus Ministerium, Umwelt- und Wasserwirtschaft, Landwirtschaftskammer, Jagd- und Naturschutzabteilungen der Länder, WWF, Landesjagdverbänden sowie Bären­anwälte, Wolfsbeauftragte der Länder angehören. Diese Koordinierungsstelle hat den Job, zu monitoren, Maßnahmenpakete auszuarbeiten, und diese Koordinierungsstelle hat auch den Job, die wissenschaftliche Begleitung dazu über die Veterinär­medi­zinische Universität und die Universität für Bodenkultur bereitzustellen. Mit deren Doku­menten habe ich gearbeitet.

Voranstellen möchte ich dieser Diskussion, bevor ich die Fakten präsentiere, dass natürlich die österreichischen Zahlen nicht ohne eine europäische Betrachtung inter­pretiert werden können, da die Wölfe vor Grenzen nicht haltmachen. Sie wandern über Grenzen hinweg ein, aber auch aus. Die Aufenthaltsdauer der Wölfe in Österreich schwankt sehr stark: Einige bleiben wenige Monate, manche bleiben länger und sind einige Jahre da. Die Nachweisführung geht über DNA-Proben, also wirklich über stichhaltige wissenschaftliche Beweismethodik.

Wie viele Wölfe gibt es in Österreich? – Schauen wir uns die Zeitreihen an: 2016 wurden sechs Wölfe in Österreich gesichert nachgewiesen; 2017 wurden acht Wölfe in Österreich gesichert nachgewiesen; 2018 wurden 13 Wölfe in Österreich gesichert nachgewiesen. Wenn wir jetzt unbestätigte Sichtungen von Wölfen, Welpen und Jähr­lingen dazurechnen, dann sind wir bei maximal 35. Das Hauptverbreitungsgebiet ist in Niederösterreich zu suchen. Das zeigen diese Daten auch recht klar.

Schauen wir uns jetzt die Nutztierrisse dieser Wölfe an, wobei es sich großteils um Schafe handelt: 2016 35, 2017 20, 2018 130 Stück. Wenn ich alle Kulanzfälle mit­berücksichtige und ich erst gestern auf ORF Tirol darüber gelesen habe, dann muss ich sagen, es sind 2019 sechs DNA-Proben von Beutetieren gefunden und auch beurteilt worden. Drei davon waren von Füchsen, zwei von Wölfen und eine war nicht genau zuordenbar. Das sind die Fakten in aller Kürze.

Was ist jetzt zu tun? – Auf der einen Seite verstehe ich die Sorgen der Bäuerinnen und Bauern, denn es sind ja oft vor allem Kleinbauern, die betroffen sind. Natürlich müssen sie unterstützt werden, natürlich braucht es für sie entsprechende Beratungs­maß­nahmen, und es braucht auch Abschlagszahlungen für Verluste, die sie erlitten haben, das ist auch klar. Auf der anderen Seite zeigen diese Zahlen aber auch: Lassen wir die Kirche im Dorf! (Beifall bei SPÖ, NEOS und JETZT.) Lernen wir aus der Vergan­genheit, lernen wir von den Best-Practice-Beispielen, die jetzt schon gelaufen sind, aber lernen wir vor allem auch von anderen Ländern, die höhere Besatzdichten haben! Dort gibt es ja Erfahrung. Lernen wir davon und schauen wir uns etwas ab! Rütteln wir nicht gleich am Artenschutz und greifen wir nicht gleich zum Gewehr! Das braucht es wirklich nicht. Schauen wir hin, helfen wir den Bauern, die Verluste zu vermelden haben! (Beifall bei der SPÖ.)

Warum die Landwirtschaftsministerin allerdings die gut etablierte, länderübergreifende Koordinierungsstelle jetzt einfach links liegen lässt, beiseiteschiebt und ein neues Österreichzentrum aus dem Hut zaubert, obwohl sie mir trotz mehrfachem Nachfragen im Ausschuss nicht sagen konnte, was dieses Österreichzentrum jetzt besser kann als die Länderkoordinierungsstelle, die seit 22 Jahren arbeitet, das ist schon die Frage. – Es bleibt jetzt eigentlich nur mehr eine Interpretation übrig: Es gibt wieder einmal einen neuen Job zu vergeben für die Türkis-Blauen (Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ), und das bleibt als Interpretation jetzt einmal im Raum stehen. – So viel zum Sparen im System, liebe Frau Ministerin! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Zinggl.)

14.32

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Diesner-Wais. – Bitte.