14.46

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (JETZT): Ja, ich weiß nicht, warum man dieses Thema nicht so seriös behandeln kann wie meine Vorrednerin oder insbeson­dere auch Kollegin Hammerschmid. Da gibt es gelegentlich ein Problem – ich sehe es noch nicht wirklich, aber es könnte eines kommen –, und dem kann man auch gemein­sam mit dem WWF begegnen und Lösungen erarbeiten, bevor noch etwas passiert.

Hier hingegen – und das habe ich schon im Ausschuss erlebt – werden Ängste ge­schürt, und ich komme mir manchmal vor wie in den Schauermärchen der Gebrüder Grimm. Angst machen mir aber weniger die Wölfe, sondern Angst macht mir diese Art der Diskussion und auch die Wortwahl beispielsweise in den Petitionen, wenn es da heißt: Tirol muss wolfsfrei werden!, oder so ähnlich (Heiterkeit und Beifall bei Abge­ordneten der ÖVP), oder: „für ein wolfsfreies Tirol“ – na bitte. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Jetzt überlegen wir das einmal für andere Länder: Wie sieht das in Kenia aus? Würden Sie sagen, Kenia soll löwenfrei werden? Indien soll tigerfrei werden?

Also Sie sind eigentlich dafür, dass die Tiere verschwinden, wenn sie uns nicht direkt nützen – weg damit, brauchen wir nicht! Und das macht mir wirklich Angst.

Die Parallele zur deutschen AfD ist auch gegeben, wobei die AfD noch viel harmloser argumentiert und eigentlich nur von unkontrollierter Wolfspopulation oder einer Ober­grenze der Zuwanderung spricht. Sie sehen die Parallele ganz deutlich. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) Und die gesamte Lächerlichkeit des Nationalismus zeigt sich beim Nationalismus in Bezug auf die Fauna, der da irgendwie auch übertragen wird, denn die Wölfe dürften eigentlich nicht an die Staatsgrenze, weil sie dort erschossen werden, nur: Die Wölfe wissen nicht, wo die Staatsgrenze ist, die haben da irgendwie keinen Plan. (Beifall bei JETZT, SPÖ und NEOS.)

Und die Staatsgrenzen ändern sich auch – das wird Ihnen nicht mitgeteilt. Jetzt haben wir zum Glück Europa, zum Glück haben wir auch die entsprechenden internationalen Schutzmaßnahmen, die wir übrigens auch mit den anderen europäischen Ländern erarbeitet haben; die sind ja nicht von Brüssel zu uns gekommen, sondern wir sind ja mit dabei gewesen, um das zu erarbeiten.

Herr Kollege Linder, weil Sie von den Rothirschen gesprochen haben – das ist nämlich wirklich ein tolles Beispiel –: Es gibt in Amerika die Wolfspopulationen, die extra im Yellowstone-Nationalpark wieder angesiedelt wurden, nachdem der Wolf dort ausge­storben war. Österreich hat – das stimmt – die höchste Dichte an Schalenwild, und das ist für das ökologische Gleichgewicht nicht gut. Viele Pflanzen sterben ab, viele Tiere können dann aufgrund der fehlenden Pflanzen nicht existieren. Wir wissen, das ökologische Gleichgewicht ist dadurch gestört. Gerade die Wölfe und die Raubtiere sind jedoch in der Ernährungspyramide wichtig, sie sind dafür zuständig und verant­wortlich, dass das nicht passiert.

Im Yellowstone-Nationalpark hat sich ganz deutlich gezeigt, dass sich die Fauna und Flora deutlich erholt haben; nicht nur, weil die Wölfe gerissen haben, sondern auch, weil die Hirsche abgezogen sind, weil sie vor den Wölfen Angst haben. (Zwischenruf des Abg. Eßl.) Und das ist für mich die beste Art des Naturschutzes. (Beifall bei JETZT.)

Zum Schluss möchte ich noch eine Zahl bringen: In Europa gibt es 30 000 Wölfe – und Österreich hat 30 davon – wir brauchen nicht lange zu rechnen, wie viel das ist –, das ist 1 Promille, die Fläche beträgt aber 8 Prozent. Wir haben also noch viel Zeit, bis wir wirklich Angst haben müssen. – Danke. (Beifall bei JETZT.)

14.50

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.