18.14

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Meine geschätzten Damen und Herren! Wir diskutieren wieder über den Wolf – und das bereits zum wiederholten Male. Ich befürchte, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass wir in diesem Hause über dieses Thema diskutieren. Ich habe die Petition des Salzburger Landesverbandes für Schafe und Ziegen und des Rinderzucht­ver­bandes Salzburg unterstützt, weil ich die Sorgen und Nöte der Bäuerinnen und der Bauern, die in dieser Petition zum Ausdruck gebracht werden, entsprechend ernst nehme.

Wenn ich auf die Diskussion, die vor der dringlichen Debatte stattgefunden hat, ein bisschen eingehen darf, dann komme ich zur Rede von Frau Kollegin Hammerschmid, die Zahlen betreffend die Vergangenheit und die Gegenwart präsentiert hat: Ja, mag sein, dass diese Zahlen stimmen, Frau Kollegin Hammerschmid, aber wir denken in die Zukunft – und das ist der Unterschied. Sie wissen auch, dass Herr Professor Hackländer in der Debatte beim Expertenhearing im Petitionsausschuss klar und deutlich gesagt hat, dass wir, wenn es sich so weiterentwickelt, in 15 Jahren zumindest mit 50, aber unter Umständen mit 500 Wölfen in Österreich zu rechnen haben. Er sagte auch dazu: Futtergrundlage ist in Österreich für 1 000 Wölfe vorhanden.

Wenn wir dann zu diesem Zeitpunkt anfangen, nachzudenken, dann brauchen wir nicht mehr über eine Landwirtschaft nachzudenken, die Weidewirtschaft und Almwirtschaft betreiben soll. Er hat nämlich auch ganz klar und deutlich gesagt, dass Alm- und Weidewirtschaft mit dem Vorhandensein des Wolfs nicht kompatibel ist. Deshalb müssen wir jetzt Maßnahmen setzen, um dem entgegenzuwirken, darum unterstütze ich diese Petition auch. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Es gibt ja auch ein paar wenige SPÖ-Bauern im Bundesland Salzburg. Ich würde Ihnen empfehlen, mit diesen zu sprechen, die haben nämlich in der Landwirtschaftskammer einen Antrag eingebracht, in dem sie wortwörtlich schreiben: „Wenn der Wolf bei uns heimisch werden sollte, ist eine Alm- und Weidewirtschaft, wie sie bei uns seit Jahrhunderten praktiziert wird, nicht mehr möglich.“ – Das sagen die SPÖ-Bauern im Bundesland Salzburg, und ich unterstütze sie dabei, weil sie in diesem Punkt recht haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Ich sage hier ganz klar und deutlich: Wenn der Wolf bei uns heimisch wird, dann wird er das Gesicht des Landes aus den vorhin genannten Gründen entsprechend verän­dern. Ich würde mir wünschen, dass die alpenländische Landwirtschaft mit der traditio­nellen Weidehaltung, mit der Almwirtschaft in Europa und auch von der SPÖ und von den anderen Oppositionsparteien als bedeutendes kulturelles Erbe anerkannt wird und der Weidewirtschaft Vorrang vor einem kompromisslosen Schutz des Wolfs, der aus meiner Sicht nicht notwendig ist, gegeben wird.

Warum ist er aus meiner Sicht nicht notwendig? – Es gibt in Europa nahezu 30 000 Wölfe, wenn wir den europäischen Teil Russlands dazuzählen. Es ist ein günstiger Erhal­tungs­zustand gegeben. Wir müssen folgende Änderungen vornehmen: Erstens muss es möglich sein, dass wir den günstigen Erhaltungszustand wirklich europaweit und nicht auf Ebene der Mitgliedstaaten definieren. Zum Zweiten wird es dazu notwendig sein, dass wir die FFH-Richtlinie ändern und tatsächlich wolfsfreie Zonen ermöglichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Es ist davon gesprochen worden, dass die Bäuerinnen und die Bauern und die Wirt­schaft davon profitieren könnten. – Nein! Das ist im Interesse der gesamten Bevöl­kerung. (Zwischenruf des Abg. Keck.) Der Wolf wird auch in die Städte kommen. Ich zitiere die „Berliner Morgenpost“: Bote fotografiert Wolf mitten in der Stadt. (Abg. Loacker: ... Wissenschaftsmagazin!)

In Schweden: „Heftige Debatte in Schweden: Nachdem die Polizei kurzen Prozess machte mit einem Wolf, der mitten in einer Kleinstadt bei Stockholm sein Unwesen trieb, fordern Bürger aus dem ländlichen Raum Gleichbehandlung.“ 

Im Küstenstädtchen Bormes-les-Mimosas im Département Var ist ein Wolf erschossen worden. Das Tier hatte aggressives Verhalten auf einem Campingplatz an den Tag gelegt.

Weiters: „Wolfsangriff auf Kinder bestätigt. Nun bestehen keine Zweifel mehr: Die beiden Kinder in Polen wurden definitiv von einem Wolf gebissen. Dies hat eine Gen­analyse ergeben.“ „Das Tier, das vergangene Woche zwei Kinder gebissen hatte, war definitiv ein Wolf. Dies bestätigte gestern Abend das genetische Institut der Universität Warschau.“

So könnte ich jetzt noch viele andere Beispiele aufzählen, auch Beispiele aus Öster­reich, die zeigen, dass die Landwirte Sorge haben; eine Landwirtin sagt zum Beispiel: „Vor allem die Landwirte fürchten den Räuber - und dies nicht unbegründet, wie der jüngste Vorfall im Bezirk Murau zeigt: ,Als ich am Morgen des 5. April zu meinen Schafen gegangen bin und die fünf Kadaver entdeckte, habe ich mir gleich gedacht, das war ein Wolf‘, erzählt Bäuerin Andrea Pirker. Dass weder Maschendraht- noch Elektrozaun das Tier stoppen konnten sowie die Tatsache, dass das Gehege nur 70 Meter vom Wohnhaus entfernt liegt, irritieren die 51-Jährige: ,Meine kleine Tochter lasse ich abends nicht mehr außer Haus, das ist mir zu unsicher.‘“

Für mich gibt es nur eines: Wir müssen hier wirklich handeln, und wir haben auch starke Verbündete in Südtirol, in Bayern, in Deutschland, in Frankreich, in Finnland, wo man jetzt überall aufgewacht ist und sagt, man muss etwas ändern. – Ich bitte darum, dass man das auch tatsächlich tut. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

18.20

Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Mag. Gerald Hauser ist der nächste Redner. – Bitte.