19.43

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich will nur in aller Kürze ein paar Sätze zum vorliegenden Rechnungshofbericht sagen.

Wir haben das Ticketvertriebssystem der ÖBB-Personenverkehr AG geprüft. Der Ticketshop der ÖBB existiert seit Mitte 2017, er ist ein Vertriebssystem für nahezu alle Tickets öffentlicher Mobilitätsanbieter und er ist natürlich ein sehr umfangreiches System. Der Rechnungshof erachtet die „Vertriebsstrategie neu“ der ÖBB, die im Juni 2017 erarbeitet wurde und die sehr stark auf Kundenorientierung abstellt, für sehr zweckmäßig – denn auch der Rechnungshof hat einen Prüfschwerpunkt und dieser ist der Bürgernutzen. Bei dieser Kundenorientierung geht es um die Fragen: Wie einfach ist der Ticketshop nutzbar? Sind die Preise und die Tarife transparent und nachvollziehbar? Kann sich der Fahrgast darauf verlassen, dass ihm das beste und auch günstigste Angebot geliefert wird?

Bei der Entwicklung dieses Ticketsystems haben wir bemerkt, dass es mehrere Herausforderungen gab, aber auch noch immer gibt. Erstens sind das die Tarif­komplexität und die Tarifkonkurrenz der unterschiedlichen Mobilitätsanbieter – das ist natürlich schwierig für die Entwicklung einer einheitlichen Vertriebsplattform – und zweitens die hohe Anzahl an Ermäßigungen, Ermäßigungsvarianten und Zusatzfunk­tionen. Das wirkt sich auf die Bedienlogik und auf die Funktionalität eines solchen Systems aus.

Die Frau Vorsitzende des Ausschusses hat es schon gesagt, es geht auch um die rasante technische Entwicklung, die man im Auge haben muss und die neue Mög­lichkeiten eröffnet. Weiters geht es um den internationalen Wettbewerb mit anderen Mobilitäts- und Reiseplattformen, und schließlich gibt es eben tatsächlich die Gefahr, dass andere Mobilitätsanbieter statt der Nutzung dieses nunmehr etablierten oder ausgearbeiteten ÖBB-Ticketshops parallel eigene, individuelle Vertriebslösungen entwickeln – das würden wir nicht für sinnvoll erachten.

Wir haben die Kosten geprüft, sie wurden schon genannt: in Summe 131 Millionen Euro. Wir haben geprüft: Wie schaut es mit Sicherheitsstandards, Netzwerksicherheit, Funktionalität aus? Wir haben erkannt, dass manchmal unterschiedliche Preisangebote geliefert werden, wenn man unterschiedliche Systeme benützt. Wir haben gesehen, es gibt oder gab Unklarheiten zum Beispiel bei der Einberechnung der Kernzone Wien.

Aus einer gesamtösterreichischen Perspektive wurde erst später an andere Mobilitäts­anbieter gedacht, sozusagen zu einem Zeitpunkt, als der ÖBB-Ticketshop schon weitgehend entwickelt war. Im Verkehrsministerium gibt es drei Arbeitsgruppen. Wir begrüßen es, dass man sich jetzt den Themen Abgeltungsmodelle, Tarifsystematik und Vertriebslandschaft widmen will. Wir glauben, dass es notwendig ist, dass die Tarifstrukturen entflochten werden, dass Ticketpreise transparent sind. Wenn es um ein einheitliches, gesamtstaatliches Ticketvertriebssystem geht, das nicht an Landes­grenzen haltmacht, dann bedarf es einer strategischen Ebene, die höher angesiedelt ist als die ÖBB-Personenverkehr AG. Das Thema Tarifsystematik ist natürlich auch für die neuen Verkehrsdiensteverträge wichtig.

Wie gesagt, der öffentliche Verkehr ist nur dann konkurrenzfähig, wenn er benut­zer­freundlich ist. Da könnten der ÖBB-Ticketshop und die Wegfinder-App eine gemein­same Vertriebsplattform sein. Wenn es Bedenken in Bezug auf die Neutralität gibt, nämlich faire Verkehrsmittelwahl und Tarifwahl, dann sollte man natürlich darüber nachdenken, wie es mit der Eigentümerstruktur dieses Ticketshops ausschaut.

Ich bedanke mich für die Debatte zu diesem Bericht. – Danke. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

19.48

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Frau Abgeordnete Baumgartner gelangt zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete.