15.57

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren im Plenum, auf der Galerie, in den Medien! Nun, ich bin heterosexuell, ich möchte auch nicht, dass meine sexuelle Orientierung verändert wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Wie wir bereits von meinen Vorrednern gehört haben, sind Konversions- oder Reorien­tierungstherapien Versuche, sexuelle Orientierungen zu verändern. Diese Versuche sind oft sehr aggressiv und sie sind völlig nutzlos. 1991 wurde von der WHO weltweit im ICD-10-Kodex Homosexualität als Diagnose einer psychischen Störung ersatzlos gestrichen und als Ausdrucksform menschlichen Lebens anerkannt. Damit sind diese Therapien, die eine Veränderung der sexuellen Orientierung zur Folge haben, nicht nur unmöglich, sondern auch unethisch; sie können großen Schaden anrichten.

Sie werden von nationalen und internationalen Verbänden für Psychiatrie, Psycho­ana­lyse und Psychosomatik abgelehnt, und daher sind nun vor allem, und das ist ganz wichtig, minderjährige Jugendliche und Kinder schützenswert, bei denen diese Thera­pien als getarnter Umschulungsversuch nur weitere Unsicherheit, Angst und Desorien­tierung hervorrufen. Diese Therapie wird in Deutschland aktiv beworben und ange­boten, in Österreich ist sie weitgehend unbekannt; sie wird freiwillig in Anspruch genommen und privat bezahlt.

An dieser Stelle komme ich nun zu einem wichtigen Thema, meine Damen und Herren, denn klar ist auch, bei allem Negativum dieser Therapien, dass wir einen Präzedenzfall für das Verbieten von nicht evidenzbasierten therapeutischen Methoden schaffen, das sich konsequenterweise dann auch auf andere Gebiete erstrecken muss. Ich nehme hier zum Beispiel die Plattform, die ich mir angesehen habe: Psyonline, Mitglied der Wirtschaftskammer Wien. Hier werden von nicht näher definierten Experten biodyna­mische Körpertherapien, Daseins- und Existenzanalysen, Therapien bei Selbsttötungs­gefahr, Handauflegen angeboten; dann gibt es ja noch viele andere Therapien, die wir kennen, wie Auspendeln, Ohrkerzen, Handauflegen.

Das heißt, wir müssen einerseits der sich ausweitenden Scharlatanerie Einhalt gebie­ten – vor allem dort, wo sie Schaden anrichtet –, andererseits aber schon die Freiheit und das Recht des Einzelnen, privat über seine Behandlungsmethodik zu bestimmen, gewährleisten – vor allem Erwachsenen. Kinder und Jugendliche, meine Damen und Herren, sind immer prioritär zu schützen, daher stimmen wir diesem Antrag, obwohl es ein derzeit in Österreich kaum existentes Detailproblem ist, zu. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir sind für den Vorschlag, der in einer Gesprächsrunde aller Gesundheitssprecher mit der Frau Ministerin eingebracht und formuliert wurde, diesbezüglich wirklich einen umfassenden stufenweisen Gesetzesvorschlag einzubringen. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.00

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Scherak ist zu Wort gemel­det. – Bitte.