21.47

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es sind sogar zu späterer Stunde noch ein paar da. Wir sind eh schon bei den letzten Tagesord­nungs­punkten, und wie man im Jahr 2019 so schön sagt: Zack, zack, zack, und vorbei ist die Sitzung! (Zwischenruf des Abg. Zarits. – Heiterkeit des Abg. Lindner.) Jetzt sind schon die letzten Rednerinnen und Redner dran.

Ich möchte kurz auf ein Thema eingehen, das leider in den letzten eineinhalb Jahren sehr wenig Beachtung bekommen hat, und zwar geht es darum, die Förderung von Kindern noch individueller zu gestalten. Gerade in Oberösterreich hat es da eine sehr wichtige Maßnahme gegeben, die pilotiert worden ist, und zwar den Bildungskompass. Dieser leistet Unterstützung an dieser sehr spannenden Nahtstelle zwischen Kinder­garten und Schule. Er ist ein Pilotprojekt des Bundes, das in Oberösterreich getestet wurde, wo es eben genau um diese Entwicklungsdokumentation zum optimalen Sup­port des Kindes und einen nahtlosen Übergang vom Kindergarten in die Volksschule geht. Dieser Bildungskompass hätte eigentlich 2018 nach einer Evaluierungsphase in ganz Österreich ausgerollt werden sollen, was aber leider nicht passiert ist.

Für uns als SPÖ ist es sehr, sehr unverständlich, warum diesbezüglich eigentlich in den letzten eineinhalb Jahren keine Initialzündung vom Bund gekommen ist, da die flächendeckende Verbreitung da wirklich einen positiven Effekt gehabt hätte. Er ist eine positive Maßnahme, die eben genau auf diese individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen soll, aber eben von der Vorgängerregierung leider nicht weiter fokussiert wurde. Ich glaube, dass in diesem Pilotprojekt eben noch sehr, sehr, sehr viel Poten­zial steckt und dass eine Ausrollung auf das gesamte Bundesgebiet sehr positive Auswirkungen gehabt hätte.

Der Kindergarten ist nämlich – und das dürfen wir nicht vergessen und müssen wir endlich in unseren Köpfen verankern – die erste wichtige Bildungseinrichtung. (Beifall bei der SPÖ.) Je früher wir Kinder wirklich umfassend fördern, desto besser gelingt auch der Schuleinstieg.

Gerade diese frühe Kinderbildung ist ein entscheidender Faktor für künftigen Schul­erfolg. Konkrete und umfassende Maßnahmen im Integrationsbereich – wir haben es vorhin schon gehört – sind aber leider gestrichen worden, der Ganztagesschulausbau wurde verzögert, Ziffernnoten, Strafen für das Schulschwänzen und Eignungstests für Volksschülerinnen und Volksschüler wurden eingeführt. Jahr für Jahr zeigt uns die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ ein Phänomen in Österreich auf, das sich durch die genannten Maßnahmen immer weiter zementiert und verfestigt: Bildung wird in Österreich noch immer vererbt und der sozioökonomische Status eines Haushaltes hängt damit noch sehr, sehr stark zusammen. Das ist nichts, was in den letzten eineinhalb Jahren aufgebrochen wurde.

Der Ausbau einer flächendeckenden und wirklich qualitativen Kinderbetreuung als erste Bildungseinrichtung und der Ausbau von Ganztagesschulen sind aber wesent­liche Voraussetzungen für Chancengleichheit im Bildungssystem, gelingende Integra­tion und auch für Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gerade die Anerkennung von Bildung bereits in ganz, ganz jungem Alter ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft: Kinderbildung statt Kinderbetreuung! – Man kann es nur immer, immer wieder sagen: Kinderbildung, keine Kinderbetreuung! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte es an dieser Stelle noch einmal betonen: Expertinnen und Experten der OECD – wir sollten ihnen zuhören – (Zwischenrufe der Abgeordneten Vogl und Wurm) belegen jedes Jahr aufs Neue, dass soziale Gerechtigkeit ganz eng mit gezielter Förderung und Chancengerechtigkeit in der Bildung – vom Kindergarten über die Schule bis hin zu Berufsausbildung und Hochschule – verbunden ist. Eine Verschrän­kung des Übergangs vom Kindergarten in die Volksschule durch den Bildungskompass würde diesbezüglich wirklich eine Stütze darstellen und eindeutig Vorteile bringen.

Als Vertreterin der Sozialdemokratie kann ich abschließend nur sagen, dass wir für ein Bildungssystem kämpfen, das durchlässig ist, Chancen ermöglicht und wirklich Talente fördert, für Bildung, die für alle leistbar ist und nicht spaltet oder segregiert. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Cox.)

21.52

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte.