10.14

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (JETZT): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wer meinen KollegIn­nen aufmerksam gelauscht hat, sieht, dass die Realität für viele, vor allem auch meiner AltersgenossInnen, bedeutet: steigende Mieten, überdurchschnittliche Konsumausga­ben fürs Wohnen im EU-Durchschnitt und eine unterdurchschnittliche Eigenheimquote im EU-Durchschnitt. Kurz gesagt: Der Wohnraum ist eine Gerechtigkeitsfrage.

Ebenso eine Gerechtigkeitsfrage in der heutigen Zeit sind faire Arbeitsbedingungen im digitalen Zeitalter, Bildungschancen für alle und der globale Klimaschutz. Diese The­men erfordern Mut. Diese Themen erfordern Lösungen, die über Parteigrenzen und über Landesgrenzen hinweg erfolgen und die natürlich auch generationen- und ge­schlechterübergreifend sind.

Nehmen wir die Klimagerechtigkeitsfrage her: Der Klimanotstand, den wir hoffentlich heute hier ausrufen, darf nicht eine Phrase bleiben. Hier brauchen wir Mut zur Tat und zu Investitionen, ich nenne als Beispiel den Green Climate Fund. Da müssen wir in­vestieren, denn das Klima kennt keine Landesgrenzen! (Beifall bei JETZT.)

Aber dazu bringe ich heute noch einen Antrag ein, und zwar im zweiten Akt meiner heutigen Abschiedsrede hier im Hohen Haus; ich brauche ein bisschen Platz für meine Abschiedsrede. Die Wehmut ist nämlich schon auch groß, und dafür brauche ich ein bisschen Platz. (Zwischenruf des Abg. Kickl.) – Herr Kickl, ich weiß nicht, ob ich Sie vermissen werde! (Ruf bei der FPÖ: Ein bisschen schon!) Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube trotzdem – ich habe schon die Parteigrenzen und die anderen Meinungen angesprochen –, dass es wichtig ist, sich hier auf Augenhöhe zu treffen, auch beim Ab­schied.

Ich verlasse das Hohe Haus, weil ich meinen Platz im Moment im Unternehmertum se­he. Ich sehe dort im Moment meinen Platz, weil ich anpacken möchte, weil ich dort mit einer Leichtigkeit an Lösungen herangehe, die mir hier teilweise in den letzten zwei Jahren gefehlt hat. Ich kann sagen – auch für die Zuseherinnen und Zuseher –, ja, man ist auch nach der zigsten Rede noch immer nervös, wenn man hier steht, nicht nur wegen der Zurufe, die nett und manchmal weniger nett sind, aber man lernt, damit um­zugehen. Womit ich mir aber in den letzten zwei Jahren eher schwer getan habe – das wurde auch in den vielen Gesprächen, die außerhalb stattgefunden haben, bestätigt –, ist, wahrzunehmen, dass das Hohe Haus wirklich mit Ernsthaftigkeit an zukünftigen Lösungen arbeitet, denn den Problemen meiner Generation muss nämlich nicht nur quasi zugehört werden, sondern sie müssen wirklich ernst genommen werden, und es müssen hier tatsächlich auch ernsthafte Schritte gesetzt werden!

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, vor allem wenn ich hier ins Hohe Haus gehe und beim Reingehen an den Fridays-for-Future-AktivistInnen vorbei­gehe. Das sind Menschen, die einer Generation angehören, die nicht politikverdrossen ist. Wir sind nicht politikverdrossen. Wir lassen uns und diese Menschen lassen sich nicht stummschalten und kleinkriegen. Sie setzen auch ein Zeichen dafür, dass es nicht so weitergehen kann. (Beifall bei JETZT und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Der zweite Aspekt, der meine Hoffnung auch nicht sterben lässt, ist die zukünftige Re­gierung. Ich hoffe sehr, egal, aus welchen Parteien diese Regierung bestehen wird, dass diese mit Ernsthaftigkeit Lösungen für die zukünftigen Generationen baut. Das wird nämlich nicht nur in den Klimafragen, sondern auch dann, wenn wir von Gerech­tigkeit sprechen, und in vielen anderen Bereichen wichtig sein.

Der letzte Punkt: Die Hoffnung stirbt auch nicht zuletzt, wenn ich darüber nachdenke, dass andere nach mir hier Platz nehmen werden, vor allem junge Frauen und Men­schen von da draußen: Ihr solltet hier stehen! Eure Meinung ist gefragt! Eure Stimme ist gefragt! Wir brauchen euch hier im Hohen Haus! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Ja, ich finde, wir können jetzt schon für die Leute applaudieren, die später hier stehen werden. Das ist auf jeden Fall ein guter Applaus. Damit die Gerechtigkeit auch für die zukünftigen Generationen gewährleistet ist, genau deswegen müsst ihr hier Platz nehmen und müssen die Anliegen, die im Rahmen von Fridays for Future geäu­ßert werden, nicht nur ernst genommen werden, sondern muss die nächste Regierung an Lösungen bauen und diese umsetzen.

Am 23. Oktober werde ich mich hier verabschieden – heute ist mein letzter Tag hier –, ich werde zu neuen Ufern wandern; das heißt für mich jetzt auch, den Wählerinnen und Wählern Danke zu sagen, die mir die Möglichkeit gegeben haben, in diesem Haus zu gestalten, in diesem Haus eine Stimme zu haben und auch zu lernen. Eine Lernkurve im Reagenzglas der Öffentlichkeit ist nicht immer easy, aber man lernt sehr viel.

Nun kommt auch mein Dank an die Kolleginnen und Kollegen. Das gilt fraktionsüber­greifend. Ich danke Niko, Sonja, Philip und Claudia. Es sind so viele im Haus, die mir in richtigen Momenten Zuspruch gegeben haben und die gemeinsam Projekte wirklich umgesetzt haben, Anfragen und Anträge mitgestaltet haben. Das ist wichtig in diesem Haus. Diese parteiübergreifende Arbeit ist essenziell. Danke dafür! (Beifall bei JETZT, bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, FPÖ und NEOS sowie der Abg. Zadić.)

Ich möchte natürlich auch der Parlamentsdirektion und dem Parlamentsklub danken. Es gibt viele smarte Leute bei uns, unter den anderen Abgeordneten und meinen Kol­legen. Die Redezeit läuft ab, deswegen werde ich das ganz schnell machen: Renee und Peter, danke fürs Ermutigen zum Antreten. Ich danke meinen Freundinnen und Freunden da draußen und ganz stellvertretend Alma. Alma, du warst für mich mein partner in crime. Ich wünsche jedem von euch eine Alma. (Beifall bei JETZT, bei Ab­geordneten von SPÖ und NEOS sowie der Abg. Zadić.)

Es gibt noch viele Freunde da draußen, die wichtig sind, aber auch meine Familie, sie hat mich nicht für verrückt erklärt, als ich gesagt habe: Ich gehe in die Politik. Sie ha­ben mich sogar supportet. Daher sage ich auch Danke an meine Familie. Oma und Opa, ihr schaut gerade zu!

Last but not least vor allem auch Manuel – ich weiß, dass du irgendwo da oben (zur Galerie blickend) bist –, seit acht Jahren mein Fels in der Brandung: Danke für deinen Support, auch in diesen verrückten zwei Jahren!

Ich glaube, ich habe jetzt wohl allen Danke gesagt, sollte ich jemanden vergessen ha­ben, sage ich es ihm später noch. Zuletzt, bevor mich Herr Sobotka ermahnen wird, dass ich meinen letzten Satz sagen muss: Das ist auch eine - -

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Sie dürfen sich heute verabschieden.

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (fortsetzend): Ich habe noch einen Antrag, den ich später einbringe. Ich bin mir nicht sicher (erheitert), ob Sie es nicht bereuen werden, dass Sie mir das sagen. Herr Sobotka hat gerade gesagt, ich kann mich verabschie­den. Ja, ich werde mich auch verabschieden. (Heiterkeit bei JETZT, SPÖ und NEOS.)

Lachen tut gut in diesem Haus, ich würde mir das öfters wünschen. Was ich mir in die­sem Haus auch öfters wünschen würde – ich finde, die Caritas sagt das so schön –: Tun ist größer als reden! (Die Rednerin hält eine Tafel mit der Aufschrift „Caritas&Du – tuan ˃ redn“ in die Höhe. – Beifall bei JETZT und NEOS sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich finde, die Caritas hat da nicht nur recht, sondern das ist etwas, das wirklich ganz nah bei meinem Herzen ist: Tun ist größer als reden!

Was auch noch größer als reden ist (die Rednerin hält eine Tafel mit der Aufschrift „Ca­ritas&Du – Wir ˃ Ich“ in die Höhe): Wir ist größer als ich! (Beifall bei JETZT und bei Ab­geordneten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, ich würde mir wirklich wünschen, dass Sie sich das vielleicht in einer ruhigen Minute immer wieder vorsagen: Wir ist größer als ich! Wir ist größer als ich! Ich würde mir wünschen, dass Sie sich das unter den Kopfpolster legen, denn ich glaube, dass wir das auf jeden Fall in diesem Haus brau­chen, dass wir das in unserer Gesellschaft brauchen. Wenn ich nämlich von Gerechtig­keit spreche: Nur wenn wir uns das (die Tafeln erneut in die Höhe haltend) hier wirklich zu Herzen nehmen, nur dann kann es wirklich Gerechtigkeit in dieser Welt geben. Danke schön. (Beifall bei JETZT sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS.)

10.22

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich bedanke mich für die sehr persönlichen Worte des Abschieds. Wer weiß, wann Sie wiederkommen!

Es ist dazu niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich darf mich beim Herrn Vizekanzler für sein Kommen bedanken.