Stellungnahme des Vereins der Freunde der Wiener  Stützlehrer*innen zum Konzept Deutschförderklassen

 

Der Verein der Freunde der Wiener Stützlehrer*innen spricht sich gegen die Errichtung von Deutschförderklassen aus.

 

Begründung:

In einer vertrauensvollen, stabilen, sozial-emotional unterstützten Beziehung entsteht Sprache als Basis von sinnhafter und gelungener Kommunikation.

Daraus folgt, dass, um Deutsch zu erlernen, die Sprache in der Peergroup für die Kommunikation notwendig ist und die Kinder und Jugendlichen nur auf diese Weise die für sie relevanten Inhalte inklusive der jeweiligen Fachbegriffe für die einzelnen Fächer erwerben.

Voraussetzung dafür ist, dass es entsprechende Sprachvorbilder in der Gruppe gibt.

Die konstruierte Vermittlung von Lerninhalten durch die Lehrer*in kann dies nicht ersetzen.

Die angekündigten Deutschförderklassen erschaffen dem gegenüber eine Laborsituation, in der die für die Kinder und Jugendlichen relevante Alltags- und Spielkommunikation selbstverständlich in der Erstsprache erfolgt, das ist kind- und menschengemäß.

Erschwerend ist, dass die Deutschfördergruppe keine stabile Beziehungsebene bilden kann, da in jedem Semester (nach jeder Sprachstanderhebung) die Kinder und Jugendlichen neu evaluiert und zugeordnet werden.

Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass die Kinder und Jugendlichen ausschließlich defizitorientiert im Hinblick auf ihre Deutschkenntnisse wahrgenommen werden, ein dadurch ausgelöster Druck kann Angst einflößend sein und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

Wir setzen uns dafür ein, dass die bisherigen sprachfördernden Maßnahmen (Sprachförderkurs, Muttersprachlicher Zusatzunterricht, AO-Status) erhalten und optimiert werden. Wir können uns eine Erweiterung und Verbesserung zum Beispiel durch Theaterpädagogik, speziell organisierte Sport– und Bewegungsprojekte, musisch kreative Initiativen, sowie Aktionen auf Bezirksebene vorstellen.

Die Lehrer*innen benötigen für ihren Einsatz in der multikulturellen Realität den neuesten Entwicklungsstand der Forschung zum Thema Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache und positivem Umgang mit Mehrsprachigkeit.

Wir sprechen uns gegen die Errichtung von Deutschförderklassen aus, weil sie  Kinder und Jugendliche aus ihrer gewohnten Lernumgebung segregieren. Wir sehen dies als pädagogisch rückschrittliche und Ressourcen verschwendende Maßnahme.