91/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 13.11.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag.a Selma Yildirim, Maximilian Köllner, MA,

Genossinnen und Genossen

betreffend Aufklärung, Aufarbeitung, Opferschutz und Prävention bei Missbrauchsfällen im Sport, in Schulen und Internaten

Die ehemalige Tiroler Skirennläuferin Nicola Werdenigg ist im November des Jahres 2017 mit ihr widerfahrener sexueller Gewalt und Machtmissbrauch im
österreichischen Skisport an die Öffentlichkeit getreten. Ein mutiger Schritt, der zahlreiche weitere Fälle von Machtmissbrauch, sexueller und sexualisierter Gewalt
rund um den österreichischen Spitzensport und damit verbundene Ausbildungsstätten wie Schulen und Internate ans Tageslicht gebracht hat.

Im vergangenen Jahr hat sich rund um die #metoo-Bewegung, den Fall Werdenigg
oder die Festspiele Erl verdeutlicht, dass der Sport- und Kulturbereich für Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt offensichtlich besonders anfällig ist.

Berichte belegen, dass in Österreich mitunter trotz Meldung zahlreicher Vorfälle im Hinblick auf sexuellem Missbrauch und sogar einem Schulverbot weitere
Konsequenzen erst folgten, als Anzeige erstattet und Anklage erhoben wurde.[1]

Daraus sind entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Dringend notwendig ist nun eine umfassende Aufklärung und Aufarbeitung dieser Fälle; Schutz, Hilfe und
Unterstützung für die Opfer sowie Präventionsmaßnahmen, damit so etwas nie wieder passiert.

Nach einem medialen Aufschrei scheinen die Aufarbeitung der Angelegenheit sowie notwendige Präventionsmaßnahmen nun ins Stocken geraten zu sein. Ein offensiver Umgang mit der Thematik ist notwendig. Gewalt, sexueller Missbrauch und Machtmissbrauch dürfen nicht verharmlost werden. Die angestoßene öffentliche
Debatte darf nicht im Sand verlaufen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle notwendigen Schritte zu setzen, damit Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch im Sport, in Sportverbänden, in Sportvereinen, in Trainings-und Ausbildungseinrichtungen wie auch Schulen und Internaten künftig verhindert sowie der Opferschutz sichergestellt werden.

Das soll umfassen:

Zur Verfügung Stellung von ausreichenden Mitteln um permanente und nachhaltige Aufklärungskampagnen zur Bewusstseinsbildung durchführen zu können.

Sicherstellung von geeigneten Maßnahmen für verpflichtende Schulungen,
Qualifizierung und Bewusstseinsschärfung für TrainerInnen, LehrerInnen und
Betreuungspersonen.

Fortführung der Bemühungen für verpflichtende einheitliche Präventionsrichtlinien
und Maßnahmen für Sportverbände und -vereine.

Stärkung, Ausbau und finanzielle Sicherstellung der etablierten
Opferschutzorganisationen und Zuordnung des Sport Aufgabenbereiches in ihre Tätigkeiten.

Es ist zu prüfen, ob eine bestehende, unabhängige Opferschutzorganisation, an die sich Betroffene wenden können, mit einem Klagsrecht ausgestattet werden kann, oder ob
eine neue, unabhängige Opferschutzorganisation gegründet werden muss.

Zuweisungsvorschlag: Sportausschuss



[1] https://diepresse.com/home/sport/mehrsport/5325053/Anstoss_Spiegel-der-Gesellschaft