671/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 17.06.2020
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Lehre: Analyse der Nahtstellen und Attraktivierung

Die Lehre wird oft mit einem sozialen Abstieg gleichgesetzt, was jedoch nicht korrekt ist. In regelmäßigen Abständen suggerieren Studien, dass der soziale Aufstieg nur durch einen akademischen Abschluss erreicht werden kann. Damit werden zum Einem Lehrausbildungen abgewertet, auf der anderen Seite wird aber auch Druck auf Kinder aus "Akademikerfamilien" ausgeübt, die eventuell eine Lehrausbildung spannender finden als eine akademische Laufbahn. Aber auch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wird ein Lehrabschluss - nicht nur - finanziell zunehmend interessanter, da das Mangelangebot die Arbeitsplatzgarantie und die Verdienstmöglichkeiten erhöht.

Das Potential einer Lehrausbildung: Eine Karriere, die mit dem Lehrabschluss beginnt, garantiert in der Regel neben der Aneignung von fachlichen bzw. handwerklichen Fähigkeiten

·        flächendeckende Jobmöglichkeiten (Stadt und Land)

·        Vollzeit-Jobs statt prekäre Beschäftigungsverhältnisse

·        sichere Einkommen (teilweise schon bessere Einkommen als bei vielen Studienrichtungen)

·        steigende Einkommensperspektiven aufgrund des Fachkräftemangels

Probleme an den Nahtstellen

Die Lehre ist neben dem negativen Image derzeit immer noch zu starr. Allerdings gibt es wie in vielen anderen Bereichen auch zahlreiche Probleme an den Nahtstellen, also im Übergang von Schule zu Lehre.

·        Schüler in der 8. Schulstufe werden bezüglich der künftigen Ausbildungsmöglichkeiten zu wenig informiert. Das Potential der Lehre (z.B.: "Lehre mit Matura" bzw. siehe oben) wird zu wenig geschildert, während über die Einschränkungen mancher Schultypen (z.B.: AHS: de facto zwingend akademische Laufbahn) zu wenig informiert wird.

·        Auf mögliche Schulabbrecher wird zu spät oder gar nicht zugegangen, um noch in der Schule über potentielle Lehrmöglichkeiten zu informieren.

·        Über die "Lehre nach der Matura" wird (in den Maturajahrgängen) zu wenig informiert.

 

Lösungen

Aus den Problemschilderungen ergibt sich, dass es bereits in den Pflichtschulen stärkere Aufklärung über die Möglichkeiten der verschiedenen Ausbildungswege benötigt. Dabei muss auch stärker über das Potential des Karrierebeginns über die Lehrausbildung informiert werden. Grundsätzlich sind auch staatliche Zuschüsse für höhere Lehrlingsentschädigungen oder bei einem gewissen Lernerfolg anzudenken. Da an den höheren Schulen bei potentiellen Schulabbrechern in der Regel keine Information über den weiteren Ausbildungsweg alternativ zur Schule existiert, muss auch hier frühzeitig informativ eingeschritten werden, um beispielsweise einen fließenden Umstieg zu einer Lehre zu garantieren. Auch die "Lehre nach der Matura" muss ausgebaut werden, da ein Studienabschluss nicht notwendigerweise mit einer Jobgarantie verbunden ist und immer häufiger in prekären Beschäftigungsverhältnissen mündet.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen umfassenden Analyse-Bericht zur Lehrausbildung vorzulegen, der in jedem Fall folgende Punkte umfassen soll:

·        Analyse der Übergänge von Schule zu Lehre ("Nahtstellen") - von Pflichtschule zu Lehre - von Schulabbruch in einer höheren Schule zu Lehre - von Matura zu Lehre.

·        Attraktivierung der Lehre - unter anderem staatliche Zuschüsse für höhere Lehrlingsentschädigungen, vor allem für Lehrlinge mit besonderem Lehrerfolg."

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie vorgeschlagen.