852/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 23.09.2020
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Corona-Blum-Bonus

 

Die Covid-bedingten Folgen der Wirtschaftskrise resultieren in einer immens hohen Jugendarbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 35,7 Prozent (Stichtag 1. September) an. Längerfristige Arbeitslosigkeitserfahrungen können bei Jugendlichen Narben (sogenannte scarring effects) hinterlassen, die im späteren Leben noch zu einer geringeren Lebens- und Arbeitszufriedenheit, zu einem schlechteren Gesundheitszustand, geringeren Einkommenschancen und zu einem erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiko führen. Neben einer hohen Jugendarbeitslosigkeit sind die offenen Lehrstellen im Vergleich zum Vorjahr um 19,4 Prozent gesunken, was die Situation noch weiter verschlimmert. Dieser Zustand wird in Grafik 1 dargestellt. Mit Stichtag 1. September kommen auf 10.483 Lehrstellensuchende 7.661 Lehrstellen, somit fehlen fast 30 Prozent der Lehrstellen. 

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Außerdem verschärfte sich der Fachkräftemangel in den letzten Jahrzehnten als Folge der Lehrbetriebsrückgänge. Österreich leidet seit Jahren unter einem akuten Fachkräftemangel. Unternehmen finden immer schwerer geeignete Fachkräfte - das gilt vor allem für den Mittelstand. Mehr als die Hälfte der heimischen Unternehmen klagt bereits über Umsatzeinbußen, die auf Personalnot zurückführen sind. Je weiter man im Land nach Westen kommt, desto schwieriger wird die Personalsuche für die Betriebe. Dieser Fachkräftemangel ist ein Produkt der österreichischen Wirtschaftspolitik und falsch verstandener Standortpolitik, die heute immer mehr von Abschottung und Protektionismus geprägt ist. Die Regierung kündigt zwar vage Reformen an, verliert sich aber letztlich in einer Politik der Abschottung. Wenn wir bedenken, dass tausende Unternehmen noch Anfang 2020 das Fehlen von Fachkräften bemängelt haben, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten, können wir bestenfalls erahnen, welchen Herausforderungen wir durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie 2020 bis 2021 und darüber hinaus gegenüberstehen. 

Bundesministerin Margarete Schramböck lässt weitgehende und nachhaltige Reformen vermissen, obwohl sie sich des Problems bewusst zu sein scheint - wie auch eine aktuelle Stellungnahme zeigt: "Österreich als Standort profitiert vom System der heimischen Lehrausbildung genauso wie unsere Unternehmen und viele Jugendliche, denen so einen guter Einstieg ins Berufsleben ermöglicht wird."  

Wenn wir diese prekäre Situation nicht entsprechend ernst nehmen und unverzüglich stark wirksame Maßnahmen einleiten, fehlen uns in diesem Jahr etliche betriebliche Lehrstellen. Es besteht die große Gefahr, dass Unternehmen, die sich in diesem Jahr aus der Lehrlingsausbildung zurückziehen, auch in den kommenden Jahren nicht mehr als Ausbildungsbetriebe tätig sein werden. Dabei handelt es sich vorwiegend um KMU, die es sich aufgrund der Corona-Krise ohne starke Unterstützung nicht mehr leisten können, in diesem Jahr Lehrplätze anzubieten. Hinzu kommt, dass die meisten Unternehmen, die sich in diesem Jahr aus der Lehrlingsausbildung zurückziehen, auch nicht für die Aufnahme von Lehrlingen, die in überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) in Ausbildung sind, zur Verfügung stehen. Die Konsequenzen des Fachkräftemangels und der Corona-Krise wird auch der Lehrlingsbonus von 2.000 Euro nicht aufhalten können. 

Obwohl in den ÜAZ gute Ausbildungsarbeit geleistet wird, muss das Ziel sein, vorwiegend betriebliche Ausbildungsplätze mit Aussicht auf Dauerbeschäftigung anstatt überbetriebliche Ausbildungsstellen in Einrichtungen finanziell zu stützen. Das „Blum-Bonus-Lehrstellenfördermodell“, mit dem zwischen 2004 und 2008 über 12.500 zusätzliche betriebliche Lehrstellen entstehen hat lassen, wäre eine geeignete Fördermaßnahme, um den etlichen Jugendlichen eine Perspektive zu geben und dem dramatischen Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Lehrlingsexperte Egon Blum schlägt folgendes Förderprogramm vor für alle Lehrlinge im ersten Lehrjahr: 

- € 400,00 pro Monat 14x im ersten Lehrjahr € 5.600, --
- € 200,00 pro Monat 14x im zweiten Lehrjahr € 2.800,-- 
- € 100,00 pro Monat im dritten Lehrjahr € 1.400,--

So wäre es möglich mit 196 Millionen Euro 20.000 Lehrstellen zu fördern.

 

Quelle:

https://www.blum-bonus.at/blum-bonus-neu/

https://www.derstandard.at/story/2000119896427/generation-corona-zerstoert-die-pandemie-die-perspektiven-der-jungen-am

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200623_OTS0127/schramboeck-neue-lehrberufe-fuer-die-jobs-von-morgen 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit der der bestehende Lehrlingsbonus anhand des Fördervorschlages „Blum-Bonus-Corona“ reformiert wird."



In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Wirtschaft‚ Industrie und Energie vorgeschlagen.