856/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 23.09.2020
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Evaluierung der landwirtschaftlichen und klimapolitischen Potentiale von künstlichen Witterungsprozessen

 

Der Klimawandel stellt die womöglich größte Bedrohung für zukünftige österreichische Generationen dar und wird ohne weitreichende Maßnahmen massiv destabilisierend auf die Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft wirken. Besonders betroffen werden auch österreichische Land- und Forstwirt_innen sein, bereits jetzt äußern sich seine Auswirkungen wie Trockenheit, Schädlingsbefall oder Hitzeschäden. Gleichzeitig kommt der Land- und Forstwirtschaft eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels zu, da diese durch die biologische Speicherung von Kohlenstoff in Form von Aufforstung oder Humusaufbau sowie durch die Anwendung schonenderer Methoden einen beträchtlichen Beitrag leisten kann.

Die österreichische Landwirtschaft befindet sich allerdings insgesamt in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation: Laut Grünem Bericht 2020 stagnieren die Einnahmen von Landwirten auf international niedrigem Niveau, während gleichzeitig ein signifikanter Preisdruck auf die Betriebe ausgeübt wird. Allerdings zeigt der Grüne Bericht 2020 auch, dass jene Betriebe, welche über diversifizierte Einnahmenquellen verfügen und Innovationen annehmen, wirtschaftlich deutlich besser dastehen als andere. Die Forcierung der Rolle der Landwirtschaft als aktiver klimapolitischer Dienstleister durch die Speicherung von CO2, könnte nicht nur eine potentielle Einnahmequelle darstellen und den Klimawandel und seine Folgen bekämpfen, sondern auch die teilweise verzerrte öffentliche Wahrnehmung der Landwirtschaft verbessern.

Abgesehen von der bekannten biologischen Speicherung von CO2, stellt die Anwendung künstlicher Witterungsprozesse (Englisch: Enhanced silicate rock weathering (ERW)) auf Agrarflächen ein im öffentlichen Diskurs weitgehend ignoriertes, jedoch massives Potential für eine technologisch einfache Kohlenstoffsequestierung dar. Laut einer in "Nature" veröffentlichen Studie mit dem Titel "Potential for large-scale CO2 removal via enhanced rock weathering with croplands", könnten der Atmosphäre kostengünstig weltweit jährlich 0.5-2 Gigatonnen CO2 entzogen werden. Zusätzlich hätten derartige Anwendungen messbar positive Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit des Bodens sowie auf die Erträge.

Aufgrund dieser potentiellen mehrfach positiven Auswirkungen ist es für die Bundesregierung dringend notwendig, diese Technologien für den österreichischen Kontext zu prüfen, mögliche Anwendungen sowie deren Finanzierung und Abgeltung zu prüfen, sowie Forschung und Entwicklung in diesem Bereich gezielt zu fördern.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert, in Zusammenarbeit mit dem BMK, umgehend eine Untersuchung der potentiellen Auswirkung der Anwendung künstlicher Witterungsprozesse auf die österreichische Landwirtschaft einzuleiten, deren Potential für die Speicherung von CO2, sowie die Auswirkungen auf die Klimaziele zu erörtern, deren Finanzierung und Abgeltung (auch im Rahmen der im Regierungsprogramm 2022 geplanten Ökologisierung des Steuer- und Subventionssystems) zu prüfen und entsprechende Forschung und Entwicklung in diesem Bereich in Österreich gezielt und substanziell zu fördern."



In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft vorgeschlagen.