913/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 07.10.2020
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Implementierung eines Chatbots zur Entlastung der 1450-Hotline


Die 1450-Hotline stößt vielerorts bereits seit Wochen an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Abstrichnahme bei Erkrankten, anschließende Testauswertung und Kommunikation der Ergebnisse dauert in vielen Fällen zu lange, das für die Eindämmung der Pandemie so wichtige Contact Tracing funktioniert aufgrund der Wartezeiten häufig nicht mehr. Selbst eine Aufstockung des Personals wird bei gleichzeitiger Zunahme von Infekten mit COVID-ähnlichen Symptomen in den kommenden Herbst- und Wintermonaten wohl nicht ausreichend sein. Es wäre daher sinnvoll, niederschwellige und leicht zugängliche Optionen zur Entlastung von 1450 zu schaffen.

Eine solche Möglichkeit wäre eine Implementierung von Chatbots. Diese können leicht online verwendet werden, um vermeintliche COVID-Symptome abzuklären. Ein solcher Bot, der in Frankreich bereits eingesetzt wird, ist der open source COVID-19 auto-diagnosis bot „Covid-bot“, der vom französischen Pasteur Institut, den Greater Paris University Hospitals (AP-HP) und dem Chatbot Start-Up Clevy entwickelt wurde. https://maladiecoronavirus.fr/se-tester

Der Code ist frei online verfügbar, einsehbar sowie modifizierbar. https://github.com/CSML-by-Clevy/covidbot-autodiagnostic

Nachdem Fragen zu Symptomen, Krankengeschichte, Alter, Körpergewicht und Körpergröße in einem text-basierten Gespräch mit dem Bot beantwortet wurden, erhalten die Nutzer_innen eine Risikoeinschätzung (gefährdet, Verdacht oder nicht-gefährdet). Je nach Einschätzung werden die nächsten Schritte empfohlen. Wie der Covid-bot zu diesen Einschätzungen gelangt, ist hier transparent dargelegt: https://esante.gouv.fr/sites/default/files/media_entity/documents/Algo%2020200510%20corrig%C3%A9.pdf Die eingegebenen Daten werden dem Pasteur-Forschungsinstitut zudem anonymisiert zur Verfügung gestellt und außerdem auf einem speziellen Server mit "Health Data Hosting Approval" sicher gespeichert.

Selbstverständlich ist es nicht das Ziel solcher Bots, finale medizinische Diagnosen stellen, aber sie können jedenfalls als Orientierungshilfe dienen und bei einem eventuell notwendigen Anruf bei 1450 bereits zeitsparende Vorarbeit bei der Erfassung und Einordnung der Symptome sowie Einschätzung des individuellen Risikos geleistet haben. In Kombination mit dem Resultat eines gegebenenfalls notwendigen PCR-Tests können Forscher_innen außerdem auch wichtige Zusammenhänge zwischen den Patientendaten, den angegebenen Symptomen und den Testergebnissen erkennen, die für eine künftige Verbesserung der COVID-Diagnostik und Behandlung notwendig sein werden.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 


Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, einen Chatbot zur Entlastung der 1450-Hotline auf der Website "www.1450.at" zu integrieren. Dieser Bot soll keine finale medizinische Diagnose stellen, sondern als niederschwelliges Werkzeug dienen, um Symptome von Patient_innen im Vorhinein abzuklären und eine unverbindliche Risikobewertung abzugeben. Die anonymisierten Daten sollen Forschungseinrichtungen datenschutzkonform zur Verfügung gestellt werden.“

 


In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gesundheitsausschuss vorgeschlagen.