992/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 05.11.2020
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Entschließungsantrag

 

der Abgeordneten Erwin Angerer, Dr. Dagmar Belakowitsch, Peter Wurm, Michael Schnedlitz

und weiterer Abgeordneter

betreffend Lehrstellen schaffen durch Einführung des Blum-Bonus-Corona

 

„(…) Es bleibt zu befürchten, dass im Sommer/Herbst 2020 durch den krisenbedingt verringerten Fachkräftebedarf und den erhöhten Kostendruck vieler Unternehmen auch Auswirkungen auf das Lehrstellenangebot sichtbar werden könnten.“  Diese im Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2018-2019 zum Ausdruck gebrachte Befürchtung hat sich mittlerweile in Anbetracht der Zahlen bestätigt.

„August-Arbeitslose - Größere Lehrstellenlücke und weniger freie Jobs -

Die Lage für Arbeitslose und angehende Lehrlinge blieb auch im August schwierig. So gibt es mehr Lehrstellensuchende als angebotene Lehrstellen, es fehlen 2.822 Lehrstellen. Die Lehrstellenlücke hat sich durch die Coronakrise deutlich erhöht. Den 10.483 sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden (ohne überbetriebliche Lehrausbildung) standen 7.661 sofort verfügbare Lehrstellen gegenüber.“ APA0260 01.Sep 2020

Besonders dramatisch ist die Situation in Wien: Hier lässt sich die größte Veränderung in der Stadt Wien feststellen, wo es im Juni 2020 ein um 41,2 Prozent geringeres Lehrstellenangebot gab als im Juni des Vorjahres. (Wiener Zeitung, 06. August 2020)

 

Laut einer Market-Studie vom Mai dieses Jahres wird es im kommenden Herbst einen eklatanten Lehrstellenmangel geben.

„In Summe dürften das rund 10.000 Ausbildungsplätze weniger sein, als noch vor der Coronavirus-Krise geplant war“, so Studienautor David Pfarrhofer. Besonders betroffen sei dabei der Handel mit rund 3.500 Lehrstellen, der Bereich Gewerbe und Handwerk mit 3.000 und der Tourismus mit rund 2.000 Lehrstellen, die nicht besetzt würden.

Jeder dritte Betrieb, der im heurigen Herbst keine Lehrlinge einstellt, plant laut Umfrage, auch im nächsten Jahr keine Lehrlinge aufzunehmen. „Dies würde einen massiven Schaden für die duale Ausbildung bedeuten,“ so Pfarrhofer. https://ooe.orf.at/stories/3048849/ 16.05.2020

Der beschlossene Lehrlingsbonus, wird aber das vorherrschende Problem nicht lösen können und ist – so Egon Blum in der von ihm kürzlich verfassten Lehrlingsbroschüre „Corona Bonus“ – „lediglich eine Anerkennung für all jene Unternehmen, die sich zum Teil über Jahrzehnte für eine optimale berufliche Qualifikation unserer Jugend mit hohem Engagement bemühen.“ In Zusammenhang mit der oben zitierten Market-Studie, wonach im Herbst bis zu 10.000 Ausbildungsplätze fehlen könnten, stellt Blum fest, dass „es aus seiner Sicht und Erfahrung realitätsfremd sei, diese Megaproblematik mit einer Prämie von 2.000 oder 3.000 Euro lösen zu wollen.“

Ein Unternehmen investiert allein im ersten Lehrjahr pro Lehrling im Schnitt 19.739 Euro, im dritten bereits rund 26.500 Euro.

Eine Lehrlingsförderung zur Schaffung und zum Erhalt von Lehrplätzen, die dem tatsächlichen Stellenwert der Lehre für den Wirtschaftsstandort Österreich entspricht und die die Unternehmen, die sich den aktuellen Herausforderungen stellen, auch eine finanzielle Wertschätzung für ihr Engagement Fachkräfte auszubilden, entgegenbringt, ist daher ein Gebot der Stunde.

Aus diesem Grund fordern die unterfertigten Abgeordneten die Umsetzung des nachstehend dargelegten Fördermodells von Egon Blum:

Fördervorschlag „Blum-Bonus-Corona mit Erfolgspotential 400/200/100 für alle Erstjahrlehrlinge im Jahre 2020“ (nicht nur für zusätzliche Lehrstellen).

Das erfolgreiche Lehrstellenfördermodell Blum-Bonus Modell 1, mit dem zwischen 2004 und 2008 über 12.500 zusätzliche betriebliche Lehrstellen geschaffen werden konnten, kann, bezogen auf die Förderphilosophie, auch zur Bewältigung der Corona Herausforderung erfolgreich angewendet werden, indem alle Lehrlinge des ersten Lehrjahres berücksichtigt werden und nicht nur die zusätzlichen Lehrlinge.

Rechnung:

- € 400,00 pro Monat 14x im ersten Lehrjahr € 5.600, --

- € 200,00 pro Monat 14x im zweiten Lehrjahr € 2.800,--

- € 100,00 pro Monat im dritten Lehrjahr € 1.400,--

 

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass auch Bundesministerin Magarete Schramböck Überlegungen in Richtung eines Blum-Bonus anstellt, wenn sie in einem Interview mit den Vorarlberger Nachrichten vom 18.01.2020 mitteilte, dass wir prüfen, welche Anreize wir schaffen können und welche Strukturen Unternehmen brauchen, um mehr Lehrlinge auszubilden. Da wollen wir den Blum-Bonus als Input mitnehmen.“ 

 

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

 

Entschließungsantrag

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit der das Fördermodell „Blum-Bonus-Corona“, welches einen monatlichen Zuschuss für die gesamte Lehrzeit für Lehrlinge garantiert, eingeführt wird.“

 

 

In formeller Hinsicht wird ersucht, diesen Antrag dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zuzuweisen.