203/J XXVII. GP
Eingelangt am
26.11.2019
Dieser Text ist elektronisch
textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und Medien im Bundeskanzleramt
betreffend: Missstände in der Ballettakademie der Staatsoper
Im April 2019 hat der damalige Kulturminister Mag. Gernot Blümel die Sonderkommission zur Causa Ballettakademie eingesetzt. Es wurden schwere Vorwürfe enthüllt, die aufzeigen, dass SchülerInnen gekratzt, physisch und psychisch eingeschüchtert, getreten und wegen ihres Gewichts gemobbt wurden.
Im Juli dieses Jahres hat die Kommission einen Zwischenbericht der Untersuchungen erstellt und dabei Handlungsbedarf geortet. Leider sind vom Zwischenbericht nur wenige Ergebnisse bekannt, da dieser nicht veröffentlicht wurde. Im Sinne der Transparenz und einer lückenlosen Aufklärung sowie für das Wohl der SchülerInnen und deren Eltern ist die Veröffentlichung des Zwischenberichts dringend erforderlich.
Die aus den Medien bekannten Ergebnisse zeigen aber jetzt schon Missstände und notwendige Veränderungen auf: Der Unterricht würde sehr unorganisiert ablaufen, es gäbe keine klaren Strukturen in Bezug auf die Organisation oder die Abläufe, kritisiert die Kommissionsvorsitzende Dr.in Susanne Reindl-Krauskopf in einem ersten Statement[1]. Das bedeutet auch, dass es keine klaren Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten gäbe und der Führungsstil der Ballettakademieleitung intransparent und nicht partizipativ sei. Auch die medizinisch-therapeutische Versorgung der BallettschülerInnen weist Mängel auf, es stehen lediglich eine Ärztin an der Ballettakademie und eine Schulärztin an einer Partnerschule in Wien zur Verfügung. Angesichts der Anforderungen an die SchülerInnen erscheine dies nicht ausreichend.
All diese Ergebnisse des Zwischenberichts konstatieren einen dringenden Handlungsbedarf. Um schnellstmöglich Verbesserungen für die SchülerInnen zu gewährleisten, muss jetzt gehandelt werden. Verbesserungsmaßnahmen müssen mit sofortiger Wirkung in Kraft treten.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen an den Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und Medien daher folgende
Anfrage:
1. Wird der Zwischenbericht der Sonderkommission zu dieser Causa veröffentlicht?
a. Wenn ja, wann?
b. Wenn nein, warum nicht?
2. Wann ist mit einer Fertigstellung des Endberichts zu rechnen?
a. Wird es bis dahin einen weiteren Zwischenbericht/Update geben?
3. Ist es vorgesehen, den Endbericht zu veröffentlichen?
a. Wenn ja, wann?
b. Wenn nein, warum nicht?
4. Gibt es Pläne, wie mit den Ergebnissen des Berichts umgegangen werden wird?
a. Wenn ja, ist hierfür eine Arbeitsgruppe vorgesehen?
b. Wenn ja, wie wird diese zusammengestellt?
c. Wenn ja, wo wir diese angesiedelt sein?
d. Wenn nein, warum nicht?
5. Wird es auf Basis des Zwischenberichts bereits jetzt personelle Konsequenzen in der Führungsebene der Ballettakademie geben?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn ja, wann ist damit zu rechnen?
c. Wenn nein, warum nicht?
6. Der Zwischenbericht zeigt in Bezug auf den Umgang mit den SchülerInnen Missstände auf. Wurden hier Sofortmaßnahmen ergriffen, um die SchülerInnen bereits jetzt zu schützen und gut zu versorgen?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn ja, wer wurde mit der Implementierung beauftragt?
c. Wenn ja, gibt es hier auch eine Zusammenarbeit mit den Eltern?
d. Wenn nein, warum nicht?
7. Wurden bereits Maßnahmen zur Verbesserung der medizinisch-therapeutischen Versorgung der BallettschülerInnen gesetzt?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn ja, wann wurden diese gesetzt?
c. Wenn nein, warum nicht?
8. Wurden Maßnahmen gesetzt, um Abläufe und Strukturen klar zu organisieren?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn ja, wann wurden diese gesetzt?
c. Wenn ja, welche Verantwortlichkeiten wurden hierfür definiert?
d. Wenn nein, warum nicht?
9. Werden nun Kontrollmechanismen eingeführt, um die SchülerInnen vor Übergriffen, Demütigungen und Missbrauch zu schützen?
a. Wenn ja, welche?
b. Wird hier mit anderen (Opferschutz-)Organisationen gearbeitet? Wenn ja, welche?
c. Wenn ja, welche Verantwortlichkeiten wurden hier definiert?
d. Wenn nein, warum nicht?
10. Liegt bereits ein integriertes kind- und jugendgerechtes Konzept vor, das eine pädagogische, psychologische, sportmedizinische und ernährungswissenschaftliche Beratung beinhaltet?
a. Wenn ja, wie sieht dieses konkret aus?
b. Wenn ja, mit welchen AkteurInnen und Organisationen wurde hier zusammengearbeitet?
c. Wenn ja, seit wann gibt es dieses Konzept?
d. Wenn ja, wird dieses bereits implementiert?
e. Wenn nein, warum nicht?
f. Wenn nein, wird ein solches Konzept noch erstellt?
g. Wird dieser Prozess transparent gestaltet sein?
h. Wenn nein, wie kann eine umfassende Beratung und Betreuung der SchülerInnen, die das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellt, sonst gewährleistet werden?
11. Wurden als Reaktion auf den Zwischenbericht Maßnahmen unternommen, um Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt im Kulturbereich zu beenden?
a. Wenn je, welche?
b. Wenn nein, warum nicht?