822/J XXVII. GP
Eingelangt am 13.02.2020
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ANFRAGE
des Abgeordneten Hermann Brückl, MA
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Benotung von Asylanten-Kindern an Kärntner Schule
„Es hapert in unserem Schulsystem. Vor allem mit der
Integration von Flüchtlings-Kindern. Ein Beispiel aus Kärnten zeigt,
welche Missstände herrschen. An einer Neuen Mittelschule müssen
Lehrer auf Weisung des Direktors den Kindern von Asylanten ohne entsprechende
Leistung gute Noten geben.
Weil sich die Kinder von Asylanten nicht integrieren können oder auch
wollen, der Direktor sich ein Versagen aber nicht eingestehen möchte,
zwingt er seine Lehrer, den Flüchtlingskindern Einser und Zweier zu
schenken, während heimische Kinder für gute Noten büffeln
müssen.
´Ich bin ein braver Schüler, höre auf meine Lehrer, mache jeden
Tag meine Hausarbeiten und lerne fleißig für Schularbeiten. Nur das
Unterrichtsfach Deutsch liegt mir leider überhaupt nicht. Ich tue mir
schwer bei der Satzbildung und mache auch oft Rechtschreibfehler´,
erzählt ein Zwölfjähriger dieser Schule, der nicht genannt
werden möchte. Nennen wir ihn Manuel. ´Um mich verbessern zu
können, haben mir meine Eltern einen Nachhilfelehrer in Deutsch besorgt.
Er kommt zwei Mal in der Woche zu mir und gibt mir jeweils für eine Stunde
Unterricht in Grammatik, er schreibt auch Aufsätze mit mir. Es ist
mühsam, aber nach und nach verbessere ich mich. Zuletzt habe ich sogar
einen Dreier auf eine Schularbeit bekommen. Mein Mitschüler hingegen, der
ein Flüchtlingskind ist, bekommt nur Einser oder Zweier. Und das in jedem
Unterrichtsfach. Obwohl er nicht einmal ordentlich Deutsch sprechen kann. Ich
finde das ungerecht´.
Manuel ist Schüler der zweiten Klasse der Neuen Mittelschule. Er
bestätigt, was von einigen Lehrern dieser Schule zu hören ist. ´Wir
werden von unserem Direktor gezwungen, Kindern von Asylanten gute Noten zu
geben. Das bedeutet, die schlechteste Note, die ein Flüchtlingskind bei
uns bekommt, ist ein Zweier. Damit soll der Schein nach außen gewahrt
werden und zeigen, wie erfolgreich sich Asylanten-Schüler integrieren
können. Doch leider ist das Gegenteil der Fall. Wir Lehrer müssen
dann die Eltern der Kärntner Schüler beruhigen. Die Wahrheit ist,
dass keiner unserer ausländischen Schüler gut ist. Die meisten haben
nicht einmal Volksschul-Niveau und sprechen kaum Deutsch´.
Eine schriftliche Weisung, Flüchtlingskinder besser zu benoten, gebe es vom
Land Kärnten zwar nicht, ´aber es wird empfohlen, diese Kinder mit
'Fingerspitzengefühl' zu benoten´, sagt Rudolf Altersberger,
Oberlehrer Neue Mittelschule vom Land Kärnten. Es sei auch möglich,
dass diese Lehrerin ihren Direktor beim Landesschulrat anzeigt. ´Aber das
werde ich mit Sicherheit nicht tun´, erklärt die Pädagogin.
´Mehrmals im Jahr fordert uns der Direktor auf, die Asylanten-Kinder in
Watte zu packen. Mir vergeht die Lust zu unterrichten. Wir haben an unserer
Schule mehr als 130 Kinder, fast ein Viertel davon stammt aus dem Iran, Irak
oder Afrika. Diese Flüchtlingskinder sind teilweise aggressiv, wollen
nichts lernen und beschimpfen uns. Doch wir Lehrer müssen uns das gefallen
lassen. Vor Kurzem hat ein Schüler aus dem Irak zu mir gesagt, dass er
keine Lust habe, etwas über Mozart zu lernen. Als ich ihm mitteilte, dass
er eine schlechte Note oder keine Beurteilung bekomme, meinte er schnippisch:
´Das trauen Sie sich ja doch nicht´. Natürlich kommen auch
Eltern von Kärntner Schülern zu uns und fragen, ob wir die
Flüchtlingskinder bei den Noten bevorzugen. Wir verneinen dies offiziell.
Schließlich ist das die Vorgabe unseres Direktors. Die Kärntner
Schüler sollen wir aber normal beurteilen. Weil ein extrem guter Notendurchschnitt
der gesamten Schule doch zu auffällig wäre. So jedenfalls die
Begründung des Direktors´, erzählt eine Pädagogin.“
Die Recherchen der Kärntner Bildungsdirektion in dieser Causa hätten jedoch nichts Bestätigendes ergeben.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende
Anfrage
1. Um welche Schule handelt es ich im oben zitierten Artikel?
2. Ist das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung den oben geschilderten Vorwürfen nachgegangen?
3. Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
4. Wenn nein, warum nicht?
5. Gab es in der oben genannten Schule, nach diesen Vorwürfen eine externe Überprüfung der Noten aller Schüler, um eine objektive Benotung nachzuweisen?
6. Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
7. Wenn nein, warum nicht?
8. Sind Ihnen als Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung noch weitere solcher Vorfälle bekannt?
9. Wenn ja, welche, an welchen Schulen bzw. in welchen Bundesländern?
10. Gibt es auf gesetzlicher Ebene die Möglichkeit für den Direktor einer Schule, eine solche Weisung überhaupt zu erteilen?
11. Wenn ja, auf welcher Grundlage?
12. Wenn nein, gibt es irgendwelche Sanktionen, sollte der Direktor einer Schule eine solche Weisung trotzdem erteilen?
13. Kennen Sie als zuständiger Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung die Empfehlung vom Land Kärnten, die Flüchtlingskinder mit „Fingerspitzengefühl“ zu benoten?
14. Wenn ja, wie soll dieses „Fingerspitzengefühl“ ausschauen?
15. Darf dieses „Fingerspitzengefühl“ dazu führen, Kinder auf Grund ihrer Herkunft unterschiedlich zu benoten?
16. Gibt es seitens des Ministeriums bestimmte Weisungen oder Empfehlungen im Umgang mit Kindern von Asylsuchenden bzw. Flüchtlingskindern?
17. Wenn ja, welche?
18. Wie werden Kinder von Asylsuchenden generell benotet?
19. Kann es zwischen Kindern von Asylsuchenden und den anderen Kindern eine differenzierte Benotung geben?
20. Wenn ja, wie schaut diese aus?
21. Wenn nein, warum nicht?