1930/J XXVII. GP

Eingelangt am 08.05.2020
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Anfrage

 

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend Ergänzungsunterricht für Schüler_innen im Sommer 2020

 

Die Schüler_innen Österreichs werden im Schuljahr 2019/20 mindestens zwei volle Monate (von 16. März bis mind. 15. Mai 2020) nicht an ihren Schulstandorten unterrichtet worden sein. Gleichzeitig haben viele Eltern in dieser Zeit ihren Urlaub aufgebraucht, mussten in Kurzarbeit gehen oder haben ihre Arbeit verloren. Da die Remote Schooling Situation von Familie zu Familie anders ausgesehen hat, stellen sich viele Fragen bezüglich des Nachholens und Weiterführens des Lernstoffs, insbesondere unter dem Aspekt der Chancengerechtigkeit. 

In der Nationalratssitzung vom 03. April 2020 erhielt Bundesminister Faßmann die Ermächtigung, Ergänzungsunterricht in den Sommerferien 2020 verordnen zu können. Seitdem hat er mehrere Interviews gegeben, in denen er nur sehr allgemeine Statements diesbezüglich getätigt hat. In einem Interview mit Oe24.TV vom 08.04. sagte er zum Beispiel, "Wir überlegen, wie wir den Schulanfang gestalten können und ob wir so etwas wie eine Summer-School organisieren können, um die nächste Klasse vorzubereiten. Das liegt aber noch in ferner Zukunft." https://www.oe24.at/oesterreich/politik/Minister-Heinz-Fassmann-Masken-Pflicht-fuer-alle-Schueler/425521182

Die meisten Familien brauchen aber Sicherheit in der Planung der Sommermonate: Die Schüler_innen, Lehrer_innen und die Eltern müssen hier so schnell wie möglich Gewissheit haben, wie der Sommer 2020 aussehen wird.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:



1.    Welche Leitlinien werden diesem Ergänzungsunterricht zu Grunde gelegt in pädagogischer und/oder fachlichen Hinsicht? 

2.    Welche Rolle spielt die aufgehende Schere zwischen privilegierten und sozial benachteiligten Schüler_innen in Ihrem Konzept des Ergänzungsunterrichts?

a.    Inwiefern kann überprüft werden, ob der Ergänzungsunterricht dieser bedenklichen Entwicklung entgegengewirkt hat? 

3.    Welche Schüler_innen sollen nach welchem Kriterienkatalog an dem von Ihnen geplanten Ergänzungsunterricht im Sommer teilnehmen?

a.    um wie viele Schüler_innen handelt es sich insgesamt und

b.    aufgeschlüsselt nach Schulstufe, Schultyp und Bundesland?

4.    Ist die Teilnahme verpflichtend?

a.    Wenn ja, weshalb? Wie werden die Schüler_innen ausgewählt?

b.    Wenn nein, ist die Teilnahme grundsätzlich für alle Kinder möglich und wie stellen Sie sicher, dass sich leistungsschwache Schüler_innen melden? Welche Anreize schaffen Sie für die Teilnahme am Ergänzungsunterricht?

5.    Wird der Ergänzungsunterricht inklusiv organisiert sein?

a.    wenn ja, führen Sie Ihre konkreten Pläne dazu bitte aus.

b.    wenn nein, begründen Sie Ihre Entscheidung.

6.    In welchem Zeitraum, in welchem Stundenausmaß und an wie vielen Standorten wird Ergänzungsunterricht angeboten werden? Bitte um Auflistung nach Fächern, Schulstufen, Schultypen und Bundesländern.

7.    Von wem werden die Schüler_innen unterrichtet?

a.    Wird es zusätzliches Personal geben?

b.    Welche Ausbildung weisen die Unterrichtenden vor?

c.    Wie viel Prozent des Ergänzungsunterrichts ist fachfremder Unterricht?

d.    Wie viele Schüler_innen kommen durchschnittlich und maximal auf eine Lehrperson?

e.    Werden die Lehrkräfte durch Schulsozialarbeiter_innen, Schulpsycholog_innen etc. unterstützt werden?

8.    Wer organisiert den Ergänzungsunterricht und wie erfolgt die Kommunikation zwischen den involvierten Institutionen bzw. zwischen Bund und Bundesländern?

9.    Wer erstellt den Lehrplan für den Ergänzungsunterricht? 

10. Wie wird die Qualität des Ergänzungsunterrichts sichergestellt?

11. Welche Form der Evaluation seitens der Veranstalter_innen und des Feedbacks seitens der Schüler_innen, Eltern und Lehrer_innen ist vorgesehen?

12. Wie viel kostet der Ergänzungsunterricht? Bitte um Aufschlüsselung der Kosten nach Personal-, Sach- und Verwaltungskosten.

13. Wer trägt die Kosten für den Ergänzungsunterricht?

14. Ist der Ergänzungsunterricht kostenfrei für die Schüler_innen bzw. deren Eltern?

15. Wie wird der Ergänzungsunterricht ablaufen? Ist eine Mischung aus Lernförderung und Freizeitaktivität je nach Altersgruppe angedacht? Wenn ja, was genau? Wenn nein, warum nicht?

16. Welche Bedeutung hat die Teilnahme am Ergänzungsunterricht über den Sommer hinaus?

a.    Wird die Teilnahme in irgendeiner Form bewertet? Wenn ja, wie? Wenn nein, weshalb nicht?

b.    Werden die Teilnahme und/oder die Leistung der Schüler_innen diesen im Schuljahr 2020/21 positiv angerechnet und wenn ja, in welcher Form? Wenn nein, weshalb nicht?

c.    Soll der Unterricht Wiederholungsprüfungen ersetzen oder auf diese vorbereiten? Begründen Sie hier bitte Ihre Vorgehensweise.

17. Ist vorgesehen, dass in den Summer Schools auch Deutschklassen geführt werden?

a.    Wenn ja, wird es am Ende dieser Sommer-Deutschklassen neuerliche MIKA-D-Tests geben, um einen Wechsel in die Regelklasse im neuen Schuljahr zu ermöglichen?

b.    Wenn nein, warum nicht?