1958/J XXVII. GP

Eingelangt am 12.05.2020
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Anfrage

 

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Zusammenarbeit mit der Charité Berlin

 

Am 23. März 2020 ging in Ihrem Ministerium dieses E-Mail von der Charité Berlin ein:

Von: "Thun, Sylvia" <sylvia.thun@bihealth.de>
Datum: Montag, 23. März 2020 um 09:26
An: "rudolf.anschober@sozialministerium.at"
<rudolf.anschober@sozialministerium.at>,
"Martin.Brunninger@sozialversicherung.at"
<Martin.Brunninger@sozialversicherung.at>
Cc: "RUPERTA.LICHTENECKER@SOZIALMINISTERIUM.AT"
<RUPERTA.LICHTENECKER@SOZIALMINISTERIUM.AT>,
"BRIGITTE.PISO@SOZIALMINISTERIUM.AT"
<BRIGITTE.PISO@SOZIALMINISTERIUM.AT>,
"Meinhild.Hausreither@sozialministerium.at"
<Meinhild.Hausreither@sozialministerium.at>,
 "Volker.Schoerghofer@sozialversicherung.at"
<Volker.Schoerghofer@sozialversicherung.at>, "christa.wirthumer-hoche@ages.at" <christa.wirthumer-hoche@ages.at>, "ranz.leisch@elga.gv.at" <ranz.leisch@elga.gv.at>, "Ludewig Dr., Gottfried –AL 5 BMG"
<gottfried.ludewig@bmg.bund.de>

Betreff: Dringende Anfrage: Daten aus ELGA, EMS, HEMA zur COVID-Bekämpfung

 

Sehr geehrter Minister Anschober,

sehr geehrter Herr Brunninger,

 

in Österreich haben Sie mit der ELGA, dem EMS und der HEMA überragende Systeme geschaffen, welche der Weltöffentlichkeit in der Pandemiekrise gewaltigen Nutzen bringen können.

 

Ich richte daher eine dringende Anfrage an Sie, die derzeit von der USA (FDA) über die Europäische Union (EMA) an die Wissenschaftler und Behörden gerichtet ist:

 

1.    Gibt es Patienten, die Chloroquin (Hydroxychloroquin) einnehmen und positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet wurden bzw. eine Coronavirus-Krankheit-2019 entwickelt haben?

Weitere Forschungsfragen, die derzeit eruiert werden, sind:

 

·        Gibt es Arzneimittel, die dazu führen, dass weniger Menschen positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet werden? (z.B. Chloroquin)

·        Gibt es Arzneimittel, welche dazu führen, dass weniger Komplikationen im Krankheitsverlauf eintreten?

·        Gibt es Arzneimittel, die dazu führen, dass mehr Komplikationen bei positiv getesteten Personen eintreten? (z.B. ACE-Hemmer, Sartane)

·        Gibt es Arzneimittel, die bei einer schweren Ausprägung der Coronavirus-Krankheit-2019wirksam sind? (z.B. Favipiravir, Leronlimab, Remdesivir)

·        Gibt es Erkrankungen, die eine schlechte Prognose für das Überleben haben?

 

 

Da Ihre Daten aus der ELGA (v.a. eMedikation) und dem eMeldesystem in einem HL7 CDA-Format vorliegen, ist die Datenanalyse sofort effizient möglich. Das ist m.E. einmalig in Europa. Die Spezifikationen und Umsetzungen der ELGA sind fachlich und technisch hervorragend.

 

Nach meinen Angaben haben Sie derzeit im eMeldesystem 20.000 Personen, die Verdachtsfälle oder gesicherte Fälle von COVID19 sind und können im Register nachvollziehen, wer erkrankt, stirbt oder gesundet.

In der e-Medikation (GTelG) der ELGA liegen ca. 60% aller Medikationsdaten im HL7-CDA Format aus einem Jahr vor.

Würde man diese Daten mit den Heilmittelabrechnungsdaten (HEMA) verknüpfen, hätten wir einen wertvollen Datenbestand, mit dem die o.g. Forschungsfragen zu beantworten sind.

 

Würden Sie die vorhandenen Daten in den Registern zusammenführen und der Wissenschaft zur Verfügung stellen? Die Analyse der datenschutzkonform aufbereiteten Daten könnte viele Leben retten. Gerne unterstützen wir von der Charité und vernetzen Sie mit weiteren Wissenschaftlern, Behörden und dem Ministerium.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Sylvia Thun

 

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PROF. DR. SYLVIA THUN
Berliner Institut für Gesundheitsforschung / Berlin Institute of Health (BIH)
Director Core Unit eHealth and Interoperability (CEI)
Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen

Charité Visiting Professor, gefördert durch die Stiftung Charité


Anna-Louisa-Karsch-Straße 2
10178 Berlin
Tel. +49 (0)30 450543071


sylvia.thun@bihealth.de
www.bihealth.org

 

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In Gesundheitsfragen ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Qualitativ hochwertige Daten sind der Schlüssel zu erfolgreicher Beforschung neuer Krankheiten. Das gilt natürlich genauso für COVID-19. Eine Anfrage der Charité Berlin ist an sich ein Kompliment dafür, was dem österreichischen System an Datenqualität zugetraut wird. Über die Beantwortung dieser Anfrage der Charité Berlin, die rund um SARS-CoV-2 zu den wichtigsten Forschungsstellen gehört, ist bisher nichts bekannt geworden.

 

 

 

 

 


 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:



1.    Wann genau hat das Ministerium diese Frage beantwortet?

2.    Welche Person hat die Beantwortung übernommen?

3.    Wie lautete die Antwort? (Bitte um Übermittlung im Volltext)

4.    Haben Sie weitere Angebote zu internationalen Datenkooperationen bezüglich ELGA bekommen?

a.    Wenn ja, von wem?

b.    Wenn ja, ist es zu Daten-Kooperation gekommen? In welcher Art? Mit welchen Erkenntnissen?

5.    Haben Sie in Ihrer Amtszeit aktiv versucht, ELGA-Datenkooperationen mit internationalen Partnern zu schließen?

a.    Wenn ja, an wen haben Sie Kooperationsangebote gemacht und mit welchen Dateninhalten?

6.    Welche Versuche haben Sie unternommen, die ELGA-Daten um KH-Arzneimitteldaten zu erweitern?

a.    Wenn ja, mit welchem Erfolg?

b.    Wenn ja, wurden diese KH-Arzneimitteldaten auch der Charité Berlin oder anderen internationalen Kooperationspartnern zur Verfügung gestellt?

7.    Internationale Datenkooperationen sind positiv und wurden in meinem Antrag 472/A(E) XXVII. GP "ELGA-Erweiterung, sowie Forschungs- und EU-
Schnittstelle"
gefordert. Wieso haben Sie den Gesundheitsausschuss und die Bevölkerung in ihren Pressekonferenzen bisher nicht über begrüßenswerte ELGA-Datenkooperationen informiert?