1988/J XXVII. GP

Eingelangt am 13.05.2020
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Sabine Schatz, Sonja Hammerschmid,

Genossinnen und Genossen

 

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

 

 

betreffend fehlendes Wissen von SchülerInnen über den Holocaust

 

Die aktive Auseinandersetzung mit der österreichischen Zeitgeschichte und mit den Folgen des Nationalsozialismus in der Schule ist ein integraler Bestandteil der Aufklärungsarbeit zum Holocaust. Hierbei geht es nicht nur um die Vermittlung von historischem Wissen, sondern besonders auch um die Reflexion der Bedeutung der Geschehnisse für die Gegenwart. Das Wochenmagazin „profil“ berichtete Mitte Mai von einer repräsentativen Studie unter 1185 SchülerInnen der 9. Schulstufe zu deren Wissensstand über den Nationalsozialismus[1].

 

Die Untersuchung im Auftrag der Arbeiterkammer Wien, die „profil“ exklusiv vorliegt, offenbart drastische Wissenslücken bei SchülerInnen dieser Schulstufe: 81 Prozent der Befragten konnten entweder gar keine oder nur eine falsche Definition des Begriffs „Antisemitismus“ nennen. Nur ein Drittel aller befragten SchülerInnen kann angeben, dass die NSDAP die einzige zugelassene Partei zur Zeit des Nationalsozialismus war. Das Novemberpogrom im Jahr 1938 ist den Jugendlichen ebenfalls weitgehend unbekannt.

 

Auf Rückfrage des „profil“ ließ das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung angesichts der dramatischen Ergebnisse wissen, dass „sowohl in der Lehrkräfteausbildung als auch in der Lehrkräftefortbildung die Auseinandersetzung mit dieser Thematik intensiviert werden muss“[2].

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung nachstehende

 

 

 

Anfrage:

 

1.    Seit wann ist der Zwischenbericht der oben genannten Studie in Ihrem Ressort bekannt?

 

2.    Hat Ihr Ressort, die Studie betreffend, Kontakt mit den StudienautorInnen aufgenommen?

 

3.    Wird es eine Evaluierung der Lehrkräfteausbildung und der Lehrkräftefortbildung im Kontext der genannten Studie geben?

a.      Wenn ja, wird diese durch externe GutachterInnen durchgeführt?

b.      Wenn ja, für wann ist diese Evaluierung geplant?

c.       Wenn nein, warum nicht?

 

4.    Welche konkreten Maßnahmen setzt Ihr Ressort, um zu gewährleisten, dass „sowohl in der Lehrkräfteausbildung als auch in der Lehrkräftefortbildung die Auseinandersetzung mit dieser Thematik“ intensiviert wird? (Bitte um konkrete Ausführungen)

 

5.    Welche Diensteinheit ist in Ihrem Ressort zuständig dafür, dass die getroffenen Ableitungen des Ministers, die den Medien zu entnehmen sind, umgesetzt werden?

a.      Bis wann sollen die Maßnahmen umgesetzt werden?

b.      Wird es eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema geben, an der auch externe ExpertInnen im Bereich der politischen Bildung eingeladen werden?

 

6.    Welche finanziellen Mittel stellt Ihr Ressort zur Verfügung, um die
Intensivierung der Auseinandersetzung in der Lehrkräfteausbildung und der Lehrkräftefortbildung zu gewährleisten?

a.      Gibt es seitens Ihres Ressorts diesbezüglich mit dem
Finanzministerium Austausch?

 

7.    Welche Änderungen in den Lehrplänen der 8. Schulstufen wird es geben,
damit die Lehrkräfte ihr in Zukunft vertieftes Wissen zu diesem Thema auch im Unterricht umsetzen können?

 

8.    Welche Änderungen im Lehrplan der 12. Schulstufe AHS (unter
Berücksichtigung schulautonomer Lehrplanbestimmungen) wird es geben,
damit die Lehrkräfte ihr in Zukunft vertieftes Wissen zu diesem Thema auch im Unterricht umsetzen können?

 

9.    Welche Änderungen in den Lehrplänen der BHS wird es geben, damit die
Lehrkräfte ihr in Zukunft vertieftes Wissen zu diesem Thema auch im
Unterricht umsetzen können?

 

10. Wie viele PädagogInnen haben seit 2018 an den Fortbildungen von
_erinnern.at_ teilgenommen? Bitte um detaillierte Auflistung nach
Bundesländern, Schultypen sowie PädagogInnen der außerschulischen
Bildung und an ErwachsenenbildnerInnen.

11. Sind in Ihrem Ressort Maßnahmen zur Ausweitung der Arbeit der Plattform _erinnern.at_ vorgesehen?

a.      Wenn ja, welche?

b.      Wenn nein, warum nicht?

 

12. Wie viele SchülerInnen nahmen seit 2017 am March of the Living in Auschwitz teil? Wird die Teilnahme weiter unterstützt?

 

13. Im Regierungsprogramm wurde angekündigt, dass eine Stärkung der Erinnerungskultur für Jugendliche inner- und außerhalb der Schulen
stattfinden soll. Welche konkreten Maßnahmen wurden hierzu bereits
umgesetzt und sind in Planung?

 

14. Im Regierungsprogramm wurde angekündigt, dass für alle SchülerInnen die Möglichkeit geschaffen wird, im Rahmen des Unterrichts zumindest einmal die
KZ-Gedenkstätte Mauthausen zu besuchen. Welche konkreten Maßnahmen
wurden hierzu bereits umgesetzt und sind in Planung?

 

15. In einer Presseaussendung zum Gedenktag zu Gewalt und Rassismus am 5.
Mai gab Bundesminister Faßmann an: „Viele Angebote von _erinnern.at_,
dem Institut für Holocaust Education meines Ministeriums, wurden für die
Fernlehre adaptiert.“

a.      Welche Angebote wurden für die Fernlehre adaptiert?

b.      Sollen die digitalen Angebote von _erinnern.at_ ausgeweitet werden
und wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?

c.       Wie viele LehrerInnen haben an den digitalen Fortbildungen
teilgenommen?



[1] https://www.profil.at/oesterreich/studie-schueler-wissensluecken-ns-zeit-11472365, abgerufen am 11. Mai 2020

[2] Zitiert nach https://www.profil.at/oesterreich/studie-schueler-wissensluecken-ns-zeit-11472365, abgerufen am 11. Mai 2020