2039/J XXVII. GP

Eingelangt am 19.05.2020
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Anfrage

 

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Angstpolitik der Regierung: 2 Millionen Corona-Infizierte

Anschober distanziert sich vom viel kritisierten Corona-"Expertenpapier",…

Die Regierung ist aufgrund ihrer "Angstprotokolle" und Horrorszenarien zu Corona massiv in die Kritik geraten. "Bis zu 130.000 Tote hätte es ohne Maßnahmen gegeben" war eine der Aussagen. In einem ORF-Online-Artikel wurde die Angstpolitik und das zugrunde liegende "Expertenpapier" am 15.5. erneut thematisiert (https://science.orf.at/stories/3200763/). Dem Artikel nach verweisen Sie regelmäßig darauf, dass dieses "Expertenpapier" nicht aus Ihrem Krisenstab kommt. Das haben Sie auch schon in der Aussprache des Gesundheitsausschusses vom 23.4.2020 erwähnt. In der selben Aussprache haben Sie aber auch von 2 Millionen Corona-Infizierten gesprochen, wenn es keinen Shutdown gegeben hätte. Sie haben jedoch bis dato nicht bekannt gegeben, auf welchen Annahmen sich diese extrem hohe Zahl an Infizierten errechnet.

 

…Anschober bezieht sich jedoch offensichtlich gleichzeitig auf die Annahmen des Corona-"Expertenpapiers“

 

Die zwei Millionen waren auch kein Versprecher, da Sie von dieser Zahl schon am 14.4.2020 in der Regionalzeitung "Tips" gesprochen haben. Interessant dabei ist folgender Umstand: Wenn man die Zahl der Infizierten vom 15.3.2020 (letzter Tag vor dem Shutdown, 853 Infizierte) mit der 30%-igen täglichen Wachstumsrate aus dem Corona-"Expertenpapier" fortschreibt, kommt man für 14.4.2020 auf 2 Mio. Infizierte. Ein interessanter Zufall, dass sich Ihre Annahmen für die 2 Millionen Infizierten mit den Annahmen des Bundeskanzleramts für die 130.000 Toten zu decken scheinen. Wobei sich das Bundeskanzleramt bei seinen Zahlen auf das "Expertenpapier" stützt, von dem Sie sich aber regelmäßig distanzieren. So auch im Gesundheitsausschuss vom 23.4., wo Sie aber dennoch wieder auf 2 Millionen Corona-Infizierte verweisen haben. 

Interview von „Tips“ mit Anschober: https://www.tips.at/nachrichten/linz/wirtschaft-politik/504892-ganz-europa-schaut-auf-uns-ob-die-naechste-phase-funktioniert

 

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Aus Ihren eigenen Tweets geht zumindest indirekt hervor, dass die Menschen durchaus Gefahren erkennen, reagieren und auch von sich aus vorsichtiger werden - die R-Kurve ist bereits am 13.3., vor dem "Shutdown", gesunken. Natürlich steht außer Frage, dass der "Shutdown" die R-Kurve deutlich schneller nach unten gedrückt hat. Aber die Annahme, dass man beispielsweise die Wachstumsrate vom 15.3. einfach konstant fortschreiben kann, ist gänzlich unrealistisch. Weil dies voraussetzt, dass Menschen auf Gefahren völlig sorglos reagieren. Darum sind Ihre Prognose-Annahmen für die möglichen 2 Millionen Corona-Infizierten am 23.4. interessant.

 

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Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:



1.    Sie haben in der Regionalzeitung „Tips“ (14.4). und in der Aussprache im Rahmen des Gesundheitsausschusses vom 23.4. berichtet, dass es ohne die Corona-Einschränkungen nun zwei Millionen Corona-Infizierte gegeben hätte. Auf welchen Annahmen und Berechnungen beruht diese Zahl? Bitte um Offenlegung der Berechnungen.

2.    Wie erklären Sie, dass sich die täglichen Wachstumsannahmen für zwei Millionen Corona-Infizierte (für 14.4.2020, siehe "Tips") mit den Annahmen für die 130.000 Corona-Toten gem. Corona-"Expertenpapier" gleichen (30%-ige tägliche Wachstumsrate seit 15.3.2020)?

a.    Haben Sie die Wachstumsannahmen aus dem Corona-„Expertenpapier“ entnommen?

b.    Wenn nein, woher haben Sie Ihre Annahmen?

c.    Wenn nein, wieso haben Sie ähnliche Wachstumsannahmen wie im Corona-"Expertenpapier" verwendet, obwohl dieses Papier bereits Anfang April unter massiver Kritik stand und Sie sich selbst davon distanziert haben?

3.    Wie viele Infizierte hätte es Ihren Berechnungen nach ohne Corona-Einschränkungen:

a.    am 30.4. gegeben?

b.    am 31.5. gegeben?

c.    am 30.6. gegeben?

d.    am 31.7 gegeben?

e.    am 31.8. gegeben?

f.      am 30.9. gegeben?

g.    am 31.10. gegeben?

h.    am 30.11. gegeben?

i.      am 31.12. gegeben?