2215/J XXVII. GP

Eingelangt am 02.06.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Fragen zu regionalen Unterschieden bei Hüftgelenksoperationen

 

ÖSG - Österreichischer Strukturplan Gesundheit

Der "Österreichische Strukturplan Gesundheit" (ÖSG) bildet die bundesweite Grundlage für die integrative Gesundheitsplanung - abgestimmte Planung zwischen den Versorgungsbereichen - in Österreich. Wichtige Versorgungsbereiche sind dabei der niedergelassene Bereich und der stationäre Bereich. Neben Versorgungsstrukturstandards beinhaltet der ÖSG auch zahlreiche Daten über die aktuelle Versorgungsstruktur und Leistungsstruktur (Medizinisches Personal, KH-Betten, KH-Aufenthalte,...), sowie über den künftigen stationären Leistungsbedarf (KH-Aufenthalte). Diese Daten sind in der Planungs- und Versorgungsmatrix sehr detailliert dargestellt und lassen Vergleiche nach Diagnose-/Leistungsgruppen auf regionaler Ebene (32 Versorgungsregionen) zu. Konkret wird nach knapp Diagnose-/Leistungsgruppen unterschieden, den sogenannten MH-Gruppen (MHG). Beispielsweise erfährt man in der ÖSG-Versorgungsmatrix des "ÖSG 2017", dass in der Versorgungsregion Mostviertel (VR 35) 2014 insgesamt 708 Kniegelenksoperationen durchgeführt wurden. Vergleicht man mit dem "ÖSG 2012", erkennt man jedoch, dass damals für das Jahr 2015 im Mostviertel lediglich 553 Kniegelenksoperationen erwartet wurden. Diese deutlichen Abweichungen zwischen den tatsächlichen Operationen und dem Bedarf werfen natürlich Fragen auf. Treibt ein Überangebot an OP-Kapazitäten die Nachfrage nach oben ("Angebotsinduzierte Nachfrage") oder verursachen andere Faktoren die erhöhte Nachfrage (ein kalorienreicher Lebensstil, oder körperlich anstrengende Jobs, oder eine schlechte Versorgung in anderen Versorgungsbereichen,...).

Starke regionale Unterschiede bei Hüftgelenksoperationen

Relativ interessant ist die Leistungsgruppe "M14.d Teilendoprothetik des Hüftgelenks" bzw. "M14.e Totalendoprothetik des Hüftgelenks". Diese Leistung wurde 2014 in Österreich 23.104-mal durchgeführt, wobei man enorme regionale Unterschiede bei der  regionalen Häufigkeit erkennen kann – gemessen mit der Kennzahl "KH-Aufenthalte je 100.000 Einwohner". Während in der Versorgungsregion „VR82 Vorarlberg-Süd"  knapp 201 Hüftgelenksoperationen pro 100.000EW durchgeführt wurden, erfolgten diese Eingriffe in der "VR63 Östliche Obersteiermark" 372-mal pro 100.000EW (siehe Tabelle unten). Die Standardisierung nach Alter und Geschlecht reduziert die Differenz zumindest etwas. Insgesamt kann man Hüftgelenksoperationen gehäuft im Grenzgebiet von NÖ und OÖ (VR31 NÖ-Mitte, VR32 Waldviertel, VR35 Mostviertel, VR44 Pyhrn-Eisenwurzen), in der Obersteiermark (VR63 Östliche Obersteiermark, VR66 Westliche Obersteiermark) und in der Versorgungsregion „VR52 Pinzgau-Pongau-Lungau“ beobachten.

 

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KH-Aufenthalte und Todesfälle bei Hüftgelenksoperationen

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Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

1.    Wie haben sich die quellbezogenen, stationären KH-Aufenthalte für "M14.d Teilendoprothetik des Hüftgelenks" (ÖSG-Definition) zwischen 2015 und 2019 entwickelt? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

a.    Wie haben sich dabei die quellbezogenen, stationären KH-Aufenthalte je 100.000 EW (standardisiert nach Alter und Geschlecht) entwickelt? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

b.    Wie viele Aufenthalte davon endeten mit dem Ereignis "Tod"? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

c.    In wie vielen Fällen kam es zu einer Wiederaufnahme? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

d.    Wie haben sich die korrespondierenden LKF-Punkte zwischen 2015 und 2019 entwickelt? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

2.    Wie haben sich die quellbezogenen, stationären KH-Aufenthalte für "M14.e Totalendoprothetik des Hüftgelenks" (ÖSG-Definition) zwischen 2015 und 2019 entwickelt? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

a.    Wie haben sich dabei die quellbezogenen, stationären KH-Aufenthalte je 100.000 EW (standardisiert nach Alter und Geschlecht) entwickelt? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

b.    Wie viele Aufenthalte davon endeten mit dem Ereignis "Tod"? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

c.    In wie vielen Fällen kam es zu einer Wiederaufnahme? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

d.    Wie haben sich die korrespondierenden LKF-Punkte zwischen 2015 und 2019 entwickelt? (Darstellung je Jahr und Versorgungsregion)

3.    Wie begründen Sie die hohe Hüftgelenksoperationsrate im Grenzgebiet von NÖ und OÖ (Waldviertel, NÖ Mitte, Mostviertel, Pyhrn-Eisenwurzen)?

4.    Wie begründen Sie die hohe Hüftgelenksoperationsrate in der Obersteiermark (Östliche und westliche Obersteiermark)?

5.    Wie begründen Sie die hohe Hüftgelenksoperationsrate im südlichen Salzburg (Pinzgau, Pongau, Lungau)?

6.    In wie vielen Sitzungen hat das Ministerium mit den einzelnen Bundesländern bzw. Spitälern die regionalen Unterschiede bei Hüftgelenksoperationen besprochen? (Darstellung je Jahr und Bundesland)

a.    Bitte um Offenlegung der Protokolle?

b.    Welche Maßnahmen wurden aus den Sitzungen getroffen? (Darstellung je Jahr und Bundesland)

7.    Aus den A-IQI-Berichten 2018 und 2019 geht hervor, dass Übergewicht und Multimorbidität die Wahrscheinlichkeit einer Hüftgelenksoperation erhöhen. Welche Maßnahmen wurden daraus abgeleitet?

8.    Wie erklärt sich der Anstieg der Todesfallrate bei "Hüft-Endoprothesen-Revisionen insgesamt" (A-IQI-IDNr: 36.10) seit 2015 (siehe A-IQI-Berichte)?

9.    Wie erklärt sich der Anstieg der Todesfallrate bei "Hüft-Endoprothesen-Erstimplantationen andere" (A-IQI-IDNr: 35.30) seit 2015 (siehe A-IQI-Berichte)?