2252/J XXVII. GP

Eingelangt am 08.06.2020
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

betreffend klimafitter Wald

 

Waldbewirtschaftung ist schon wegen der langen Produktionszeiträume mit vielen Unsicherheit behaftet. Die aktuelle Klimaentwicklung verstärkt diese Unsicherheiten: die Wetterextreme häufen sich und verursachen große Schäden und in weiterer Folge Schädlingsplagen und Baumkrankheiten.

 

Dies ist allerdings kein neues Problem, sondern hat sich bereits jahrelang abgezeichnet, unternommen wurde wenig. Die Forstbehörden haben es bis jetzt verabsäumt, eine Lösung für die wiederkehrenden Schädlingsplagen zu finden und die Baumarten in den Wäldern anzupassen. Österreich ist zu 47,6 Prozent mit Wald bedeckt. Der Ertragswald wiederum besteht aus ca. 50 Prozent aus der Baumart Fichte, der keine glänzende Zukunft im Klimawandel vorhergesagt wird. Doch so pauschal lässt sich diese Aussage nicht für ganz Österreich treffen.´[1] Allgemein wird eine Baumartenmischung empfohlen, die an den jeweiligen Standort angepasst ist. Entscheidend sind dabei vor allem die übliche Temperatur und Niederschlag in der Region. Die Baumartenwahl muss aber mit längerem Anlauf stattfinden, da ein Baum 60 bis 120 Jahre braucht, bis er hiebsreif ist.[2] Somit war ein Handeln eigentlich schon vor Jahren notwendig und ist längst überfällig. Wir müssen jetzt für die nächsten Generationen handeln und unseren Wald klimafit machen. Es sind widerstandsfähige Baumarten notwendig.

 

PROHOLZ AUSTRIA hat am 19. März 2020 in Zusammenhang mit dem Internationalen Tag des Waldes am 21. März unter anderem auch folgendes festgestellt: „Drei Strategien der aktiven Waldbewirtschaftung helfen, die Gefahren des Klimawandels abzuwehren, nämlich die stärkere Durchforstung der Bestände, um den Bäumen mehr Platz zu geben und sie dadurch vitaler und stabiler zu machen. Weiters ist es notwendig, klimaresistente heimische Baumarten anzupflanzen und dabei Saatgut von südlicheren, bereits besser an die neuen Klimabedingungen angepassten Bäumen zu verwenden (geförderte Migration, Beispiel kalabrische Tanne). Dabei ist es ebenso wichtig, klimaresistente, nicht-heimische Baumarten anzupflanzen, um insgesamt die Vielfalt zu erhöhen und damit das Risiko durch klimabedingt neu auftretende Krankheiten und Schädlinge zu verringern.[3] Eine Baumart, die sicherlich eine gute Alternative für die Forstwirtschaft bietet, ist der Blauglockenbaum (auch Paulownia genannt). Dieser Baum hat leichtes Holz, ist schwer entflammbar und wächst schnell; befindet sich aber nicht auf der geltenden Holzgewächsliste. Das heißt, der Blauglockenbaum darf nicht im Wald gepflanzt werden.

 

Die Forstwirtschaft leidet gleichzeitig auch unter der aktuellen Corona-Krise und dem damit verbundenen Wirtschaftsabschwung. Der Einbruch der Holzexporte, führt zu sinkenden Preisen. Dennoch steigen aufgrund der notwendigen Schadholzaufarbeitung die Waldlager weiter an. Ein schneller Holzabtransport ist notwendig. Für weiteren Druck auf den österreichischen Holzmarkt sorgen die nach wie vor starken Holzimporte – insbesondere aus Tschechien. Das alles druckt den Preis noch weiter nach unten. Die Waldbauern stehen teilweise vor dem Ruin. Falls Forstwirte ihre Arbeit aufgeben, hat es Folgen für die Waldbewirtschaftung, das heißt auch auf den Zustand des Waldes.

 

Trotz der verheerenden Situation auf dem Holzmarkt, schüttet die Österreichische Bundesforste AG hohe Gewinne aus: „Das BMLRT erhält über die UG 42-Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Einzahlungen aus Dividenden und Gewinnausschüttungen der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf) sowie in deutlich geringerem Ausmaß von der Landwirtschaftliche Bundesversuchsanstalten GmbH (BVW). Die ÖBf zahlen zusätzlich Fruchtgenussentgelte an den Bund, die gesetzlich mit 50 % des Jahresüberschusses festgelegt sind und in der UG 45-Bundesvermögen veranschlagt und vereinnahmt werden. Die Dividende der ÖBf ist für 2020 mit 14,0 Mio. EUR budgetiert und soll damit doppelt so hoch wie im vorläufigen Erfolg 2019 ausfallen.( Gleichzeitig wird jedoch das in der UG 45-Bundesvermögen vereinnahmte Fruchtgenussentgelt nur mit 1,6 Mio. EUR und damit um 7 Mio. EUR niedriger budgetiert als der vorläufige Erfolg 2019.)“.[4]

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende

 

 

Anfrage

 

 

1.    Was planen Sie, um den Wald klimafitter zu machen?

a.    Wann werden sich die Maßnahmen, die heuer gesetzt werden, um den Wald klimafitter zu machen, auswirken?

2.    Was haben Sie bzw. Ihre Vorgänger in den letzten 10 Jahren unternommen, um einen klimafitten Wald zu erreichen?

3.    Wie groß war der Anteil der Wälder, die in den letzten 10 Jahren klimafit gemacht wurden?

a.    Welche konkreten Maßnahmen wurden gesetzt und wann?

b.    In welchen Regionen befinden sich diese „klimafitteren“ Wälder?

4.    Was haben Sie bzw. Ihre Vorgänger in den letzten 10 Jahren unternommen, um die Schädlingsplagen und Baumkrankheiten zu verhindern?

5.    Welche Unterstützungsleistungen können die betroffenen Forstwirte bei Katastrophen aktuell nützen? Bitte die Art der Unterstützung mit den jeweiligen Bedingungen auflisten.

6.    Wie oft wurden verschiedenen Unterstützungsleistungen an Forstwirte in den letzten 10 Jahren ausbezahlt und um welche Katastrophen hat es sich jeweils gehandelt?

7.    Welche Gebiete waren in den letzten 10 Jahren von Katastrophen im Wald betroffen?

8.    Wie groß war das Ausmaß der Schädlingsplagen in den letzten zehn Jahren – aufgeteilt nach einzelnen Schädlingen?

9.    Wie groß waren die Schäden durch Extremwetterphänomene in den letzten zehn Jahren?

10. Welche Unterstützungsleistungen können die Forstwirte nützen, um den Wald wieder aufzuforsten und klimafitter zu machen?

11. Ist eine langfristige Regelung für die Reduktion der Holzimporte geplant?

a.    Falls ja, welche?

b.    Falls nein, warum nicht?

12. Sind Maßnahmen geplant, die die heimische Holzproduktion unterstützen?

a.    Falls ja, welche?

b.    Falls nein, warum nicht?

13. Sind langfristige Regeln für schnelle Aufarbeitung des durch Schädlinge befallenen oder durch eine Wetterkatastrophe gefallenen Holzes geplant?

a.    Falls ja, welche?

b.    Falls nein, warum nicht?

14. Gibt es Regeln wie schnell das Frischholz aus dem Wald entfernt/abgeholt werden muss?

15. Gibt es Regeln wie schnell befallenes Holz verarbeitet werden muss?

16. Welche Maßnahmen planen Sie, damit die Holzpreise wieder steigen?

17. Wird an einer Änderung der Baumartenlisten gearbeitet?

a.    Falls ja, wie wird diese aussehen und wann wird sie umgesetzt?

b.    Falls ja, welche neuen Baumarten sollen aufgenommen werden?

c.    Falls nein, warum nicht?

18. Wie steht es um die finanzielle Situation der Österreichischen Bundesforste AG aus?

a.    Wie hoch waren die Gewinnausschüttungen in den letzten 5 Jahren?

b.    Wie wirkt sich die niedrigen Holzpreise auf die Gewinne der ÖBf aus?

c.    Warum steigt die Dividende der ÖBf gegenüber dem Jahr 2019 heuer um 50 % gestiegen?



[1] https://www.klimafitterwald.at/sie-suchen-antworten/welche-baumarten-haben-in-oesterreich-zukunft/

[2] https://www.klimafitterwald.at/sie-suchen-antworten/welche-baumarten-haben-in-oesterreich-zukunft/

[3] https://www.waldverband.at/proholz-austria-aktive-waldbewirtschaftung-sichert-den-klimaschutz/

[4] Budgetdienst zum Budgetentwurf, Untergliederungsanalyse UG 42-Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Seite 15