2510/J XXVII. GP
Eingelangt am 25.06.2020
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Anfrage
Das Bundesrechenzentrum (BRZ) ist der führende IT Service Provider im Public Sector in Österreich; als E-Government-Partner der österreichischen Verwaltung entwickelt und betreibt das BRZ zentrale IT-Lösungen der öffentlichen Hand und verfügt über eines der größten Rechenzentren (1300 MitarbeiterInnen, 30.000 betreute IT-Arbeitsplätze und 4.600 TB gespeicherte Daten) des Landes.
Über das Bundesrechenzentrum laufen die Haushaltsverrechnung des Bundes, die Bundesbesoldung, FinanzOnline, e-Zoll, ELGA, Grund- und Firmenbücher, usw. (Link); das Bundesrechenzentrum ist damit mit Fug und Recht als Hüterin der sensibelsten/intimsten Daten der ÖsterreicherInnen zu bezeichnen.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen nachstehende
Anfrage:
1. Was genau war
im Rahmen des Projekt „Edelstein“ (Übertragung der
Bundesanteile der BRZ GmbH an die ÖBAG zur Weiterveräußerung an
die Post AG) geplant? Wurden dazu Gutachten eingeholt? Wenn ja, wer hat sie
beauftragt, wer hat sie verfaßt und zu welchem Schluß kommen diese
Gutachten? Was haben diese Gutachten gekostet?
2. Wer hat das
Projekt „Edelstein“ initiiert und forciert? Wer trägt
dafür die politische Verantwortung? Wer ist rechtlich verantwortlich?
3. Welche
Organisationen und MitarbeiterInnen des BMF waren in die Vorbereitung des
Projekts „Edelstein“ eingebunden? Waren in die Vorbereitungen des
Projekts auch MitarbeiterInnen des BKA, des BMI, des BMJ oder anderer Ressorts
eingebunden und wenn ja, wer? Waren in die Vorbereitungen auch VertreterInnen
der Länder, Städte oder Gemeinden involviert und wenn ja, wer?
4. War der damalige Generalsekretär des BMF und Büroleiter von BM Löger, Herr Thomas Schmid, in das Privatisierungsvorhaben eingebunden? Hat er es initiiert? An welchen Besprechungen und mit welchen TeilnehmerInnen hat Herr Schmid bezüglich des BRZ-Privatisierungsvorhabens teilgenommen?“
5. Welche Kosten
sind für die Vorbereitung des Projekts „Edelstein“ entstanden?
6. Wurden zur
Vorbereitung des Projekts „Edelstein“ Vorgespräche mit der
Post AG geführt und wenn ja, von wem mit wem?
7. Wurden zur
Vorbereitung des Projekts „Edelstein“ Vorgespräche mit der BRZ
GmbH geführt und wenn ja, von wem mit wem?
8. Die
Bundesrechenzentrum GmbH betreibt eines der größten Rechenzentren Österreichs
und ist Hüterin des Datenschatzes der Republik; die Liste der Services der
Bundesrechenzentrum GmbH für die BürgerInnen, Unternehmen und die
Verwaltung liest sich wie das „Whoiswho“ sensibelster Anwendungen
und Daten: digitales Amt. ELGA, Finanzonline, Grundbuch, Firmenbuch......... um
nur einige wenige zu nennen. Diese Fülle sensibler/intimer Daten gerade der
Post AG überantworten zu wollen, entbehrt nicht gewisser Ironie (siehe
Verfahren der Datenschutzbehörde gegen die Post AG wegen Verstößen
gegen die DSGVO - Weitergabe von Parteiaffinitäten). Welche
datenschutzrechtlichen Absprachen waren im Projekt „Edelstein“
vorgesehen, um die intimsten Daten der ÖsterreicherInnen zu schützen?
Welche dieser Dokumente liegen vor und was beinhalten sie?
9. Wurde in Vorbereitung
des Geheimprojektes auch geprüft, ob die Privatisierung und damit eine
Übereignung personenbezogener Daten an die Post AG nach der DSGVO
überhaupt zulässig ist? Wenn ja, mit welchem Resultat?
10. Wie dem Profil-Artkel
zu entnehmen ist, rechnete das BMF mit keinen nennenswerten Erlösen durch
die (Teil)Privatisierung der BRZ GmbH: „Die BMF-Akten legen auch den
Schluss nahe, dass das Finanzministerium mit keinem nennenswerten
Verkaufserlös rechnete. Das Bundesrechenzentrum arbeitet für den
Staat nach dem so genannten Kostendeckungsprinzip, es verrechnet seine
Leistungen faktisch zum Selbstkostenpreis; die Gewinne sind entsprechend
schmal. 2018 lag das Ergebnis vor Steuern bei gerade einmal 574.340 Euro.
„Verkaufspreis für BRZ GmbH mangels Gewinn kaum darstellbar“,
heißt es in einem der zahlreichen Memos des Finanzministeriums.“(profil)
Welchen Verkaufserlös kalkulierte das BMF für die
Übertragung und falls dieser tatsächlich „nicht
nennenswert“ war, warum wurde die Übertragung der Bundesanteile der
BRZ GmbH an die ÖBAG zur Weiterveräußerung an die Post AG sowie
die Rückführung des Kaufpreises durch die ÖBAG an das BMF
überhaupt ventiliert und diskutiert?
11. Welche Vorbereitungen
hat das Projekt „Edelstein“ für die IT-Leistungen der Republik
Österreich vorgesehen? Wurden dazu Gutachten eingeholt? Wenn ja, was sagen
diese? Was haben diese Gutachten gekostet?
12. War das Projekt „Edelstein“ im Zusammenhang mit der IT-Konsolidierungsstrategie des Bundes zu sehen? Ergibt sich aus dem Bericht eine Empfehlung die Privatisierung des BRZ in Angriff zu nehmen?
13. Das aktuelle Regierungsprogramm sieht eine „verstärkte Zusammenarbeit des Bundesrechenzentrums mit der Statistik Austria“ bzw. „die Weiterentwicklung des BRZ in ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung in der Bundesverwaltung“ vor. In welcher Form soll die verstärkte Zusammenarbeit des BRZ mit der Statistik Austria erfolgen? Was ist konkret vorgesehen? Welcher Zeithorizont liegt vor?
14. „Es gibt keine Pläne, das BRZ an die Post zu übertragen , schrieb das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort , Ressortchefin: Margarete Schramböck, ÖVP auf Anfrage der recherchierenden Medien. Das Ministerium nehme die „Eigentümer-Vertreter-Rolle sehr ernst“ und arbeite an „einer Weiterentwicklung des BRZs in Richtung eines Kompetenzzentrums für Digitalisierung. Aktuell laufen Gespräche mit relevanten Stakeholdern und Vorarbeiten zur geplanten IT-Konsolidierung“ werden Sie im Profil zitiert. Welche konkreten Resultate haben die bisher laufenden Gespräche zur geplanten IT-Konsolidierung ergeben? Was ist genau geplant?