2654/J XXVII. GP

Eingelangt am 07.07.2020
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

 

betreffend Deutschkenntnisse im Gymnasium

 

„Gymnasium Reutte wirbt auf Türkisch für Deutschkurs“ titelte die Tiroler Tageszeitung vom 16.06.2020 auf der Seite 12.

 

Auf der Homepage der größten Außerferner Schule lädt Direktor Manfred Pfeifer auch auf Türkisch zur sprachfördernden Sommerschule. „Auf der Homepage des Gymnasiums Reutte hat Direktor Manfred Pfeifer das Angebot einer Sommerschule für die letzten zwei Ferienwochen publiziert. Zuerst in deutscher Sprache, dann auf Türkisch. Eine Aktion des Unterrichtsministeriums, das angesichts der Corona-Auswirkungen an den Schulen eine zusätzliche Chance zum Festigen oder Erlernen der Schulsprache Deutsch im ganzen Bundesgebiet anbietet“, so die Tiroler Tageszeitung.

 

Weiter im Text erklärt der Direktor des Gymnasiums: „Die Zeiten ändern sich, wie Pfeifer erklärt. 'Schüler, die die 4. Klasse der Volksschule mit einem Zweier in Deutsch abschließen, haben das Recht, das Gymnasium zu besuchen.' Einige wenige von ihnen seien dann aber kaum in der Lage, sich auf Deutsch so auszudrücken, dass sie den Anforderungen des Schulbetriebs gewachsen seien. Selbstverständlich versuche man sie besonders zu fördern, auch die Eltern einzubinden. […] Er hofft, über die Türkisch-Mitteilung die "Problemfälle" direkt erreicht zu haben.“

 

Damit ist festgehalten, dass das Gymnasium von Schülern besucht wird, die den Anforderungen des Schulbetriebs nicht gewachsen sind. Die Aussagen des Direktors lassen darauf schließen, dass dies nicht ein Einzelfall ist. Dabei ist für die Aufnahme eine Eins oder ein Zweier im Zeugnis Bedingung. Bildungspolitisch ist es sehr bedenklich, wenn Kinder mit so guten Noten nicht entsprechend Deutsch können. Wie ist es dann bei Kindern die schlechtere Note bekommen?

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende

 

 

Anfrage

 

 

1.    Wie viele Schüler an den Gymnasien in Österreich haben Probleme sich auf Deutsch so auszudrücken, dass sie den Anforderungen des Schulbetriebs gewachsen sind? (Bitte um Aufteilung nach Bundesländern)

a.    Wie hat sich diese Zahl in den letzten fünf Jahren entwickelt?

b.    Gibt es bestimmte „Hotspots“, wo es besonders viele Schüler mit Deutschproblemen gibt?

c.    Falls ja, welche sind es und was wurde unternommen, um die Situation zu ändern?

2.    Wie werden die Deutschkenntnisse der Schüler im Gymnasium beurteilt und welche Folgen hat es, wenn man feststellt, dass sie nicht in der Lage sind, sich auf Deutsch so auszudrücken, dass sie den Anforderungen des Schulbetriebs gewachsen sind?

3.    Wie viele Schüler wechseln jährlich vom Gymnasium in die NMS? (Bitte um Auflistung nach Bundesländern für die letzten fünf Jahre)

4.    Mit welchem Deutschniveau sollten die Schüler die Volksschule verlassen?

5.    Welche Deutschkenntnisse sind im Detail erforderlich, um in der vierten Klasse Volksschule mit einer Eins beurteilt zu werden?

6.    Welche Deutschkenntnisse sind im Detail erforderlich, um in der vierten Klasse Volksschule mit einem Zweier beurteilt zu werden?

7.    Ist von einem Schüler in der vierten Klasse Volksschule zu erwarten, dass er soweit die deutsche Sprache versteht, dass er jedem Thema auf Deutsch folgen kann?