3121/J XXVII. GP

Eingelangt am 18.08.2020
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Thomas Drozda,

Genossinnen und Genossen

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Tweet Ihres Pressesprechers

Ihr stellvertretender Kabinettschef und Pressesprecher, Daniel Kosak, postete am 7. August einen Tweet[1], der einen Screenshot eines Mails des Journalisten Benjamin Weiser des Online-Mediums ZackZack inklusive dessen Kontaktdaten beinhaltete. Im Tweet bezeichnete Daniel Kosak die Frage des Journalisten nach etwaigen Verwandtschaftsverhältnissen mit Personen, die im „Safe-A“-Projekt tätig sind und denselben Nachnamen tragen, als „absurde Unterstellung“.

 


Dass rund um das fehlgeschlagene Projekt „Safe A“ viele Fragen offenstehen und Transparenz geschaffen werden muss, hat sich in den letzten Wochen deutlich
gezeigt. Darüber wurde auch in verschiedenen Medien berichtet.
Es ist daher
anzunehmen, dass die PressemitarbeiterInnen Ihres Kabinetts mit verschiedenen
Anfragen von JournalistInnen zu diesem Thema konfrontiert waren. JournalistInnen,
die Ihrer Sorgfaltspflicht bei der Recherche von Sachverhalten nachgehen,
Unterstellung vorzuwerfen und Kontaktdaten in sozialen Netzwerken zu
veröffentlichen, ist vor diesem Hintergrund besonders bedenklich. Ein solches
Verhalten dient ausschließlich der Einschüchterung von JournalistInnen und ist ein offensichtliches Beispiel dafür, wie die Bundesregierung versucht, kritische
Berichterstattung zu verhindern und die Pressefreiheit einzuschränken.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus nachstehende

Anfrage

1.    Wie viele Anfragen von Medien haben Sie und Ihr Ressort seit Beginn der Legislaturperiode erhalten, in denen sich JournalistInnen aufgrund journalistischer Sorgfaltspflicht nach etwaig vorhandenen Verwandtschaftsverhältnissen und freundschaftlichen Beziehungen erkundigen?

a.    Wurden alle Anfragen derartig brüsk als Unterstellung abgewehrt oder doch einfach in Ruhe professionell beantwortet, ohne sie in den Sozialen Medien öffentlich zu machen?

2.    Welche Konsequenzen haben Sie aus dem Vorgehen und dem Einschüchterungsversuch Ihres Pressesprechers gezogen?

a.    Hat hierzu ein klärendes Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Pressesprecher stattgefunden?

b.    Ist Ihr Pressesprecher weiterhin für die Beantwortung von kritischen Medienanfragen zuständig?

3.    Wann wurde der betroffene Tweet gelöscht?

a.    Haben Sie von Ihrer Seite auf eine Löschung gedrängt?

4.    Was werden Sie unternehmen, um in Zukunft zu verhindern, dass von Ihren MitarbeiterInnen personenbezogene Daten von JournalistInnen als eine Form der versuchten Einschüchterung in den Sozialen Medien geteilt werden?

a.    Wie beurteilen Sie das Verhalten Ihres Pressesprechers in der konkreten Causa hinsichtlich der DSGVO?

5.    Hat Ihr Pressesprecher dem Journalisten eine Antwort per Mail auf seine Fragen geschickt?

a.    Wenn ja, war diese im Wortlaut mit dem Tweet ident?

b.    Wenn ja, wann wurde diese versandt? Geschah dies vor oder nach der Veröffentlichung des Tweets?

c.     Wenn nein, warum nicht?

6.    Was werden Sie unternehmen, um kritische Berichterstattung und die Pressefreiheit zu schützen?

7.    Gibt es Richtlinien für BeamtInnen und KabinettsmitarbeiterInnen des BMLRT in Hinblick auf die Nutzung von Twitter-Accounts?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

8.    Gibt es generell in Ihrem Ressort Konsequenzen bei Verfehlungen von MitarbeiterInnen im Rahmen von auf Social Media gesetzten Aktivitäten?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

9.    Gab es Rügen, Disziplinarverfahren, Verweise, o.a. gegen MitarbeiterInnen des BMLRT in dieser Gesetzgebungsperiode auf Grund von auf Social Media gesetzten Aktivitäten?

a.    Wenn ja, welcher Art waren die Maßnahmen?

b.    Aus welchen Gründen erfolgten diese?

10.  Hat Ihr Pressesprecher auch die journalistischen Anfragen zu den Beratungsleistungen von Beratungsagenturen (zB. McKinsey oder BCG) im Rahmen des „Safe A“ Projekts bearbeitet?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, wer ist für journalistische Anfragen in diesem Zusammenhang zuständig?

11 .Wie viele MitarbeiterInnen Ihres Kabinetts haben in ihrer bisherigen Karriere für PR-Büros, Beratungsagenturen (z.B. McKinsey oder BCG) gearbeitet?

a.    Bitte um exakte Auflistung der Namen und der Funktion sowie des entsprechenden Unternehmens, das auf den/die MitarbeiterIn zutrifft.

12.  Medienberichten zufolge, wickelte die Schütze Positionierung GmbH für das Projekt „Safe A“ Anfragen von Laboren ab. Welchen konkreten Auftrag hat die Agentur des PR-Beraters Gregor Schütze im Rahmen des „Safe A“ Projekts abgewickelt? Bitte um exakte Leistungsbeschreibung und Auftragsvolumen.

a.    Gab es eine öffentliche Ausschreibung für diesen Auftrag?

b.    Wenn nein, warum haben Sie von einer öffentlichen Ausschreibung abgesehen?

13. Welche externen Firmen wurden im Zuge der Corona Krise seitens des BMLRT beauftragt? Bitte um exakte Auflistung der Unternehmen, Auftragssummen und Leistungsbeschreibungen.

a.    Bei welchen Unternehmen gab es vor der Beauftragung eine öffentliche Ausschreibung?

b.    Bei Fehlen einer Ausschreibung, warum haben Sie von einer öffentlichen Ausschreibung abgesehen?



[1] https://zackzack.at/2020/08/08/ministeriumssprecher-veroeffentlicht-anfrage-und-handynummer-von-zackzack-journalist-im-netz-drohanruf-offener-brief-an-elisabeth-koestinger/