3403/J XXVII. GP

Eingelangt am 16.09.2020
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

 

 

betreffend die Eigenversorgung mit Martinigänsen

 

Durch die Coronakrise ist die Bedeutung der Eigenversorgung wieder in den Vordergrund gerückt. Die österreichischen Kunden verlangen zudem schon lange nach mehr Regionalität und Tierwohl.

 

Insbesondere beim Geflügel ist jedoch keine Selbstversorgung in Österreich sichergestellt. Gegenwärtig stehen wir kurz vor der Matinigans-Saison, haben jedoch  in Österreich lediglich 24 % (2018) Selbstversorgung mit Gänsen.[1] Der Rest muss importiert werden, was bei den Kunden oft Kritik aufwirft, da im Ausland die Haltungsbedingungen der Gänse bei weitem nicht unseren Standards entsprechen. Während es in Österreich das Stopfen oder der Lebendrupf verboten ist, ist dies leider in anderen EU-Ländern wie Ungarn oder Polen nach wie vor erlaubt. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 1.456 Tonnen geschlachtete unzerteilte Gänse (frisch und gefroren) importiert. Davon stammen alleine 1.406,1 Tonnen aus Ungarn, wo deutlich niedrigere Standards als bei uns gelten.[2]

 

Heimische Gänse grasen von Frühling bis Herbst auf einer Weide mit 100 Quadratmeter Grünfläche pro Gans. Dadurch hat das Fleisch eine andere Qualität, es ist fettarmer und die Aufzuchtzeiten der Tiere dauern deutlich länger -  rund 26 Wochen statt 12 Wochen, was zu einem höheren Preis führt. Damit der Konsument diesen auch zahlt, braucht es entsprechende Aufklärung und ein ausreichendes Angebot an heimischer Ware. Da derzeit 76 % der Gänse importiert werden, müssen dringend Maßnahmen zur Steigerung der Selbstversorgung ergriffen werden.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende

 

 

Anfrage

 

1.    Wie viele Gänse wurden in den letzten 5 Jahren importiert? 

a.    Aus welchen Ländern wurden diese Gänse importiert?

b.    Wie sind die Importe im Laufe eines Jahres aufgeteilt?

2.    Wie viele Gänse müssten in Österreich gehalten werde um die "Martinigansl-Saison" aus eigener Produktion zu decken?

3.    Hat der Konsument genügend Auswahl beim Gänsefleisch und Gänsefleischprodukten?

4.    Wie kann sichergestellt werden, dass überall – in beinah allen Lebensmittelgeschäften – auch heimische Gänse im Angebot sind?

5.    Was unternimmt das BMLRT dafür, dass die Produktion von Gänsefleisch in Österreich steigt?

6.    Welche konkreten Maßnahmen wurden gesetzt, um die Gänseproduzenten zu unterstützen?

7.    Welche konkreten Maßnahmen sind geplant für die Zukunft, um die Gänseproduzenten zu unterstützen?

8.    Gibt es einen langfristigen Plan um eine Selbstversorgung beim Gänsefleisch zu erreichen?

a.    Falls ja, wie sieht dieser aus und wo ist er veröffentlicht?

b.    Falls ja, was ist der Zielwert bei der Eigenversorgung mit Gänsefleisch?

c.    Falls nein, warum nicht?

9.    Ist ein Verbot von Importen aus den Ländern geplant, die ihre Gänse stopfen?

a.    Falls ja, wann?

b.    Falls nein, warum nicht?

10. Ist eine Kennzeichnungspflicht für Gänse, die gestopft wurden und für Produkte aus solchen geplant?

a.    Falls ja, wann?

b.    Falls nein, warum nicht?

11. Werden heimische Bauern, die nach hohen Standards produzieren, gegenüber den Billigimporten benachteiligt?

a.    Falls ja, was plant BMLRT dagegen zu unternehmen?

b.    Falls nein, wie begründen Sie dies?

12. Werden Sie sich auf der EU-Ebene für bessere Tierwohlstandards bei der Gänseproduktion in den anderen EU-Ländern einsetzten?

 

 



[1] https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/index.html, zitiert am 20. August 2020

[2] https://www.heute.at/s/meisten-ganse-die-in-osterreich-gegessen-werden-sind-aus-dem-ausland-weihnachtsgans-49005512, zitiert am 20. August 2020